Nur leichter Rückgang beim Außenhandel der Vorarlberger Wirtschaft
Laut dem aktuellen Außenhandelsbericht der Landesstelle für Statistik für das erste Halbjahr 2023 liegen die Export- und Importzahlen trotz schwieriger Rahmenbedingungen nur geringfügig unter dem Rekordvorjahr.
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Landeshauptmann Markus Wallner und Wirtschaftslandesrat Marco Tittler sowie der Präsident der Vorarlberger Wirtschaftskammer, Wilfried Hopfner, sehen darin einen klaren Beweis für die Widerstandsfähigkeit der Vorarlberger Wirtschaft. In den ersten sechs Monaten des Jahres wurden nach vorläufigen Ergebnissen Waren im Gesamtwert von knapp 6,8 Milliarden Euro exportiert – der Wert der Importe betrug rund 5 Milliarden Euro. „Das ergibt einen absoluten Rekord-Handelsbilanzüberschuss von fast 1,8 Milliarden Euro“, sagte Landeshauptmann Wallner.
Die vorläufigen Ergebnisse zeigen für das erste Halbjahr 2023 erneut die Resilienz der heimischen Wirtschaft auf: „Zuletzt wurden im Außenhandel immer wieder neue Rekorde aufgestellt und die Latte jedes Jahr höher gelegt. Die Zahlen des neuen Berichts sind angesichts der aktuell schwierigen Rahmenbedingungen ein respektables Ergebnis. Unsere Unternehmen bleiben dank ihrer Diversifizierung auch in schwierigen Zeiten ein Garant für die wirtschaftliche Stabilität des Landes.“
Die Nachwirkungen der Pandemie, die Energiekrise und die Teuerung beeinflussten auch die Vorarlberger Außenwirtschaft. Zwar mussten in beiden Richtungen des Warenverkehrs Rückgänge verzeichnet werden, diese hielten sich jedoch in Grenzen: Die Exporte sanken im Vergleich zum Vorjahr nur um 1,8 %, die Importe um 7,8 %. Daraus ergibt sich für das erste Halbjahr 2023 der höchste jemals gemessene Handelsbilanzüberschuss von knapp 1,8 Milliarden Euro. Landesrat Tittler: „Im Bundesländervergleich liegt Vorarlberg bei den Exporten pro Kopf weiterhin auf hohem Niveau – konkret auf Platz 2. Gleiches gilt für den Handelsbilanzüberschuss pro Kopf, auch hier belegt Vorarlberg den zweiten Platz.“
Die Vorarlberger Wirtschaft exportiert deutlich mehr Güter als sie importiert. Die Handelsbilanz mit dem Ausland ist daher positiv. Im 1. Halbjahr 2023 lag das Exportvolumen um deutlich mehr als ein Drittel (36,1 %) über dem Importvolumen – das entspricht dem 3. Platz bei der Überschussquote in Österreich.
WKV-Präsident Wilfried Hopfner erklärte: „Der Handelsbilanzüberschuss zeigt den großen Beitrag, den unsere exportierenden Unternehmen für die Wertschöpfung im Land leisten. Der nur leichte Rückgang ist ein klares Zeichen dafür, dass unsere Unternehmen über eine hohe Resilienz verfügen und für die Bewältigung der Herausforderungen auf internationaler Ebene gerüstet sind. Europa und damit auch wir werden aber nicht umhin kommen, neue Handelsabkommen abzuschließen, bestehende auszubauen und die eigene Leistungskraft weiterzuentwickeln. Darüber hinaus müssen aus der EU ausgelagerte Lieferketten zurückgeholt und energiebezogene Abhängigkeiten reduziert werden. Für 2024 gilt es im Übrigen auch, den relativ hohen KV-Abschluss in den internationalen Märkten preislich unterzubringen, was vermutlich leider nicht immer möglich sein wird. Die AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA der Wirtschaftskammer steht auch in diesen anspruchsvollen Zeiten mit Rat und Tat an der Seite der Unternehmen und bietet auch 2024 wieder ein umfangreiches Informationsangebot und Veranstaltungsprogramm.“
Vorarlbergs Außenhandelsbeziehungen
Die Vorarlberger Wirtschaft unterhält aktive Außenhandelsbeziehungen mit 217 Destinationen und Regionen weltweit. Knapp zwei Drittel aller Exporte und Importe entfallen auf die Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU-27). Dorthin wurden Waren im Wert von 4,1 Milliarden Euro exportiert (-1,8 % gegenüber dem Vorjahr). Insgesamt wurden Waren im Wert von 3,3 Milliarden Euro (-8,3 % gegenüber dem Vorjahr) aus EU-Ländern importiert. Bei den Importen ist ein Rückgang von -34,3 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorvorjahreszeitraum zu verzeichnen. Unangefochten wichtigster Handelspartner Vorarlbergs bleibt Deutschland mit einem Anteil von 28,6 % am Gesamtexportvolumen und 37,4 % am Importvolumen.
