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Trotz harter Jahre mit Zuversicht in die Zukunft

Verbesserungen für Wohnbau nutzen, keine weiteren Kreditvorgaben durch die Hintertür, Vereinfachungen bei Regularien und Behördenverfahren, Initiierung der Ausbildungsvision HAND:WERK.

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Aktualisiert am 21.02.2025

Die heimische Baubranche musste sich die vergangenen Jahre bei erschwerten Bedingungen behaupten. Während die Auftrags- bzw. Produktionslage im Tiefbau bzw. bei öffentlichen Infrastrukturprojekten stabil war, blieb der Wohnbau nach wie vor stark betroffen. Restriktive Kreditvorgaben, hohe Zinsen, steigende Personalkosten sowie hohe Energie- und Materialpreise waren und sind die maßgeblichen Herausforderungen.

Doch genau bei diesen Rahmenbedingungen ist leichte Bewegung in Sicht: die Zinsen sind rückläufig, die KIM-Verordnung läuft im Juli aus und die Wohnbauförderung in Vorarlberg ist die attraktivste des gesamten Bundesgebietes. Für all jene, die sich Eigentum leisten wollen, werden die Voraussetzungen zunehmend günstiger. Damit die nachhaltige Belebung des Wohnbaumarktes gelingt, ist es jedoch entscheidend, dass der Zugang zu Krediten auch tatsächlich leichter wird und bei den Betroffenen ankommt. „Es darf nicht passieren, dass neue Vorgaben durch die Hintertür eingeführt werden. Es würde die sich langsam einstellende Erholung einbremsen, noch bevor sie richtig begonnen hat“, warnt Johannes Wilhelm, Obmann der Landesinnung Bau in der Wirtschaftskammer Vorarlberg.

Obwohl einige Rahmenbedingungen für den Wohnbau besser geworden sind, ist die bauwirtschaftliche Ausgangslage immer noch herausfordernd. Das unterstreicht eine interne Umfrage der Wirtschaftskammer Vorarlberg unter betroffenen Handwerksbetrieben zur wirtschaftlichen Aussicht: Die Stimmungslage der 235 befragten Betriebe ist – getragen durch geopolitische Verwerfungen – seit 2022 negativ und bis 2026 werden auch keine signifikanten Veränderungen erwartet. Gesamt gesehen schätzen die meisten den wirtschaftlichen Rückgang für dieses Jahr auf bis zu minus 30 Prozent. Insbesondere das Baunebengewerbe rechnet sogar mit einem Minus von bis zu 40 Prozent. Zugleich geben die Betriebe aber auch an, ihren Personalstand überwiegend halten zu wollen, sofern dies möglich ist. Dies unterstreicht das hohe Verantwortungsbewusstsein der überwiegend familiengeführten Unternehmen.

Entrümpeln und Vereinfachen
„Viele Faktoren liegen außerhalb unserer Einflusssphäre, umso wichtiger ist es jene Stellschrauben zu finden, an denen es möglich ist zu drehen“, betont Johannes Wilhelm. Und im Bereich behördlicher Vorgaben und Landesvorschriften gäbe es zahlreiche Möglichkeiten für Verbesserungen: langwierige und komplizierte behördliche Verfahren sowie überschießende Regularien werden von den heimischen Unternehmen in der Befragung an erster Stelle genannt. Denn diese haben erheblichen Einfluss auf die Preisgestaltung von Wohnbauprojekten. Es wird daher dringend eine Entrümpelung der gesetzlichen Vorgaben gefordert.

Forschungsprojekt „Bauen außerhalb der Norm“
Ein seit Jahren bekanntes Hemmnis ist auch die Anwendbarkeit von überbordenden Normen, die sich einerseits teilweise widersprechen, andererseits die Umsetzung von bautechnischen Innovationen erschweren. Hierzu wird aktuell in einem Projekt untersucht, wo sinnvolles Abweichen von Normen möglich ist, ohne bei Sicherheit und Qualität zu sparen. Die Initiatoren wollen den Bauherren motivieren, neue Wege zu gehen und ihm den rechtlichen Rahmen geben, die technischen Möglichkeiten der ausführenden Bauwirtschaft auszuschöpfen. Das Ziel ist, die Baukosten nachhaltig zu senken und den CO2-Fußabdruck zu reduzieren. Weitere Infos

