EU-Recovery in Italien
Mit dem Wiederaufbauplan für Italien als Grundlage für den Einsatz der EU-Hilfsgelder sollen bis 2026 umfassende Reformen in Angriff genommen werden.
Der italienische Wiederaufbau- und Resilienzplan, der am 13. Juli 2021 genehmigt und am 19. September 2023 aktualisiert wurde, zielt darauf ab, das Land nachhaltiger, widerstandsfähiger und besser auf grüne und digitale Übergänge vorbereitet zu machen. Eine zusätzliche Aktualisierung am 8. Dezember 2023 führte ein REPowerEU-Kapitel ein, um den EU-Mitgliedstaaten zu helfen, Energie zu sparen und unabhängiger zu werden, aufgrund der anhaltenden geopolitischen Spannungen zwischen der Ukraine und Russland, die die Energieversorgung nachhaltig beeinträchtigt haben.
Italien hat der Kommission einen Plan vorgelegt, worin 194,4 Mrd. Euro aus der Aufbau- und Resilienzfazilität beantragt werden, davon 71,8 Mrd. Euro Zuschüsse und 122,6 Mrd. Euro Darlehen, siehe Details. Die Projekte konzentrieren sich auf jetzt sieben Bereiche:
- Digitalisierung, Innovation, Wettbewerbsfähigkeit, Kultur und Tourismus;
- grüne Revolution und ökologischer Wandel;
- Infrastruktur für nachhaltige Mobilität;
- Bildung und Forschung;
- Kohäsion und Inklusion;
- Gesundheit;
- REPowerEU
Die geplanten Projekte erstrecken sich auf eine Laufzeit bis 2030 und sollen im Rahmen aller sieben europäischen Leitinitiativen realisiert werden. Siehe dazu:
- WKÖ-Recover.MAP – Jetzt neue Chancen nützen
- Italy’s recovery and resilience plan
- ITALIA DOMANI Infoportal der Regierung zu den Ausgaben
- Leitfäden Einnahmen Agentur und Zehnjahresplan Transport- Infrastrukturministerium
Zugänglichkeit für österreichische Unternehmen
Österreichischen Unternehmen eröffnen sich damit vertiefte Geschäftschancen, die Bereiche sind auch Export-Stärkefelder und Österreich ist traditionell mit dem südlichen Nachbarland Italien wirtschaftlich eng verflochten.
Nach der Südtiroler Wirtschaftszeitung wurden italienweit bereits rund 300.000 PNRR-Projekte genehmigt mit sehr unterschiedlicher Verteilung in den ital. Regionen. Darauf wird in einem 111-seitigen Dossier des italienischen Parlaments eingegangen. Laut dem Dossier des Parlaments wurden in den Regionen zum 1. Juli knapp 295.000 Projekte mit insgesamt 126 Milliarden Euro finanziert. Für die Lombardei wurden nach dem Bericht über 45.000 Projekte genehmigt.
Laut einer Studie des Forschungsinstituts Ambrosetti liegt die Zukunft der italienische Industrie vor allem im Einsatz von Technologien im Zusammenhang mit Industrie 4.0, insbesondere Big Data (88 %), Künstliche Intelligenz (76 %), Cloud Computing (48 %), Maschinelles Lernen (38 %), Blockchain (28 %) und Lean Produktion (24 %) und Advanced Robotics (20 %). Mittel- und langfristig werden die meisten Unternehmen (53 %) Innovationen durch interne F&E-Prozesse durchführen, während 47 % der italienischen Industrie offene Innovationsmodelle einführen werden.
Zu den wichtigsten Exporten „Made in Austria“ zählen Maschinenbauerzeugnisse, Kessel und mechan. Geräte mit 1,27 Mrd. Euro (+3,8 %).
Der Transitionsplan 5.0 bspw. zielt darauf ab, die digitale und energetische Transformation von Unternehmen zu unterstützen. Dieser Plan ergänzt den vorherigen Piano Transizione 4.0 und stellt im Zeitraum 2024-2025 insgesamt 12,7 Milliarden Euro zur Verfügung – siehe Industrieministerium. Einige der Hauptziele und Maßnahmen des Plans umfassen:
- Förderung neuer Investitionen: Unternehmen, die in neue Projekte investieren, die eine Reduzierung des Energieverbrauchs um mindestens 3 % (für die gesamte Produktionsstruktur) oder 5 % (für spezifische Prozesse) bewirken, können von einem neuen Steuerguthaben profitieren.
