Vorarlberger Exporttag 2023: Exportwissen aus erster Hand
Wirtschaftsdelegierte aus 27 Ländern informieren heute beim 8. Vorarlberger Exporttag über 100 exportinteressierte Unternehmer:innen aus Vorarlberg über neue Marktplätze und attraktive Chancen auf den Weltmärkten. Der Exporttag ist das wichtigste Außenwirtschafts-Serviceformat für die heimische Wirtschaft.
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Neben einem guten Produkt oder einer innovativen Dienstleistung braucht es viel Mut, um frühzeitig auf internationalen Märkten erfolgreich zu sein, erklärt Wilfried Hopfner, Präsident der Wirtschaftskammer Vorarlberg, bei der heutigen Pressekonferenz im Rahmen des 8. Vorarlberger Exporttages. „Eine zentrale Stärke Österreichs ist unsere Exportwirtschaft. Trotz international schwieriger Rahmenbedingungen gilt es, diese Stärke zu erhalten und sogar weiter auszubauen. Dafür müssen wir auf das setzen, das unsere Exportunternehmen auszeichnet: eine kompromisslose Qualitäts- und Exzellenzorientierung und eine Leistungsbereitschaft, um neue Märkte zu erschließen. Dabei können sich unsere Betriebe auf das starke internationale Netzwerk der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA verlassen. Vorarlberg profitiert sehr davon, dass die Exporteure über den Tellerrand blicken und ihre erstklassigen Produkte und Dienstleistungen erfolgreich auf internationalen Märkten vertreiben“, betont WKV-Präsident Hopfner. Rund 700 Mitarbeitende agieren in den weltweiten 97 Standorten (72 Länder). Über 47.000 Exportberatungen wurden 2022 durchgeführt. Gesamthaft unterhielt Vorarlberg im Jahr 2021 Außenhandelsbeziehungen zu 222 Ländern.
8. Vorarlberger Exporttag
Der Vorarlberger Exporttag bietet den exportierenden Unternehmen des Landes die Möglichkeit, sich einen Gesamtüberblick über neue Geschäftschancen und aktuelle Entwicklungen in den Auslandsmärkten zu verschaffen und Fragen und Anliegen mit Wirtschaftsdelegierten aus 27 Ländern aus Nord- und Südamerika, Asien, Afrika, Australien und Europa individuell zu besprechen. Bei spezifischen Info-Sessions erhalten die Teilnehmer:innen außerdem Export-Know-how aus Expertenhand. Alle vier Workshops verzeichnen eine ausgezeichnete Buchungslage mit je 50 Teilnehmer:innen. Zusätzlich wird an Infoständen über wesentliche Fragen rund um Themen wie Förderungen, Finanzierung und Absicherung im Export, Zoll, Transport und Logistik und über die WKÖ-Initiative der Internationalen Fachkräfte-Offensive informiert.
Unternehmer aus allen Branchen
Auch der 8. Vorarlberger Exporttag zeichnet sich wieder durch ein hochkarätiges Teilnehmer:innenfeld aus: „Dieses zeigt einen perfekten Querschnitt unserer Unternehmenslandschaft - über alle Branchen hinweg sind Vertreter großer Leitbetriebe sowie innovative KMU und zahlreiche Ein-Personen-Unternehmen vertreten“, weiß der Wirtschaftskammer-Präsident. Die Wirtschaftskammer unterstützt die Exportbetriebe auch in Zukunft bestmöglich bei ihren Internationalisierungsaktivitäten auf den Wachstumsmärkten der Zukunft und bietet interessierten Unternehmen eine Vielzahl von Leistungen. „Der Exporttag spielt dabei eine ganz wichtige Rolle, liefert er doch kompaktes Exportwissen aus erster Hand“, sagt Hopfner.
