Luftansicht eines beladenen Containerschiffes an Logistikhafen ankernd
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Sparte Transport und Verkehr

Intermodale Angebote in Wien

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17.11.2023

Intermodaler Verkehr Straße/Schiene

Der Anteil des Kombinierten Verkehrs am Schienengüterverkehr in Österreich liegt bereits bei 30 % (Quelle: Schienen-Control GmbH) und steigt weiter. Das Intermodale Transportsystem, in dem Schiene und Straße (oder auch Schiene und Schiff) verknüpft werden, ist eine nachhaltige Transportlösung der Zukunft. Der Vorteil: Es ist keine Umladung der Ware erforderlich, weil das ganze Transportgefäß (z.B. Container, Wechselaufbau, Sattelanhänger etc.) den Verkehrsträger wechselt.

Auf diese Weise wird ein welt- bzw. europaweiter durchgängiger Transport vom Urversender zum Endempfänger möglich, auch wenn am Transport eine Vielzahl unterschiedlicher Unternehmen beteiligt ist. Die Globalisierung des Handels wäre ohne Intermodalen Verkehr nicht möglich. Der Welthandel wird dominiert von Gefäßen, die auf Straße, Schiene und Schiff gleichermaßen verladen werden können.

Die Organisatoren des Kombinierten Verkehrs sind in den meisten Fällen die „KV-Operateure“. Das sind jene Spezialunternehmen, die die Zugleistung (Fahrplanbestellung, Traktion und Waggonbeistellung), den Terminalumschlag und die Zustellung oder Abholung der Gefäße (der sogenannte Vor- oder Nachlauf) planen und „orchestrieren“ (jedoch meist nicht selbst durchführen). Sie stellen also verschiedene Dienstleistungen unterschiedlicher Partner zu einem Gesamtprodukt zusammen und sind verantwortlich für den Aufbau von Transportverbindungen und Kapazitäten. Da sie das Auslastungsrisiko tragen, agieren sie in der Regel so, dass zur Sicherstellung der Wirtschaftlichkeit möglichst wenig freie Kapazitäten verfügbar sind. Aus diesem Grund ist ein Wachstum des Schienenangebots vor allem in volatilen Zeiten meist nur schrittweise möglich.    

Maritime Verkehre

Maritime Verkehre funktionieren ausschließlich mit für den Schiffstransport genormten Gefäßen in Relationen von und zu Seehäfen, der Vor- und Nachlauf zum Seehafen wird meist über Schiene und entsprechende Terminals im Hinterland abgewickelt. Der Schienenanteil ist in diesem Sektor besonders hoch, weil die auf Massenbeförderung ausgerichteten Containerhäfen die Bündelung von Sendungen in ganze Züge besonders unterstützen und das hohe Aufkommen wirtschaftliche Schienenangebote ermöglicht. Die Zahl der für den maritimen KV erforderlichen Relationen ist durch die Zahl der in Frage kommenden Seehäfen begrenzt, daher ist das Angebot zu den wichtigsten Seehäfen umfangreich (es gibt hier mehrere Anbieter und zum Teil hohe Zugfrequenzen) und meist auch von der Beförderungszeit attraktiv. Die Verlagerung von maritimen Verkehren auf die Schiene ist vergleichsweise einfach, weil im maritimen Verkehr meist kurzfristige Angebote möglich sein sollten.

Kontinentale Verkehre

Kontinentale Verkehre hingegen stehen im direkten Preis- und Leistungswettbewerb mit dem flächendeckend präsenten LKW-Transportmarkt. Dazu ist der kontinentale KV auf Gefäße ausgerichtet, die auch im Straßengüterverkehr üblich bzw. kompatibel sind (Wechselaufbauten, Sattelauflieger, sowie an Palettenstellplätzen orientierte Container 45´´-CT). Eine besondere Stärke des kontinentalen KV sind Gefäße für hohe Gewichte (z.B. Tank- oder Silocontainer) oder großes Volumen (High-Cubes). Das kontinentale Schienenangebot kann die Menge der potenziellen Relationen nicht flächendeckend abbilden. Direkte Zugprodukte gibt es in der Regel in nachfragestarken Hauptrelationen zwischen wichtigen wirtschaftlichen Zentren. Mit Zwischenstopps und Umladungen auf andere Züge können große Teile Europas erreicht werden, sofern die Kostenstrukturen und Beförderungszeiten den Anforderungen entsprechen.

Umschlagstechnologien

Die Umschlagstechnologie Modalohr von LOHR Railway System bietet ein Hub-Schwenk-System: Der LKW fährt über die Rampe in die ausgeschwenkte Wanne, stellt den Auflieger ab und verlässt diese wieder. Anstatt zweier Auffahrrampen kann das Gleis auch tiefergelegt sein, also eben zur asphaltierten Fläche des Terminals. Die alternative r2L-Lösung benötigt keine Rampe oder andere Einrichtungen zum Auf- und abladen eines Trailers. Der Verladeprozess ist einfach und dauert nur wenige Minuten.

