Marktsondierungsreise nach Rom (2019)
WKÖ-Vizepräsidentin und FiW-Bundesvorsitzende Schultz begleitet Unternehmerinnen beim Schritt in den Export – Italien ist Österreichs zweitgrößter Wirtschaftspartner
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„Women only“ hieß es auch diesmal wieder bei der von Frau in der Wirtschaft (FiW) initiierten dritten WKÖ-Unternehmerinnen-Reise Anfang Oktober nach Rom. „Die österreichische Wirtschaft ist stark exportorientiert. Mir ist wichtig, dass hier auch Frauen ihre Chancen nutzen. Deshalb begleiten wir speziell Unternehmerinnen beim Weg in den Export, zeigen ihnen gute Marktchancen vor Ort auf, vernetzen und ermutigen sie“, betonte Martha Schultz, WKÖ-Vizepräsidentin und FiW-Bundesvorsitzende, anlässlich der größten jemals von der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) organisierten „rein weiblichen“ Marktsondierungsreise nach Italien.
Mit Unterstützung der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA bot Frau in der Wirtschaft den mehr als 50 Unternehmerinnen aus ganz Österreich – erstmalig waren Unternehmerinnen aus allen 9 Bundesländern vertreten - ein umfangreiches, hochkarätiges Programm. Im Fokus der Reise standen Besuche bei Top-Unternehmen aus der Modebranche, Lebensmittelindustrie und auch aus der Start-up-Szene.
Schultz: Österreichs Wirtschaft wird immer weiblicher
Österreichs Wirtschaft wird immer weiblicher - die 120.000 Unternehmerinnen sind eine treibende Kraft und leisten einen unverzichtbaren Beitrag für die heimische Wirtschaft. Bereits mehr als jedes dritte Unternehmen wurde 2018 von einer Frau geleitet (37,4%) und auch die Zahl der weiblichen Gründerinnen stieg in den vergangenen Jahren stetig an und lag im Vorjahr bei einem Rekordanteil von 45,3%. „Diese wirtschaftliche Realität muss sich nun endlich auch in unserem Alltag widerspiegeln“, appelliert Schultz für verbesserte Rahmenbedingungen für Unternehmerinnen, allen voran einen raschen und flächendeckenden Ausbau der Kinderbetreuung in Österreich oder der Senkung der Lohnnebenkosten.
Italien: Österreichs zweitgrößter Wirtschaftspartner mit 25,5 Mrd. Euro Außenhandelsvolumen
Mit einem Handelsvolumen von 25,5 Mrd. Euro im Jahr 2018 ist Italien der zweitwichtigste Wirtschaftspartner Österreichs. Bei den Warenexporten hält unser südliches Nachbarland - nach Deutschland und den USA – den 3. Platz. Die österreichischen Warenlieferungen nach Italien erhöhten sich im Vorjahr um über 7% auf fast 10 Mrd. Euro, die Warenimporte aus Italien wuchsen um über 9% auf rund 10 Mrd. Euro. Zu den wichtigsten Exporten „Made in Austria“ zählten bearbeitete Waren, u.a. Eisen und Stahl und diverse Metalle, gefolgt von Maschinenbauerzeugnissen, Fahrzeugen und chemischen Erzeugnissen - hauptsächlich Medizin, pharmazeutische Erzeugnisse und Kunststoffe. Stärkste Importgüter waren Maschinenbauerzeugnisse und Fahrzeuge sowie Eisen und Stahl. Beliebt sind in Österreich „Made in Italy“-Produkte wie Nahrungsmittel, Kleidung und Schuhe.
Auch wenn die Ausfuhren nach Italien im ersten Halbjahr 2019 nur mehr um 0,6% auf 5,02 Mrd. Euro stiegen, könnten sie im Gesamtjahr das Vorkrisen-Niveau (2008: 10,01 Mrd. Euro) erstmals wieder erreichen. Österreichs Importe aus Italien legten in der ersten Jahreshälfte 2019 um 4,6% zu und erreichten 5,12 Mrd. Euro.
Gute Chancen für rot-weiß-rote Unternehmen am italienischen Markt
„Dank des guten Qualitätsimages und der stark differenzierten Waren- und Dienstleistungspalette, die Österreichs Unternehmen anbieten können, bestehen grundsätzlich sehr positive Aussichten für heimische Unternehmen, den großen Nachbarmarkt Italien erfolgreich zu bearbeiten“, betont Schultz. Die AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA unterstützt vor Ort mit einem umfassenden Serviceprogramm inklusive Innovations- und Kreativschwerpunkt. Nachgefragt sind Technologien für Industrie 4.0/Digitalisierung, auch Investitionen im Tourismusbereich bieten Geschäftsmöglichkeiten für österreichische Firmen. Neue Chancen zeigen sich in der „Green Economy“ sowie im Infrastrukturbereich und Gesundheitswesen. Lebensmittel „Made in Austria“ sind ein Dauerbrenner.