Info-Sessions
Darüber hinaus erwartet die Teilnehmer:innen beim Exporttag spannende Info-Sessions und Keynotes zu exportrelevanten Themen: Wie lässt sich meine grüne Innovation international skalieren? Welche strategische Ausrichtung verfolgt China nach der Pandemie und welche Auswirkungen hat dies auf Europas Wirtschaft? Was tut sich gerade in Fernost und wie kann ich internationale Fachkräfte für mein Unternehmen gewinnen? Antworten auf diese und weitere spannende Fragen erfahren die Teilnehmer:innen in vier Info-Sessions und Keynotes.
Internationalen Fachkräfte-Offensive (IFO)
Der virulente Fachkräftemangel in Österreich zieht sich quer durch alle Branchen und ist längst zu einem der größten Bremser für die positive Entwicklung der heimischen Wirtschaft geworden. Die Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) begegnet diesem Problem unter andern mit einer Fachkräfteoffensive im Ausland. Mit der Internationalen Fachkräfte-Offensive (IFO) setzt die WKÖ gezielte Maßnahmen in definierten Fokusländern, um die Rahmenbedingungen für den Zuzug von qualifizierten Fachkräften aus Drittstaaten zu verbessern. Andere Länder werben aktiv um Fachkräfte im Ausland. Ziel der IFO ist es, Österreich international als attraktiven Arbeitsstandort zu positionieren und heimische Unternehmen bei der Anwerbung von Fachkräften aus Drittländern zu unterstützen. Dafür hat die WKÖ in einem strategischen Framework („Internationale Fachkräfte-Strategie“) Handlungsfelder, Fokusländer und Fokus-Mangelberufe definiert, die den besten Match mit den in Österreich vorherrschenden Gegebenheiten versprechen. Sechs Fokusländer (Albanien, Kosovo, Nordmazedonien, Philippinen, Indonesien und Brasilien) wurden dazu ausgewählt und qualifiziertes Personal aus diesen Ländern gezielt rekrutiert werden. Die Aktivitäten beziehen sich auf zwölf Berufe mit besonderem Arbeitskräftemangel in den Bereichen IT, Handwerk, Elektro, Pflege und Tourismus. Beispiele für IFO-Aktivitäten sind Jobmessen online oder vor Ort, B2B Formate für Personalvermittler, Bewerbung des Arbeitsstandortes Österreich und weitere. Der Vorarlberger Exporttag wird dieses Jahr zum dritten Mal als zertifiziertes Green Event veranstaltet!
Frankreich
„Der Fokus in Frankreich liegt auf dem Vorantreiben des ökologischen Wandels und der Stärkung der Exzellenzsektoren Automotive, Luftfahrt und Raumfahrt“, erklärt Christian Miller, Leiter AußenwirtschaftsCenter Paris. Mit 554 Millionen Euro (+24,3 Prozent) bei den Ausfuhren und 302 Millionen Euro (+17,8,Prozent) bei den Einfuhren machen Frankreich zur drittbedeutendsten EU-Partnernation nach Deutschland und Italien und zum fünftwichtigsten Partner inklusive Drittstaaten (Top 5: Deutschland, Schweiz, Italien, USA, Frankreich). Die Bilanz ist mit 252 Millionen Euro positiv. Die Firmen Grass und Blum sind beide mit Ihren Schubladenführungen in Frankreich sehr gut eingeführt, vom atomangetriebenen U-Boot bis hin zu den feinsten Küchenausstattern. Im Elektronikbereich sind unsere Vorzeigeunternehmen Gantner Instruments bzw. Omicron. Mit Architekturbauten in vielen Städten Frankreichs lassen Baumschlager & Eberle, welche zuletzt u.a. das größte Bürogebäude Frankreichs mit Plusenergiebilanz erbaut hat, oder Dietrich | Untertrifaller Architekten ZT GmbH mit einem großen Wohn- und Geschäftskomplex in Toulouse aufhorchen. Die BertschEnergy baut derzeit ein thermisches Kraftwerk für die Papierfabrik Saica Papier in Champblain Laveyron im Department Drôme (SO-Frankreich). In der Verkehrsinfrastruktur zeichnen sich Getzner Werkstoffe GmbH aus, die mit Anti-Vibrationsmatten im Bahn- und Baubereich reüssieren - (La Seine musicale), aber auch mit Schwingungsdämpfer für das Windrad am Eiffelturm. Während Doppelmayr Lifte 2.400 Passagiere/Std. auf den Pic Vert und noch viele andere Bergspitzen in Frankreich befördern, beleuchtet die Zumtobel Gruppe Büro- & Geschäftsräume sowie Sportstätten Frankreichs.
