Wie führe ich das Interview mit meiner:m Bewerber:in?
Sie lernen den/die Bewerber:in kennen, es ist der Tag des Interviews. Nun gibt es zwei Wege, wie Sie Ihr Gespräch durchführen, online oder persönlich vor Ort.
Lesedauer: 6 Minuten
Onlinetermin
Kurz vor dem Termin – Technikcheck
Gehen Sie vor dem Termin sicher, dass Ihre gesamte Technik funktioniert und Sie eine stabile Internetverbindung haben. Sie können bei Ihrem Meeting-Anbieter z. B. im Vorhinein checken, ob Ihre Kamera funktionstüchtig ist, ihr Mikrofon eingestellt ist und Sie im Meeting mit Ihrem/r Bewerber:in interagieren können (z. B. Nutzung der Chatfunktion).
Ablauf des Online-Termins
Prima! Der Termin beginnt. Jetzt können Sie mit Ihrem Gespräch loslegen. Diese Schritte können Ihnen als Richtwert dienen:
- Erkundigen Sie sich, ob Sie deutlich gehört und gesehen werden.
- Geben Sie einen kurzen Ausblick über das heutige Gespräch.
- Beginnen Sie mit einer Vorstellungsrunde Ihrerseits und erzählen Sie über Ihr Unternehmen. Als Ergänzung können Sie auch eine Präsentation zeigen (Funktion: Bildschirm teilen).
- Fragen Sie Ihren/e Bewerber:in, ob es hierzu Fragen gibt, und beantworten Sie diese.
- Lernen Sie Ihre/n Bewerber:in besser kennen. Er/sie soll Ihnen seinen/ihren Lebenslauf und seine/ihre Kompetenz erläutern. Haken Sie bei Bedarf ein, wenn Sie bestimmte Themen nicht verstanden haben.
- Stellen Sie fachliche Fragen und finden Sie heraus, ob sich der/die Bewerber:in für Ihr Unternehmen eignet.
Beispiel Ordinationsassistenz
Haben Sie bereits Erfahrung im Umgang mit medizinischen Geräten?
Beispiel Schlosser-Lehrling
Hast du als Kind und Jugendlicher zu Hause Bastelarbeiten gemacht oder deinen Eltern bei Reparaturen geholfen?
Beispiel Gastronomie-Fachperson
Was machen Sie, wenn ein Gast mit seinem Essen nicht zufrieden ist?
Geben Sie dem/r Bewerber:in einen ersten Eindruck, ob er in Frage kommen könnte. Haken Sie bei Bedarf nochmals mit ein zwei kritischen Fragen nach oder ergänzen Sie Ihren Eindruck um Fragen zur Persönlichkeit (Achtung: Fragen zu Schwangerschaft, Ethnie, etc. sind strengstens untersagt).
Beispiel
Wie gehen Sie mit Stress um? Was machen Sie, um sich zu entspannen?
Sind Sie generell ein aufgeschlossener Mensch oder arbeiten Sie lieber allein?
So beenden Sie das Gespräch
- Fragen Sie nach den Gehaltsvorstellungen und der Verfügbarkeit und ggf. danach warum der/die Bewerber:in das letzte Unternehmen verlassen hat. Decken Sie letzte Rückfragen vom/von der Bewerber:in ab und bedanken Sie sich für das Gespräch.
- Geben Sie einen Zeithorizont an, bis wann Sie eine Entscheidung treffen werden oder vereinbaren Sie einen nächsten, persönlichen Termin.
- Bedanken Sie sich für das Kommen und beenden Sie das Gespräch.
Persönlicher Termin
Der persönliche Termin unterscheidet sich inhaltlich kaum vom Online-Termin, er ist jedoch noch ein wenig ausführlicher. Der persönliche Termin kann verschiedenermaßen stattfinden. Entweder Sie utzen ihn als
- Ergänzung, um Ihre bereits online kennengelernten Bewerber:innen besser einschätzen zu können
- Als Ersttermin (statt eines Online-Termins) oder
- Als eine Kombination aus Kennenlernen und Probetag (wenn Ihnen der/die Bewerber:in sympathisch ist und Sie sich schon sehr sicher sind).
Wenn das Ihr erster Termin nach dem Online-Gespräch ist, beachten Sie, dass Ihre Bewerber:innen mitunter nervöser, im Vergleich zum Online-Termin sind, da persönlicher Kontakt und eine unbekannte Umgebung ein höherer Stressfaktor sein können. Wichtig ist, dass Sie Ihren Bewerber:innen schon von Anfang an ein vertrauenswürdiges, gutes Gefühl bieten. Das schafft direkt Sympathie.
Gesprächseröffnung
Beginnen Sie mit Small Talk. Bedanken Sie sich für ihr/sein Kommen. Fragen Sie Ihre Bewerber:innen, ob sie/er den Weg zu Ihnen gleich gefunden hat (lässt auch Rückschlüsse auf die Organisiertheit der Bewerber:innen zu) und versuchen Sie einen persönlichen Anknüpfungspunkt aus den Unterlagen als Eröffnungsfrage heranzuziehen. Sie können den Gesprächsverlauf maßgeblich positiv beeinflussen, wenn Sie sich die Zeit nehmen, um sich auf Ihr Gegenüber einzustellen und den Bewerber:innen die Möglichkeit geben, wirklich bei Ihnen anzukommen. Erst wenn ein Kontakt zwischen Ihnen und den Bewerber:innen besteht, erklären Sie den Gesprächsverlauf und wie Sie sich das Interview vorstellen.
