Die israelische Kunststoffindustrie
Marktsituation
Die Kunststoff- und Kautschukindustrie ist mit einem Anteil von knapp fünf Prozent der gesamten Industrieproduktion von großer Bedeutung für Israels Wirtschaft. 1,4 Mio. Tonnen an Rohmaterial werden in Israel jährlich verarbeitet, 300.000 Tonnen an LDPE und Polypropylen werden davon pro Jahr in Israel hergestellt. Hauptsächlich importiert Israel Kunststoff in Primärform, 2022 waren es 53,6 % der Gesamteinfuhr. Kunststofferzeugnisse lagen bei 29,6 % und Halbwaren bei 16,8 %. 2023 importierte Israel Waren im Wert von EUR 1,01 Mrd. aus der europäischen Union, welches 4 % des Kunststoff- und Kautschukexports der EU ausmachte. Obwohl Israel zu den bedeutendsten Herstellerländern der internationalen Kunststoffindustrie zählt, werden viele Kunststoffprodukte importiert.
Im Jahr 2022 wurden Kunststofferzeugnisse im Wert von USD 606 Mio. aus Israel exportiert. Die wichtigsten Kunden waren die Vereinigten Staaten (USD 270 Mio.), das Vereinigte Königreich (USD 38,7 Mio.), Deutschland (USD 38,2 Mio.), Kanada (USD 34,3 Mio.) und Belgien (USD 23,8 Mio.).
Aktuell sind um die 500 Firmen in der israelischen Kunststoffindustrie tätig, welche insgesamt 23.000 ArbeitnehmerInnen in dieser Branche beschäftigen. Mit einem Umsatz von USD 5 Mrd. trug die Kunststoffindustrie zu ca. 5-6 % des israelischen BIP bei. Hauptsächlich werden Gummiprodukte (55 % davon Exporte), Kunststoffplatten- und rohre (63 % Exporte), sowie Kunststoffhüllen- und folien (56 % Exporte) in Israel produziert. Auch die Herstellung von Kunststoffprodukten für den Gebrauch in technischen, landwirtschaftlichen und industriellen Betrieben ist sehr ausgeprägt. Der Außenhandel mit Kunststoff und Kautschuk wächst pro Jahr um 10-20 %. 2023 brach dieser Trend auf Grund des Israel-Gaza-Konflikts ein.
Die hauptsächlichen Anwendungsbereiche sind die Landwirtschaft, Bau und Infrakstruktur, sowie Verpackungen. Aus den Bereichen Haushalt, High-Tech, Medizin, Sicherheit und Luftfahrt ist die Zulieferung von Miniaturteilen für Konzerne wie IBM, Renault oder Mercedes erwähnenswert. Im Weizmann Institut, der Technion Universität in Haifa, sowie in der Hebrew University in Jerusalem wird an der Produktion von Präzisionsteilen und anderen Hochleistungskomponenten geforscht. Unter anderem finden viele Verbundstoffe auch in der Luft- und Raumfahrt Anwendung.
Gesetzliche und sonstige Rahmenbedingungen
Die Umweltschutzministerin Idit Silman gab am 20. September 2023 auf dem internationalen Finanzforum in New York bekannt, dass Israel dem „Plastic Treaty“ beitritt, welche einen globalen Vertrag für einen gemeinsamen Umgang mit Plastik fordert, um die durch Plastik ausgelöste Umweltverschmutzung und Gesundheitsschäden einzudämmen. Eines der Ziele des „Plastic Treaty“ ist der Umgang mit Mikroplastik, welches wir mit der Nahrung aufnehmen.
Jährlich werden in Israel 7,5 kg Plastik pro Person verbraucht, welches den europäischen Durchschnitt um ein fünffaches übertrifft. Damit stellt Israel im Bereich Nachhaltigkeit ein Schlusslicht unter den OECD-Ländern dar. Die Besteuerung von Einwegplastik Anfang 2022 wurde von der Knesset verabschiedet, aber unter der aktuellen Regierung unter Finanzminister Smotrich direkt wieder abgeschafft. Das Ministerium für Umweltschutz testet verschiedene Maßnahmen zur Minimierung der Nutzung von Einwegplastik in israelischen Haushalten, darunter: Aufklärung über Recycling, Pfand auf Plastikflaschen, und der Verabschiedung eines Gesetzes, welches zur Reduzierung der Einweg-Plastiktüten-Nutzung führen soll.
Zwischen der Europäischen Union und Israel besteht ein Assoziierungsabkommen, wodurch fast alle Produkte zollfrei eingeführt werden können. Die Einfuhrumsatzsteuer beträgt derzeit 17 %. Die Vorlage eines Ursprungsnachweises ist allerdings notwendig. In Israel wird der Ursprungsnachweis nicht nur für die präferentielle Behandlung benötigt, sondern auch zur Prüfung, ob die Ware nicht aus einem Land stammt, mit dem Israel keine diplomatischen Beziehungen unterhält (z.B. Iran oder Syrien).
Einzuführende Verpackungen, Textilien und Chemikalien müssen die Verpackungs- und Etikettierungsvorschriften Israels erfüllen. Der Hersteller oder EU-Importeur kann das CE-Zeichen beantragen. Produkte, die ein CE-Zeichen tragen, können in allen EWG-Ländern frei verkauft und gehandelt werden. Außerdem sind keine weiteren nationalen Produktprüfungen erforderlich. Weitere Einfuhrbestimmungen für den Export nach Österreich, sowie auch Informationen für den Import aus Österreich finden Sie auf unserer Internetseite. Gerne ist das AußenwirtschaftsCenter Tel Aviv Ihnen bei der Beschaffung der benötigten Dokumente behilflich.
