Wachstumspakt für die Wirtschaft gefordert
Im jüngsten WKV-Wirtschaftsparlament wurden wichtige Entscheidungen für den Wirtschaftsstandort Vorarlberg debattiert. Wilfried Hopfner, Präsident der Wirtschaftskammer Vorarlberg, lud gemeinsam mit dem neu nominierten WKV-Präsidenten Karlheinz Kopf alle Fraktionen zur Mitarbeit in der kommenden Periode ein.
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Die Vorarlberger Wirtschaft stellt aktuell ihre Widerstandsfähigkeit unter Beweis. Trotz der aktuellen Herausforderungen präsentiert sich der Arbeitsmarkt dank des engagierten Einsatzes der Unternehmen als relativ stabil. Allerdings könnte eine anhaltende Rezession zunehmend Druck auf die Beschäftigungssituation ausüben. Zudem erfordert die in den letzten Jahren zu beobachtende Verlangsamung der Produktivitätszuwächse eine gezielte wirtschaftspolitische Anpassung. Diese sollte darauf abzielen, die Produktivität am Standort Vorarlberg zu steigern, um die Wettbewerbsfähigkeit der lokalen Wirtschaft weiter zu verbessern und damit den Wohlstand in der Region langfristig zu sichern.
„Die Dringlichkeit vieler Forderungen der Wirtschaftskammer - auch festgehalten in der Wirtschaftspolitischen Agenda der WKV und den generellen Positionen auch der WKÖ zur Schaffung der erforderlichen Rahmenbedingungen werden übrigens auch vom CFO der Firma Blum, Gerhard Humpeler, vergangene Woche im APA-Interview unterstrichen. Wir teilen daher die darin erhobenen Forderungen vollinhaltlich“, betont Hopfner und erklärt: „Eine produktivitätsorientierte Wirtschaftspolitik ist entscheidend, um Vorarlbergs starke Position im nationalen und internationalen Wettbewerb zu festigen und auszubauen. Dadurch kann die Region ihre wirtschaftliche Resilienz weiter stärken und sich für zukünftige Herausforderungen optimal positionieren.“ Für Landesrat Marco Tittler brauche es in diesen von Rezession geprägten Zeiten mehr denn je eine starke und zukunftsorientierte Wirtschaftskammer
Im Rahmen des Wirtschaftsparlaments wurden von der Wahlgemeinschaft #vorarlbergerwirtschaft sieben Anträge und vier Anträge der Grünen Wirtschaft zur Diskussion gestellt.
Wirkungsneugierige Schule – eine positive Haltung zu Wirtschaft und Leistung
Die Wirtschaftskammer Vorarlberg setzt sich für eine umfassende und zukunftsorientierte Bildung ein, um die Grundlagen für einen wettbewerbsfähigen Standort und eine solidarische Gesellschaft zu schaffen. Mit dem Programm „Wirkungsneugierige Schule“ sollen Prinzipien der „Positiven Psychologie“ und moderne Methoden der Wirkungsforschung in Vorarlberger Schulen integriert werden. „Ziel ist es, Kompetenzen wie soziale Fertigkeiten, Resilienz, Verantwortung und intrinsische Motivation zu fördern. Im Fokus stehen Schulleiter:innen, die in ihrer Führungsrolle durch spezifische Schulungen und praxisorientierte Begleitung unterstützt werden sollen“, erklärt WKV-Vizepräsident Stefan Hagen. Ein wichtiger Bestandteil des Programms sind Bildungs- und Leistungspartnerschaften zwischen Schulen und Unternehmen, um eine enge Verbindung zwischen Bildung und Wirtschaft herzustellen.
Entbürokratisierung sicherstellen
Bereits 2023 hat die Wirtschaftskammer Vorarlberg eine Ombudsstelle eingerichtet, um Beschwerden zu sammeln und Bürokratie abzubauen. Zusammen mit der bestehenden Deregulierungskommission der Landesregierung sollen Optimierungen vorangetrieben werden. Im Regierungsprogramm der neuen ÖVP-FPÖ-Landesregierung sind positive Ansätze zu erkennen. Es brauche klare Zuständigkeiten für den Bürokratieabbau. „Wir fordern daher zudem die Einrichtung eines unabhängigen Expertengremiums, um überbordende Vorschriften zu reduzieren“, erklärt Hopfner. Ziel sei eine effizientere, digital unterstützte Verwaltung ohne Doppelregulierungen und mit behördenübergreifender Transparenz. Ein Ablaufdatum für Regelungen soll zusätzlich sicherstellen, dass deren Zweck und Nutzen regelmäßig überprüft werden.
Förderung der Künstlichen Intelligenz (KI) in Vorarlbergs Wirtschaft
„Die Wirtschaftskammer Vorarlberg macht sich für eine gezielte Förderung zur Unterstützung von Unternehmen bei der Einführung und Entwicklung von KI-Technologien stark“, sagt IC-Spartenobmann Dieter Bitschnau. Geplant ist die Einrichtung eines „KI-Labors“ als Innovationsplattform, in der Unternehmen KI-Anwendungen risikofrei testen und Prototypen entwickeln können.
Wachstumspakt für Österreich
WKV-Vizepräsident Edi Fischer: „Die Vorarlberger Wirtschaft fordert einen umfassenden Wachstumspakt, um auch in Zukunft Wohlstand und Wertschöpfung zu sichern. Wettbewerbsfähige Unternehmen bilden die Grundlage für das Gesellschaftsmodell und stützen mit ihren Leistungen sozialen Wohlstand und nachhaltige Entwicklung.“ Der vorgeschlagene Wachstumspakt umfasst fünf zentrale Punkte: Erstens sollen Unternehmen entlastet werden, etwa durch steuerliche Maßnahmen, reduzierte Bürokratie und leistbare Energiepreise. Zweitens soll die Wettbewerbsfähigkeit gestärkt werden, unter anderem durch Investitionen in eine zukunftsfähige Infrastruktur, die Nutzung digitaler Transformation und den Erhalt der ökosozialen Marktwirtschaft ohne zusätzliche Eigentumssteuern. Drittens fordert die Wirtschaft Anreize für mehr Arbeit, um die Arbeits- und Fachkräftelücke zu schließen, etwa durch steuerfreie Überstunden und flächendeckende Kinderbetreuung. Ein starkes Europa ist der vierte Punkt, bei dem die Stärkung des Binnenmarktes, Technologieoffenheit, Bürokratieabbau und Rohstoffsouveränität zentrale Rollen spielen. Schließlich soll auch die Gesellschafts- und Wirtschaftspolitik enger verknüpft werden, um Bildung, Vorsorgemedizin und eine Balance zwischen individueller Eigenverantwortung und staatlicher Solidarität zu fördern.
Weitere angenommene Anträge zielten auf die Verbesserung der Infrastruktur und Verkehrswege für die Vorarlberger Wirtschaft, auf einen Verzicht zur Verlängerung des Schulaufenthalts an Polytechnischen Schulen zugunsten gezielter Fördermaßnahmen bei Defiziten, auf die Einsetzung eines unabhängigen Rohstoff- und Deponiebeirates, wie in Tirol, der als Beratungsorgan für die Landesregierung agieren und Strategien zur Sicherung der Rohstoffversorgung und Deponiekapazitäten entwickeln soll, auf praxistaugliche Regelungen für die Elternschaft von Selbstständigen sowie auf eine Verbesserung der sozialen Sicherungssysteme für Selbstständige.