- Digitale Transformation: Unterstützung von Projekten, die die Digitalisierung von Produktionsprozessen vorantreiben.
- Energieeffizienz: Investitionen in Technologien und Systeme, die den Energieverbrauch überwachen und optimieren, wie z.B. Photovoltaikanlagen und intelligente Energiemanagementsysteme.
Italien ist die weltweit drittgrößte Destination für österreichische Dienstleistungsexporte. Im Jahr 2022 betrug das Exportvolumen 3,75 Mrd. Euro (+31,1 %), auch die Dienstleistungsimporte stiegen überproportional stark und beliefen sich auf 3,68 Mrd. Euro (+ 21,7 %). Die bilaterale Dienstleistungsbilanz belief sich auf ca. 5,7 Mrd. Euro mit einem Überschuss für Österreich von knapp 64 Mio. Euro.
Der Tourismus ist im ital. Wiederaufbauplan eine der sechs Pfeiler, in die massiv investiert werden soll mit einem Volumen von 41,34 Mrd. Euro. Gefragt sind digitale Lösungen und Mobilitäts-, Sicherheits- und Hygienekonzepte, die Tourismusströme leiten und den Gebietskörperschaften praktikable Lösungen an die Hand geben.
Italien hatte bereits unter Premier Draghi schnell Maßnahmen ergriffen, um sich von russischem Gas unabhängig zu machen. Bereits vor dem Ukraine-Konflikt hatte Italien vermehrt Gas aus Algerien bezogen; 2022 wurde Algerien Italiens wichtigster Gaspartner. Der Anteil russischen Gases wurde 2022 auf nahezu 0 % reduziert. Die aktuelle Regierung unter Meloni verfolgt das Ziel, Italien zu einem wichtigen Energiesektor in Europa zu machen, mit einem starken Fokus auf Wasserstoff und erneuerbare Energien. Geopolitische Spannungen und die Energiekrise fördern zusätzlich die Richtung hin zu erneuerbaren Energien.
- Wirtschaftsmission Green Hydrogen - Austria meets Italy | Flickr
Weitere Geschäftschancen ergeben sich nicht nur durch Großereignisse wie die die Olympischen Winterspiele Milano Cortina 2026, sondern eben auch durch Infrastrukturmaßnahmen. Italien hat im Rahmen des EU Recovery Fund etwa 30 Milliarden Euro für die Sanierung öffentlicher Gebäude vorgesehen. Diese Mittel werden insbesondere für Schulen, Krankenhäuser und sozialen Wohnungsbau verwendet. Hier kann Österreich bspw. mit innovativen Holzbaulösungen punkten.
- Ministero dell'Economia e delle Finanze - Ministry of Economy and Finance (mef.gov.it)
- italian-recovery-and-resilience-plan.pdf (ice.it)
Für die Förderperiode 2021-2027 stehen daneben über Interreg IT-AT 91,34 Millionen Euro zur Verfügung, wobei etwa 80% aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und die restlichen 20% aus nationalen öffentlichen Beiträgen oder Eigenmitteln stammen. Das Programm zielt darauf ab, grenzüberschreitende Herausforderungen zwischen Italien und Österreich durch Kooperation zu überwinden. Verschiedene lokale Akteure, wie Unternehmen und Universitäten, werden finanziell unterstützt. Das Programm ist Teil der Kohäsionspolitik der EU und läuft über sieben Jahre.
Hier wird es darauf ankommen, die Mittel gut verzahnt entsprechend zu nutzen.
Unterstützungsaktivitäten seitens des AußenwirtschaftsCenters Mailand
Auch im kommenden Veranstaltungsprogramm ist der Wiederaufbauplan Leitschnur.
Sie wollen wissen, wie Ihr Unternehmen von diesen Chancen profitiert? Dann kontaktieren Sie das AußenwirtschaftsCenter Mailand. Wir freuen uns auf Sie!
Stand: 02.09.2024