Für Gefäße, die die Voraussetzung für Kranumschlag nicht erfüllen (nicht kranbare Gefäße, nicht kranbare Sattelauflieger), wurden spezielle Lösungen entwickelt. Das System „HELROM“ bietet ab Wien Freudenau eine regelmäßige Verbindung ins Ruhrgebiet. In diesem System werden die Sattelauflieger horizontal auf den Wagen geschoben oder abgezogen. 
Das ebenfalls für nicht kranbare Gefäße vorgesehene System „NIKRASA“ arbeitet mit einem speziellen Untergestell, wodurch die Sattelauflieger samt dieser Vorrichtung mit dem Terminal-Kran in die normalen Wagen des Kombinierten Verkehrs gehoben wird, hierfür besteht ab Wien jedoch noch kein Angebot. 

Eine weitere Umschlagstechnologie bietet CargoBeamer: Alle Arten von Sattelaufliegern können unkompliziert von der Straße auf die Schiene verlagert und über Langstrecke transportiert werden. Der Umschlag läuft automatisiert, schnell und ohne Wartezeit für die Transportunternehmen ab, der Umschlagsprozess mit paralleler Be- und Entladung dauert in etwa 20 Minuten.
Mittel- und langfristig ist der kontinentale KV aus verkehrs- und wirtschaftspolitischer Sicht ein besonderer Hoffnungsmarkt, vor allem im internationalen Langstreckenverkehr. Mit einem starken Kombinierten Verkehrsangebot können wesentliche Zukunftsanforderungen erfüllt werden.



Die Wiener Terminals

Die wichtigsten Schnittstellen bzw. die wichtigsten Zugangspunkte zum Kombinierten Verkehr für die Wiener Wirtschaft sind die beiden Wiener Terminals. Sie bieten neben dem Umschlag Schiene/Straße eine Reihe weiterer wichtiger Serviceleistungen, z.B.:

  • Zoll
  • Solas-Verwiegung
  • Depot für Container
  • Trucking vom Terminal zum Kunden
  • Stuffing (Be- und Entladen von Containern)
  • Containerverleih und -reparatur
  • u.v.a.m.

Die konkreten Transport- und Service-Angebote der beiden Wiener Terminal-Standorte finden Sie online:

Neben KV-Umschlagstechnologien sind leistungsstarke intermodale Terminals eine wichtige Voraussetzung für die Verkehrswende. Terminal-Anbieter wie CFL multimodal besitzen ein starkes intermodales Netz für kranbare und nicht-kranbare Sattelauflieger in ganz Europa.

Ökologische Alternative mit Vorteilen und Förderungen

Die Reduktion des ökologischen Fußabdrucks bis hin zur kompletten Dekarbonisierung des Güterverkehrs ist stark abhängig von der Stärkung dem Kapazitätsausbau im Schienengüterverkehr. Bei langfristig hohen Treibstoffpreisen und dem weiter zunehmendem Fahrermangel ist der Kombinierte Verkehr eine ökologisch und ökonomisch sinnvolle Alternative. Dabei müssen auch für die noch nicht bahn-affinen Unternehmen und speziell Klein- und Mittelbetriebe entsprechende Transportangebote geschaffen werden. Begleitend sind Hilfestellungen bei der Umstellung von Lieferketten und der Neuausrichtung der Transportorganisation (Administration, Dokumente, IT-Systeme etc.) erforderlich. Seitens der öffentlichen Hand sind Unterstützungsleistungen, Förderungen und Beihilfen für den Kombinierten Verkehr verfügbar, um das Wachstum des KV zu stärken und um systembedingte Kostennachteile auszugleichen:

  • Beihilfen für die Erbringung von Schienengüterverkehrsleistungen in den Produktionsformen des Einzelwagenverkehrs (EWV), des unbegleiteten Kombinierten Verkehrs (UKV) oder der Rollenden Landstraße (RoLA)
  • Anschlussbahn- und Terminalförderung (ATF): Förderung von Investitionen bei Neubau und Erweiterung sowie Bestandsinvestitionen
  • Investitionsförderprogramm Kombinierter Verkehr (IKV): Verbesserung der Qualität der angebotenen KV-Dienste durch Unterstützung von Investitionen in Technologien und Systeme
  • u.a.m.

Die ordnungspolitischen Rahmenbedingungen für den Kombinierten Verkehr bieten ebenso Vorteile, die eine verstärkte Nutzung unterstützen und beschleunigen sollen:

  • Befreiung bzw. Ermäßigung der Kraftfahrzeugsteuer bei KV-Nutzung
  • Erhöhtes höchstzulässiges Gesamtgewicht im Straßenvor- und -nachlauf von 44t
  • Zulässige Länge von LKW darf bei der Beförderung von Containern oder Wechselaufbauten von 45 Fuß Länge um 15 cm überschritten werden
  • Liberalisierter Vor- und Nachlauf im grenzüberschreitenden KV für in EWR-Staaten zugelassenen Fahrzeuge gemäß Kombifreistellungs-Verordnung
  • Ausnahmen von temporären Fahrverboten für den KV: Befreiung vom Wochenend- und Feiertagsfahrverbot, Befreiung vom Fahrverbot zur Erleichterung des Sommerreiseverkehrs, Befreiung vom Nachtfahrverbot
  • Zusätzliche RoLa-spezifische Rahmenbedingungen: liberalisierte Korridore, Belohnungskontingente, Ruhezeiten

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