Faire Voraussetzungen für alle
„Das Reduzieren von bestimmten Standards und Vorgaben wird beim gemeinnützigen Wohnbau bereits umgesetzt, um finanziell leistbare Wohnungen zu realisieren. Warum nicht gleich beim privaten Bau vorgehen?“, lässt Fachgruppenobmann der Vermögens- und Immobilientreuhänder Günther Amann ausrichten. Während es beim Bau von sogenannten gemeinnützigen Starterwohnungen zum Beispiel zulässig ist, auf Parkplätze, Aufzüge oder Gestaltungsbeiräte zu verzichten, sind diese für private Bauvorhaben Vorschrift. „Bei entsprechenden Rahmenbedingungen könnten auch die privaten Bauträger dazu beitragen, leistbaren Wohnraum zu ermöglichen!“

Ruf nach Kontinuität
Die Sanierung von Wohnungen und Immobilien wurde in den vergangenen Jahren seitens der öffentlichen Hand unterstützt – dadurch wurden viele Eigentümer:innen von altem Wohnbestand dazu motiviert, in energieeffiziente Verbesserungen zu investieren. „Wenn durch Vertreter der Politik angekündigt wird, dass diese Förderungen von heute auf morgen zur Gänze gestrichen werden, führt dies zwangsläufig zu Verunsicherung. Die Branche spürt dies auch bereits aufgrund von Auftragsstornierungen“, spricht sich Innungsobmann der Sanitär-. Heizungs- und Lüftungstechniker, Karl-Heinz Strele, für mehr Investitionssicherheit und Planbarkeit für Kunden und Betriebe aus.

HAND:WERK ist Herzwerk – Zukunftsberufe im Handwerk
Trotz der bestehenden Herausforderungen und vielen Unsicherheiten über die weitere wirtschaftliche Entwicklung macht sich das Vorarlberger Handwerk zukunftsfit. Vor dem Hintergrund zunehmender Digitalisierung, neuer Technologien, notwendiger Antworten auf den Klimawandel und sparsamen Bodenverbrauchs wird sich die Arbeit im Baubereich in Zukunft maßgeblich verändern. Branchenübergreifend wurde beschlossen, die anstehenden Herausforderungen bestmöglich gemeinsam anzugehen und die Aus- und Weiterbildung für die Zukunftsberufe im Baubereich neu zu gestalten. Dadurch können auch das branchenübergreifende Zusammenwirken der unterschiedlichen Gewerke verbessert und die Arbeitsprozesse am Bau effizienter gestaltet werden.

Diese Überlegungen mündeten in die Ausbildungsvision „HAND:WERK“. Diese beinhalteten Maßnahmen für eine bessere Zusammenarbeit mittels gemeinsam durchgeführter Projekte sowie einer branchenübergreifenden Aus- und Weiterbildung zu baulichen Zukunftsthemen. Die Verortung dieser kooperativen Vision ist in Hohenems angedacht. Basierend auf einem breit aufgesetzten Prozess mit Vertretern der bauaffinen Branchen in der Wirtschaftskammer sowie den Ausbildungsinstitutionen des Landes wurden moderne, multifunktional nutzbare Ausbildungshallen konzipiert. Mögliche Synergien sollen sinnvoll genutzt werden, der überbetriebliche Austausch über die Gewerke hinweg soll vorangetrieben werden. Bauen gestaltet sich zunehmend komplexer, in den Schnittstellen zwischen den Gewerken und den sich dabei ergebenden Querschnittsmaterien wird Potential gesehen.

Gemeinsamer Landeslehrlingswettbewerb
Mit ein Zeichen der kooperativen Vernetzung der unterschiedlichen Berufe ist der gemeinsam durchgeführte Landeslehrlingswettbewerb im Rahmen der com:bau. Wie bereits im vergangenen Jahr werden die Hochbaulehrlinge mit den angehenden Installateuren den Wettbewerb gemeinsam bestreiten. Das Können der teilnehmenden Lehrlinge soll dabei sicht- und erlebbar gemacht werden.