Bahngleis im Fokus, ringsum bewegungsunscharf Bahnsteige
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Israel: Infrastrukturprojekte und -entwicklung

Zahlen, Daten und Chancen

Lesedauer: 5 Minuten

Israel Verkehrsinfrastruktur/Tiefbau Urban Technologies
03.10.2024

Marktsituation 

Israel ist ein kleines, aber technologisch hoch entwickeltes Land. Allerdings kämpft es mit Infrastrukturherausforderungen; das Straßennetz wurde in den letzten Jahren erheblich erweitert, aber der Ausbau des öffentlichen Verkehrs hinkt hinterher. Die steigende Lebensqualität führte zu vermehrtem Pkw-Besitz, was die Straßen zusätzlich belastet. Israel hat nun 20.000 Kilometer Straßen, und jede:r dritte Einwohner:in besitzt ein Auto.

Seit 2011 gibt es in Jerusalem eine Straßenbahn, in Tel Aviv erst seit 2023. In beiden Städten ist der Ausbau des vorhandenen Systems geplant, allerdings führen die demokratischen Hürden zu langen Umsetzungszeiten.

Zwar kann der Ausbau und das reibungslose Funktionieren eines Straßenbahnnetzes Pkw-Fahrer:innen zum Umsteigen bewegen, aber das „Shabbat-Problem“ betrifft dennoch die Mehrheit der Bevölkerung, da öffentliche Verkehrsmittel am Freitagabend bis Samstagabend ruhen. Familien mit finanziellen Mitteln kaufen Autos, während sozial Schwächere auf Shabbatbusse angewiesen sind. Die Verfügbarkeit variiert zwischen Städten. Trotz Investitionsbedarf und Studien zur Infrastrukturverbesserung bleibt die Herausforderung, die Überlastung der Straßen zu bewältigen. Experten schätzen, dass bis 2040 rund NIS 850 Mrd. investiert werden müssen, um die Mobilität zu gewährleisten. McKinsey betont die Notwendigkeit einer Erhöhung öffentlicher Investitionen bis 2035.

Konkurrenzsituation

Die Infrastrukturbranche in Israel beherbergt vielfältige Unternehmen, darunter Shikun & Binui, ein führendes Bau- und Infrastrukturunternehmen, sowie Israel Railways, das für den Betrieb und die Entwicklung des Eisenbahnnetzes verantwortlich ist. Obwohl Israel im Hightech-Bereich glänzt, fehlt es an Schwerindustrie, besonders in der Produktion von Schienen und Waggons, daher ist der Markt europäischen und chinesischen Unternehmen geprägt.

Ein Beispiel für internationale Beteiligung ist die Tel Aviver Light Rail, bei der österreichische Unternehmen eine Rolle spielten. Die chinesische Firma Civil Engineering Construction Corporation (CCECC) führte den Bau der Strecke, einschließlich Tunnels und Stationen, durch und lieferte zudem die elektrischen und elektronischen Systeme. Beteiligt waren auch die israelischen Baufirmen Solel Boneh und Danya Cebus sowie andere chinesische Infrastrukturunternehmen. Gleismaterial und ähnliches wurde von österreichischen Unternehmen zugeliefert. Im Februar 2022 wurde verkündet, dass die Konsortien Alstom (Frankreich) /Dan (Israel) /Electra (Israel) und Schappir (Israel)/ CAF (Spanien) den Zuschlag für den Bau der Green Line und der Purple Line für die Railway in Tel Aviv erhalten haben. Das Unternehmen DB Engineering & Consulting ist ebenfalls an den Planungsleistungen beteiligt.

Österreich, vertreten durch etliche Unternehmen in Planung und Ausführung, ist regelmäßig bei internationalen Projekten präsent. Eine Beteiligung aus Österreich an der Tel Aviv Metro erscheint daher wahrscheinlich. Diese internationalen Kooperationen tragen zur Weiterentwicklung der israelischen Infrastruktur bei und stärken die Vielfalt in diesem wichtigen Sektor.

Megaprojekt Metro Tel Aviv

Israelischen Behörden haben bereits Informationen über das bevorstehende Megaprojekt der Metro Tel Aviv (ca. 40 Mrd. Euro) veröffentlicht, das unserer Ansicht nach eine interessante Geschäftsmöglichkeit für österreichische Firmen darstellt.

  • BOQ Detaillierter Entwurf in Arbeit.
  • Infra 1 – Design-Build – pro Arbeitspaket zwischen drei und sieben Stationen: Tunnelbohrung; outerbox; innerbox (falls zutreffend); utilities & landscaping & city interface. Jedes Arbeitspaket wird auf 0,65 bis 1,75 Mrd. Euro geschätzt. Voraussichtliches Datum der Veröffentlichung der Ausschreibung: Ende 2025.
  • Infra 2 – Zwei Arbeitspakete: Linie M1 und Linien M2, M3, Design-Build. Arbeitsumfang: Track; Electrification; fit out; building systems; railway systems; integration; testing & commissioning. Voraussichtliches Datum der Veröffentlichung der Ausschreibung: Ende 2026.

    Die erste Teilstrecke soll 2040 in Betrieb genommen werden.