Brasilien
„Brasiliens Wirtschaft hat sich von der Pandemie erstaunlich gut erholt hat und schon 2021 mit einem Plus von 4,6 Prozent wieder das Vorkrisen-Niveau erreicht. Der positive Trend setzte sich auch 2022 fort und brachte ein Wirtschaftswachstum von 2,9 Prozent. Für heuer liegen die Wachstumsprognosen jedoch aufgrund der hohen Zinsen und der globalen Konjunktureintrübung deutlich niedriger; es wird ein Plus um ca. ein Prozent erwartet“, berichtet Günther Sucher, Leiter AußenwirtschaftsCenter Sao Paulo, Brasilien. Aus österreichischer Sicht bedeutsam ist in dem Zusammenhang, dass nun auch wieder Schwung in die mögliche Umsetzung des Freihandelsabkommen zwischen der EU und dem Mercosur (Brasilien, Argentinien, Uruguay, Paraguay) gekommen ist, das ja schon seit 2019 ausverhandelt, aber noch nicht ratifiziert ist, primär auch aufgrund von Bedenken seitens der EU hinsichtlich mangelnder Umwelt- und Sozialstandards. „Für österreichische Exporteure würde das Abkommen handfeste Wettbewerbsvorteile gegenüber Drittländern bringen was Zollsätze, Produktzertifizierungen und den Zugang zum öffentlichen Beschaffungs- und Dienstleistungsmarkt angeht“, sagt Sucher.
Brasilien verzeichnet mit Vorarlberger Ausfuhren im Wert 47 Millionen Euro den höchsten Wert bei den Mercosur-Staaten und ist für unser Land der zeitwichtigste Exportmarkt nach Mexiko (85 Millionen Euro). Fast alle namhaften Vorarlberger Exportunternehmen sind in Brasilien aktiv, einige von ihnen auch mit eigenen Produktionsstätten. Der pre-Form Produzent Alpla ist gleich mit über einem halben Dutzend Produktionsstätten in Brasilien präsent und plant neuerdings auch Investitionen in Recyclingaktivitäten. Weitere Erfolgsbeispiele aus dem Bereich Kunststofftechnik sind die Firmen HTW (Spritzgussformen) und Eisbär (Trockentechnik). Auch die bekannte Beschläge Firma Blum aus Fussach hat seit fast zwei Jahrzehnten ein eigenes Werk mit Produktion im Bundesstaat Sao Paulo. Ihre Präsenz im Land verstärkt haben die Firma Fulterer (Lagerregale) und Getzner (Geotextilien für den Eisenbahnbau). Auch Liebherr Nenzing oder die Messgeräteproduzenten Baur und Omikron sind seit etlichen Jahren erfolgreich in Brasilien tätig. Seilbahnprojekte erfreuen sich in Brasilien zunehmender Beliebtheit, was auch die Nachfrage nach Technologien aus Österreich steigert und dazu geführt hat, dass der bekannte Vorarlberger Anbieter Doppelmayr Projekte in mehreren touristischen Zentren des Landes realisieren konnte (Campos de Jordao, Juazeiro do Norte). Schließlich sei noch der bekannte Fruchtsaftproduzent Rauch erwähnt, der im Vorjahr für Red Bull Dosen für deren Brasilienexporte im dreistelligen Millionen Euro Bereich abgefüllt hat.