Die EFTA mit den Nachbarländern Schweiz und Liechtenstein ist der zweitwichtigste Wirtschaftsraum für Vorarlbergs Außenhandel. Das Exportvolumen betrug 934 Mio. Euro (+2,6 %), das Importvolumen 657 Mio. Euro (-3,3 %). Über 13 % aller Exporte und Importe gehen auf das Konto der EFTA. Davon trägt allein die Schweiz als zweitbedeutendste Handelspartnerin der Vorarlberger Unternehmen den Hauptanteil von 12 % bei Ausfuhren (815 Mio. Euro; +3,8 %) und 10,3 % bei Einfuhren (514 Mio. Euro; -5,1 %). Der Außenhandel mit Liechtenstein ging bei den Ausfuhren um 1,5 % auf 89 Mio. Euro zurück, stieg jedoch bei den Einfuhren um +23,5 % auf rund 101 Mio. Euro. Das führende Handelspartnerland für Vorarlberg in Asien und viertgrößtes überhaupt ist China. Von dort stammte Importware im Wert von 407 Mio. Euro (-14,3 %). Umgekehrt lieferte Vorarlberg Waren im Wert von 155 Mio. Euro nach China: ein Minus von 31,3 % zum Vorjahr.
Auswirkungen des Krieges
Bei den GUS-Staaten ist ein deutlicher Rückgang von -30,8 % bei der Ausfuhr (46 Mio. Euro) und ein noch drastischerer von über 21 Mio. Euro auf unter 5 Mio. Euro (-78,6 %) bei der Einfuhr zu sehen. Bei den Ausfuhren fiel die Russische Föderation von 90 Mio. (erstes Halbjahr 2021) über 42 Mio. Euro (erstes Halbjahr 2022) auf 14 Mio. Euro im ersten Halbjahr 2023 ab. Bei den Einfuhren fielen die Werte von 20 Mio. Euro in 2022 auf 3 Mio. Euro (-85,1 %).
Eisen- und Metallwaren
Die bedeutendste Warenobergruppe ist die Gruppe der Eisen- und Metallwaren. Im ersten Halbjahr 2023 wurden Waren daraus im Wert von 1,8 Mrd. Euro (-17,5 %) exportiert und für 1,3 Mrd. Euro (-10,5 %) importiert. Die Hauptprodukte sind Beschläge, Rohre, Profile aus Eisen und Stahl oder Aluminium, Behälter, Bleche und dergleichen. Beim Export zugelegt hat hingegen die Kessel- und Maschinenindustrie. Sie erzielte ein Ausfuhrvolumen von 1,3 Mrd. Euro (+16,3 %) und ein Einfuhrvolumen von 695 Mio. Euro (-3,0 %). Diese beiden Warengruppen zusammen erzielen rund 46 % des Exportvolumens, zwei Fünftel des Importvolumens und tragen zu fast zwei Drittel des Handelsbilanzüberschusses der Vorarlberger Außenhandelswirtschaft bei. Die Nahrungs- und Genussmittelindustrie hat ebenfalls deutlich zugelegt und konnte Waren im Wert von 805 Mio. Euro (+15,1 %) ins Ausland absetzen und importierte Waren im Wert von 487 Mio. Euro (-11,7 %).