Gesetzliche und sonstige Rahmenbedingungen

In Israel werden die meisten bedeutenden Infrastrukturprojekte in der Regel im Rahmen von öffentlich-privaten Partnerschaften (PPP) ausgeschrieben. Es gibt drei Standardmodelle, die in Israel in diesem Rahmen verwendet werden, nämlich Private Finanzierungsinitiative (PFI), Build-Operate-Transfer (BOT) und Build-Operate-Own (BOO). Bei PPP-Verträgen zwischen staatlichen Stellen und privaten Unternehmen liegt die anfängliche Kostenlast beim Unternehmen, das schließlich Gewinne aus dem Projekt erzielt. PFI basiert auf vorher festgelegten Leistungskriterien, während BOT den Bau, Betrieb und die spätere Übergabe an den öffentlichen Sektor umfasst. Im BOO-Modell bleibt das Eigentum am Ende des Vertragszeitraums beim privaten Sektor.

Generell verlaufen Infrastrukturprozesse in Israel oft schleppend, hauptsächlich aufgrund komplexer und zeitaufwendiger Verfahren sowie der Beteiligung mehrerer Ministerien.

Fachkräftemangel lösen: Der Fachkräftemangel stellt ein kritisches Problem dar. Daher sind Investitionen in lokale Bildungs- und Ausbildungsprogramme wichtig, um die Abhängigkeit von ausländischem Fachwissen zu verringern und das eigene Wissen in diesem Bereich zu fördern. Allerdings eröffnet der Mangel an Infrastruktur-Know-how Möglichkeiten für österreichische Unternehmen, sich in Projekte einzubringen.

Modernisierung der Eisenbahn: Momentan besteht eine Unausgewogenheit zwischen Angebot und Nachfrage in Bezug auf Plätze und Verbindungen. Laut der Israel Railway liegt die Nachfrage derzeit bei 85 Millionen Passagieren pro Jahr; diese Zahl wird bis 2025 auf 110 Millionen steigen. Das wäre aber mit der aktuellen Infrastruktur nicht möglich. Um die steigende Nachfrage zu befriedigen und die Effizienz zu steigern, sind erhebliche Investitionen in die Eisenbahninfrastruktur erforderlich. Dabei wird auch auf das Potenzial automatisierter Systeme hingewiesen.

Öffentliche Transportmittel: Viele Menschen fahren – trotz Staus – gezwungenermaßen lieber mit dem Auto, da die öffentlichen Verkehrsmittel langsamer und unzuverlässig sind – obwohl sie relativ gesehen billig sind. Daher ist es wichtig, Investitionen in diesem Sektor voranzutreiben sowie bereits jetzt die Grundlage für den Bau von Elektrobussen und deren Terminals zu fördern. Der Fokus auf elektrische, öffentliche Verkehrsmittel steht im Einklang mit den weltweiten Bemühungen, Verkehrsstaus und Umweltbelastungen zu verringern sowie die Infrastruktur zu modernisieren.

Weniger Bürokratie: Zwar gab es in den letzten Jahren vermehrt Investitionen in Infrastrukturprojekte, aber die Umsetzung ist dennoch langwierig. Es besteht die Notwendigkeit, die gesetzlichen Verfahren zu beschleunigen und regulatorische Herausforderungen abzubauen, denn übermäßig komplizierte Vorschriften können den Fortschritt bremsen. Daher ist ein effizienteres Genehmigungsverfahren notwendig, um Infrastrukturprojekte zeitgemäß und zeitgerecht umzusetzen.

Chancen für österreichische Unternehmen

Israelische Firmen neigen dazu, umfassende Lösungen anzubieten und suchen dabei oft Kooperationen mit internationalen Unternehmen, die große Projekte leiten können.

In Israel werden wie bereits erwähnt die meisten Infrastrukturprojekte im Rahmen von öffentlich-privaten Partnerschaften (PPP) zur Beteiligung angeboten. Es wird empfohlen, über Regierungswebsites und israelische Kontakte auf dem Laufenden zu bleiben.

Zu den kommenden Projekten gehören jedenfalls die Metro in Israel (siehe oben), Zugverbindungen zwischen Tel Aviv und dem Süden sowie Hochgeschwindigkeitszüge. In den nächsten Jahren sollen etwa 500 km elektrifiziert und massiv ausgebaut werden. Das Auftragsvolumen für die Südverbindung dürfte rund USD 3-4 Mrd. betragen. Falls die Verbindung von Beer Sheva bis Eilat, wie im langfristigen Plan vorgesehen, weitergeführt wird, würden nochmals USD 8–9 Mrd. hinzukommen, wobei etwa 10% auf Planungsleistungen entfallen könnten. Die Israel Railway sucht vor allem nach Kooperationen mit Firmen, die Zugteile liefern können und gleichzeitig die Sicherheit der Züge und der Strecke verbessern können.

Erfolgsgeschichte: Der von einer österreichischen Firma erbaute Gondellift in der Stadt Haifa hilft täglich 20.000 Personen beim Pendeln. Die erste urbane Gondelbahn Israels ist integrierter Bestandteil des öffentlichen Nahverkehrs. Die 10-Personen-Gondel Rakavlit fährt vom zentralen Bahn- und Busbahnhof zum Technion, Israels größtem Forschungszentrum, und weiter zum Campus der Universität Haifa.

Haben Sie Interesse an unserem ausführlichen Branchenreport „Verkehrsinfrastruktur Israel“ oder Fragen zu einem bestimmten Transportbereich? Wir sind gerne telefonisch oder per Mail an das AußenwirtschaftsCenter Tel Aviv für Sie da. 

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