Wir empfehlen Ihnen folgende Vorgehensweise
- Ihre persönliche Vorbereitung auf das Vorstellungsgespräch wird die Qualität des gesamten Gespräches beeinflussen. Nehmen Sie sich dazu Ihr definiertes Anforderungsprofil zur Hand.
- Die Bewerber:innen sind Ihr Gast, behandeln Sie Ihre Bewerber:innen auch dementsprechend, sie werden ihre Eindrücke aus diesem Gespräch mit nach außen nehmen.
- Nehmen Sie den Bewerber:innen ihre Nervosität.
- Geben Sie den Bewerber:innen den nötigen Raum für eigene Erzählungen und Selbstpräsentation, so werden Sie am meisten über diese Person in Erfahrung bringen.
- Schreiben Sie so viel wie möglich von Ihren Eindrücken des Gespräches und zur Person selbst mit, damit Sie nach mehreren Gesprächen nicht das Wesentliche über Ihre Bewerber:innen vergessen.
- Analysieren Sie Ihre Eindrücke und Mitschriften erst nach dem Gespräch und schlafen Sie vielleicht eine Nacht darüber, bevor Sie eine zu schnelle Entscheidung treffen.
Im Gespräch Vorteile herausheben
Heben Sie in den Gesprächen auch die Vorteile von EPUs heraus. Das hilft auch den Bewerber:innen, sich für Sie zu entscheiden.
Vorteile von kleinen Unternehmen sind etwa
- EPU können rasch und flexibel auf Kundenwünsche und Marktänderungen reagieren, sie sind die Schnellboote der Wirtschaft und wissen die Vorteile eines Netzwerks zu nutzen.
- EPU arbeiten meist mit mehreren Geschäftspartnern zusammen und schaffen es so, ein breiteres Angebotsspektrum zu bieten.
- Ein EPU als Arbeitgeber ist deshalb auch sehr attraktiv für Arbeitnehmer, da es flache Hierarchien und ein abwechslungsreiches Aufgabengebiet gibt. Man kann zwar keinen Betriebskindergarten bieten, dafür kann man sich sehr flexibel auf die Bedürfnisse seiner MitarbeiterInnen einstellen.
- Mit Hybridarbeitsmodellen ist ein EPU auch für MitarbeiterInnen von weiter weg interessant.
Umgang mit schwierigen Bewerber:innen
Es kann durchaus vorkommen, dass Sie mit Bewerber:innen konfrontiert sind, zu denen Sie keinen Kontakt aufbauen können, die Chemie einfach nicht stimmt oder eine überhebliche Selbstdarstellung Sie an den Rand Ihrer Geduld bringt. Ebenso werden Ihnen Bewerber:innen begegnen, die kein Wort herausbringen, in ihrer passiven Rolle verharren oder aber auch viele die endlose viele Fragen stellen.
Bleiben Sie freundlich und zuvorkommend, selbst wenn Sie das Gespräch vorzeitig beenden wollen. Ihre Zeit ist kostbar.
Beispiele unzulässiger Fragen
In einem Vorstellungsgespräch dürfen von Seiten der Bewerber:innen generell keine Falschaussagen getroffen werden. Handelt es sich jedoch um Fragen gegen den Persönlichkeitsschutz, steht es den Bewerber:innen frei, ob sie die Fragestellung wahrheitsgemäß beantworten. Dabei kann es sich um folgende Bereiche handeln:
- Krankheit
Fragen zum allgemeinen Gesundheitszustand der Bewerber:innen dürfen nicht gestellt werden, außer es handelt sich um eine Tätigkeit, zu der man gesundheitlich in der Lage sein muss.
- Partei- und Kirchenzugehörigkeit
Fragen welcher Partei oder Konfession man angehört sind unzulässig, außer man bewirbt sich bei einer parteilichen, kirchlichen oder religiösen Organisation.
- Heirat und Schwangerschaft
Die Frage nach einer anstehenden Heirat ist unzulässig ebenso wie die Frage nach einer bestehenden Schwangerschaft. Im Falle einer bestehenden Schwangerschaft darf die Kandidatin sogar lügen, da diese Frage unzulässig ist.
- Finanzielle Lage
Die finanzielle Situation der Bewerber:innen unterliegt der Privatsphäre. Sollte es sich um eine Vertrauensposition im Finanzbereich oder mit Zugang zu vertraulichen Daten handeln, ist diese Frage durchaus berechtigt.
- Vorstrafen
Die Frage nach einer Vorstrafe ist nur dann gerechtfertigt, wenn es sich um eine Vertrauensposition im Sinne von Berufen wie Geldbote, Kassier etc. handelt.
Fahrtkostenzuschuss
Der/die Bewerber:in kann möglicherweise Vorstellungskosten geltend machen. Das sind Kosten, die einem/r Stellenbewerber:in anlässlich seiner Bewerbung um eine freie Stelle bei einem Arbeitgeber entstehen. Bei diesen Kosten handelt es sich typischerweise um Fahrt- und Übernachtungskosten.
Der Arbeitgeber kann seiner Verpflichtung zum Ersatz der Vorstellungskosten ganz oder teilweise entgehen, indem er in seiner Einladung zum Bewerbungsgespräch den Anspruch des/der Stellenbewerber:in auf den dabei entstehenden Aufwandersatz explizit ausschließt.
Beispiel
„Wir möchten darauf hinweisen, dass etwaige anlässlich Ihrer Bewerbung entstehende Aufwendungen – wie beispielsweise Fahrtkosten, Tages- oder Nächtigungsgelder – nicht ersetzt werden“.
Tool Tipp: Details zu den Fahrtkosten: