WKV zur Vier-Tage-Woche: „Es braucht keinen Modellversuch“
WKV-Präsident Wilfried Hopfner und WKV-Direktor Christoph Jenny: „Wir sehen keine Notwendigkeit in Vorarlberg einen Modellversuch für eine Vier-Tage-Woche zu starten. Im Rahmen der Flexibilisierung der Arbeitszeit haben Betriebe bereits jetzt die Möglichkeit der Einführung einer Vier-Tage-Woche. Knackpunkt ist aus Sicht der Wirtschaftskammer die Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohn."
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„Die Möglichkeit, die wöchentliche Normalarbeitszeit auf vier Tage einer Woche aufzuteilen, gibt es im Arbeitszeitgesetz bereits seit etwa 20 Jahren“, sagen Wilfried Hopfner, Präsident der Wirtschaftskammer Vorarlberg, und WKV-Direktor Christoph Jenny, der weiters betont: „Für einzelne Unternehmen kann dies ein Ansatz sein, um ihre Attraktivität als Dienstgeber zu erhöhen. Letztendlich liegt die Entscheidung immer beim einzelnen Unternehmen, das die Bedürfnisse seiner Mitarbeiter:innen am besten kennt. Unsere Wirtschaft stellt sich nicht gegen Trends oder Wünsche der Mitarbeiter:innen. Aus diesem Grund arbeiten die Österreicher:innen heute im Schnitt um zwei Stunden pro Woche weniger als vor Covid und drei Stunden weniger als vor zehn Jahren.“
Aber leider gehe es bei der aktuellen Diskussion nicht um die Wünsche der Einzelnen, sondern um einen Arbeitszeitmaßstab, nach dem sich alle richten sollen: „Die einen träumen von staatlich subventionierter Vier-Tage-Woche, die anderen von genereller Arbeitszeitverkürzung, immer bei vollem Lohn, versteht sich. Das ist aus meiner Sicht der Knackpunkt“, betont Präsident Hopfner.
Im Endeffekt gehe es darum, dass genug gearbeitet und geleistet wird, um den Sozialstaat zu erhalten. Die demographische Entwicklung lasse eine Reduktion der Arbeitszeit gar nicht zu, vielmehr würde dadurch der Arbeitskräftemangel verstärkt werden.
Die Pauschalvorschläge der Gewerkschaft auf die gesamte Wirtschaft überzustülpen seien realitätsfremd. Auch die Studie aus England als Rechtfertigung heranzuziehen, sei nicht korrekt, da sie keineswegs repräsentativ sei. Jenny: „Von den insgesamt fünf Millionen Unternehmen in Großbritannien haben nur 61 Unternehmen an dieser Studie teilgenommen. Diese haben sich freiwillig gemeldet, daher sind die Ergebnisse aus unserer Sicht mit einer gewissen Vorsicht zu betrachten.“ „Für KMU, deren Kund:innen auch gewisse Öffnungszeiten erwarten würden, wäre eine Vier-Tage-Woche überdies schwer umsetzbar“, ergänzt Wilfried Hopfner.
„Aus gesamtwirtschaftlicher Sicht kann das - nicht zuletzt vor dem Hintergrund des aktuellen Arbeitskräftemangels und der ohnedies vergleichsweise hohen Arbeitskosten - aber wohl nicht die richtige Richtung sein“, erklärt WKV-Direktor Jenny. Es gehe (auch) um die internationale Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft.
Dazu komme noch die Verkürzung der Lebensarbeitszeit, bekanntlich wird in Österreich früher in Pension gegangen als in den 70er Jahren. Und schließlich werden die Menschen im Erwerbsalter immer weniger, die Menschen im Pensionsalter immer mehr. Weniger Arbeitszeit, weniger Erwerbsjahre, weniger Erwerbstätige, aber dafür mehr Sozialstaat.
„Das kann auf Dauer nicht funktionieren. Wenn wir Sozialstaat und Wohlstand erhalten wollen, sollten wir deren Basis - Wirtschaft und Beschäftigung - nicht schwächen, sondern stärken: Etwa durch den Ausbau der Kinderbetreuung, damit Eltern arbeiten können, durch die steuerliche Entlastung von Arbeit, damit diese attraktiver wird, oder durch Anreize für längeres Arbeiten“, sagt Hopfner.