„Tausende österreichische Unternehmen punkten in Italien mit innovativen Angeboten und sind etwa in der boomenden Tourismusszene mit spannenden Projekten erfolgreich“, unterstrich die Wirtschaftsdelegierte für Italien, Gudrun Hager. „Umgekehrt zählten österreichische Tourismusbetriebe 2018 über eine Mio. Gäste aus Italien.“
EUROCHAMBRES European Economic Forum 2019 - Schultz: „Europa ist Herzensangelegenheit“
Geballte rot-weiß-rote Frauenpower on Tour gab es dann auch beim Eurochambres European Economic Forum 2019 (EEF), bei dem sich die Unternehmerinnen mit Kolleginnen aus ganz Europa austauschen konnten. Dabei standen aktuelle politische Themen für die europäische Wirtschaft, wie der Fachkräftemangel, Handelspolitik oder Digitalisierung im Fokus. „Europa ist – ebenso wie das Thema Frauen – eines meiner Herzensanliegen. Deshalb freut es mich besonders, diese beiden Themen verknüpfen zu können,“ betonte Schultz, die als Vorsitzende des European Women Network (EWN) von EUROCHAMBRES den Austausch von neuen Ideen, best practices und konkreten Erfahrungen initiiert, um auf die gemeinsamen sozioökonomischen Trends und Herausforderungen von Unternehmerinnen des 21. Jahrhunderts reagieren zu können.
Kurzprofile der Firmenbesuche am 8. Oktober
- Fendi ist ein international tätiges italienisches Modeunternehmen, besonders bekannt für seine Lederwaren, Mode und Pelzwaren. Während des Besuchs erhielten die Unternehmerinnen einen Einblick in die innovative Welt der Textilindustrie im historischen Headquarter der Firma - dem Palazzo Fendi im Herzen Roms. Von einem 1918 von den Gründern Edoardo Fendi und Adele Casagrande Fendi eröffneten Pelzgeschäft zur internationalen Modemarke: Fendi hat die Modewelt mit Eleganz und der Hartnäckigkeit ihrer Töchter - Paola, Anna, Franca, Carla und Alda - den berühmten "Fendi-Schwestern" erobert, die die Firma 1946 übernahmen. Die „Sorelle Fendi“ brachten das Modehaus mit unternehmerischen Talent und Kreativität zum heutigen Welterfolg. Der Umsatz belief sich 2017 auf über eine Milliarde Euro. Chefdesigner der Fendi-Damenlinie war lange Zeit Karl Lagerfeld. Seit 1994 ist Silvia Fendi Co-Designerin der Damenlinie, Chefdesignerin für Accessoires und Lederwaren sowie seit 2004 Designerin der Fendi-Herrenkollektion
- Der Start-Up Hub Talent Garden ist Europas größtes in Italien entwickeltes Co-Working-Netzwerk, mit 18 Standorten in sechs Ländern (u.a. in Wien) und beherbergt Start-ups, Expertinnen und Experten für digitale Innovation. Der Campus ist mit seinen Coworking Spaces, Veranstaltungen und Schulungsangeboten ein idealer Ort, um Netzwerke zu erweitern und Geschäftsaktivitäten auszubauen. Der im September 2019 eröffnete, dritte römische Campus “Talent Garden Ostiense”, den die Delegation besuchte, ist ein innovatives Zentrum im Herzen Roms. Ziel ist, das Networking in der Start-up-Szene zu fördern und das digitale Wachstum zu beschleunigen. Der Talent Garden Ostiense ist auf eine Community von über 300 Mitgliedern ausgerichtet, befindet sich in einem 5.000 Quadratmeter großen Gebäude, von dem mehr als 500 ausschließlich Veranstaltungen und Netzwerken gewidmet sind. Inkludiert sind auch ein neuer digitaler Hub mit innovativen Arbeitsbereichen und einer Innovationsschule, dem FabLab.
- Die Produkte des alteingesessenen Unternehmens GENTILINI sind jeder Römerin und jedem Römer seit Kindesbeinen bekannt: seit 1890 ist die Firma auf Keksproduktion spezialisiert und zählt zu den bekanntesten Unternehmen seiner Branche in ganz Italien. Die österreichische Delegation bekam bei ihrem Besuch Einblick in die Produktion und in das Erfolgsrezept des Unternehmens, wobei die Leidenschaft für Qualität, die Bewahrung alter Aromen und natürlich die Tradition einen wesentlichen Anteil haben. Gentilini erzählt die Geschichte eines kleinen Handwerksbetriebes zur Herstellung von Brot und Keksen, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine erstaunliche Expansion erlebte. Im Laufe der Jahre hat Gentilini seine "Geschmackswerkstatt" mit äußerst erfolgreichen Produkten wie Novellini, Fette Biscottate, Frollini, Panettone und dem Kuchen „Delizia Romana“ bereichert, welche das Unternehmen zur einem der Marktführer gemacht haben.