Trends und Entwicklungen
Wie viele andere Wirtschaftssektoren ist auch der Kunststoffmarkt eine sehr globale Industrie, sodass die meisten Unternehmen weltweit präsent sind. Aus diesem Grund ist es naheliegend, dass über den israelischen Kunden auch Märkte in Übersee bedient werden können, da viele israelische Unternehmen auch über Niederlassungen und Produktionsstätten in anderen Ländern verfügen.
Eine staatlich geförderte Beratungsorganisation ist das vom Wirtschaftsministerium ins Leben gerufene Institut für fortschrittliche Produktion (Advanced Manufacturing Institute). Das Institut widmet sein Augenmerk hauptsächlich technologieärmeren Industriebranchen, darunter auch der Kunststoffindustrie.
Im Vergleich zu anderen traditionellen Fertigungsindustrien, ist die Kunststoffindustrie dafür bekannt, dass sie umfangreiche Forschungsarbeiten an ihren Produkten durchführt. Sowohl die Zahl der Beschäftigten in der Produktion als auch die des Forschungs- und Entwicklungspersonals, der Ingenieure und Industriedesigner ist in den letzten Jahren erheblich gestiegen. Laut der IIA (Israel Innovation Authority) wurde 2023 ein Anstieg von 30 % bei Bewerbungen um Förderungen und F&E-Anträge verzeichnet. 50 % davon stammen von Unternehmen aus der verarbeitenden Industrie, insbesondere aus der Plastik-, Metall- und der Lebensmittelbranche.
Biologisch abbaubare Kunststoffe sind vor allem in der Landwirtschaft im Kommen, einem traditionell starken Bereich der israelischen Kunststoffindustrie. Plastiknetze zum Schutz vor Schädlingen, Mikroverpackungen für die längere Haltbarkeit von Obst und Gemüse, oder auch Folien für Gewächshäuser, die das Kondenswasser wieder einem geschlossenen Wasserkreislauf zuführen, sind nur einige zukunftsweisende Produkte. Auch in anderen Sektoren wird vermehrt zu abbaubaren und umweltfreundlicheren Materialien geforscht.
Chancen für österreichische Unternehmen
Als gut entwickelter, aufnahmefähiger Markt mit größtenteils liberalem Marktzugang bietet Israel für österreichische Exporteure gute Geschäftschancen. Besonders im Bereich Kunststoffmaschinen genießen österreichische Unternehmen einen sehr guten Ruf und können noch weiteres Potential ausschöpfen. Spritzgießmaschinen für Gummi oder Kunststoff wurden 2022 im Wert von USD 71,8 Mio. importiert, was auch das große bestehende Potential für österreichische Distributoren unterstreicht. Bereits 2022 stammte der Großteil des Imports von Spritzgießmaschinen für Gummi oder Kunststoff aus Österreich (USD 29,6 Mio.).
Des Weiteren bietet sich für österreichische Firmen auch die Chance, israelische Firmen bei der Beschaffung von modernen Produktionsanlagen und -verfahren mit österreichischer Expertise zu unterstützen.
Von den 1 Mio. Tonnen Kunststoffabfällen, die in Israel jährlich erzeugt werden, werden nur 6 % recycelt. Im Vergleich dazu werden in den europäischen Ländern durchschnittlich 42 % recycelt. Dies bedeutet, dass hier ein großes Potential für österreichische Unternehmen aus der Recyclingindustrie liegt.
Es ist wichtig zu wissen, dass gegenüber israelischen Geschäftspartnern die Erwähnung von Referenzen und Erfolgsprojekten aus arabischen Ländern kein großes Problem ist – umgekehrt könnte es kritisch sein. Israelis sind allen Geschäftsbeziehungen gegenüber sehr offen und pragmatisch.
Erfolgsgeschichten
Das österreichische Unternehmen Starlinger ist seit vielen Jahren auf dem israelischen Markt tätig. Als Weltmarktführer für High-End PET Bottle-to-Bottle Recyclinganlagen, war Starlinger aktiv an der Entwicklung der PET-Flaschen-Recyclingindustrie in Israel beteiligt.
Der Kunststoffersatz UBQ des israelischen Unternehmens, wird aus nicht recycelbaren Haushaltsabfällen hergestellt - einschließlich aller organischen Stoffe, wie Bananenschalen, Pizzakartons sowie Babywindeln und Mischkunststoffe. UBQ™ ist ein homogener thermoplastischer Kunststoff, der ölbasierte Kunststoffe in langlebigen Anwendungen in allen Branchen ersetzt. Der Haushaltsunfall wird in Form von UBQ Material in klimapositives Thermoplastik umwandelt, welches herkömmlichen Kunststoff, Beton und Holz, ersetzen kann. Nun nutzt ist UBQ die CSC-Container von Compost Systems GmbH für die Containerkompostierung von Bioabfall. Die Container wurden sowohl in Israel als auch in Österreich integriert.
Falls Sie Interesse an unserem ausführlichen Branchenreport „Die israelische Kunststoffindustrie“ oder Fragen zu einem bestimmten Sektor haben, wenden Sie sich bitte telefonisch oder per Mail an das AußenwirtschaftsCenter Tel Aviv.
Stand: 12.08.2024