Neugründungen trotz leichtem Rückgang auf hohem Niveau
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Leichter Rückgang bei Neugründungen im 1.Halbjahr 2024

Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2024 ging die Zahl der Neugründungen um 4,7 Prozent zurück. In der ersten Jahreshälfte 2024 wurden insgesamt 663 Unternehmen (1.Hj 2023: 696) in Vorarlberg gegründet. Hohes Niveau bleibt bestehen.

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Aktualisiert am 25.07.2024

Laut der eben veröffentlichten Gründerstatistik der Wirtschaftskammer Österreich gab es in Vorarlberg 663 Neugründungen im ersten Halbjahr 2024. Gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres ist das ein Minus von 4,7 Prozent bzw. 33 Neugründungen weniger. „Nach Rekordgründungen 2023 ist dieser Rückgang aber nicht als Trendumkehr oder gar anhaltende negative Entwicklung zu sehen, sondern dieser vierthöchste Wert seit 1993 zeigt, dass die Motivation ein eigenes Unternehmen zu gründen in Vorarlberg nach wie vor stark ausgeprägt ist“, erklärt WKV-Direktor Christoph Jenny. 

Gerade dann, wenn die Konjunktur schwächelt, sorgen Neugründungen für eine wirtschaftliche Belebung. „Wir setzen uns daher für verbesserte Rahmenbedingungen unserer Gründer:innen ein. Dazu gehören eine weitere Digitalisierung sowie Entbürokratisierung im Gründungsprozess, bessere Bedingungen im Bereich der Finanzierung und des Zugangs zum Kapital, Maßnahmen gegen Arbeitskräftemangel und für soziale Absicherung in der Selbstständigkeit“, sagt Matthias Fried, Leiter des Gründerservice. Um heimische Potenziale noch mehr zu fördern und die Innovationskraft im Land zu stärken hat die österreichische Bundesregierung einen Antrag auf umfangreiche Reformmaßnahmen des bereits gut aufgestellten frühphasigen Förderwesens für Startups definiert. Die wichtigste Anpassung ist die Schaffung der „Flexiblen Kapitalgesellschaft“ (FlexKapG). Sie ist die erste neue, nationale Rechtsform seit über 100 Jahren.  

Ansetzen und Unterstützen

„Aus der eigens auch für Vorarlberg erhobenen Motivumfrage lassen sich sehr positive Tendenzen, aber auch ein deutlicher Handlungsbedarf ablesen“, ergänzt WKV-Direktor Christoph Jenny: „Die größte Gruppe der Neugründer:innen ist die Altersklasse der 31 bis 40-Jährigen, die in ihrer Neugründung nicht nur eine Chance zur persönlichen und beruflichen Weiterentwicklung sehen, sondern vor allem eine neue Berufsperspektive. Die Frauenquote liegt bei 45,5 Prozent. 

Mehr als gute Gründe

Matthias Fries liefert weitere Details aus der Motivumfrage: Mit rund 73-prozentiger Zustimmung sei das stärkste Motiv der Vorarlberger Gründer:innen der eigene Chef/die eigene Chefin sein zu wollen, 71 Prozent wollen eine flexiblere Zeit- und Lebensgestaltung und für 65 Prozent geht es darum mehr Verantwortung übernehmen zu wollen. Mit 27,3 Prozent kommt der Großteil der die Gründer:innen aus einer leitenden Tätigkeit in einem Angestelltenverhältnis in der Privatwirtschaft. Die meisten Neugründungen gab es im ersten Halbjahr 2023 in den Sparten Gewerbe & Handwerk mit über 40 Prozent, gefolgt von Handelsbetrieben mit knapp 26 Prozent und der Sparte Information & Consulting mit über 19 Prozent.  

Unterstützung weiterhin gefragt

„Damit sich das Gründen in Vorarlberg weiterhin auf diesem guten Niveau hält, müssen wir aber auch konsequent bei den angegebenen Gründungs-Hindernissen ansetzen“, sagt Christoph Jenny. Zu den größten Herausforderungen bei Neugründungen zählen für 25,8 Prozent der befragten Unternehmer:innen nicht nur Themen wie die Sozialversicherung, Steuern und Abgaben, sondern für weitere 24 Prozent auch die allgemeinen rechtlichen Hürden und die dazugehörigen Amtswege. Ein Fünftel gibt an, durch die Voraussetzungen für eine Kreditvergabe durch eine Bank Gründungs-Hindernisse erfahren zu haben. Weitere 24 Prozent sahen die Erstellung eines Businessplanes als Herausforderung; und 18 Prozent geben an, bei der Rekrutierung und der Auswahl von zukünftigen Mitarbeiter:innen Hürden erlebt zu haben.  

Betriebsübernahme mit Strategie

Im 1. Halbjahr 2024 sind 292 Unternehmen auf neue Besitzer:innen übergegangen. Laut diverser Studien werden bis 2029 österreichweit über 50.000 Unternehmen mit Mitarbeiter:innen den Übergabeprozess durchlaufen. „Es besteht viel Handlungsbedarf. In Österreich ist die entgeltliche Übergabe im internationalen Vergleich steuerlich weiter sehr stark belastet und die Regeln sind komplex und restriktiv“, sagt Heike Böhler-Thurnher von der WKV-Betriebsnachfolge.

Ein Unternehmen mit gutem Kundenstock, erfahrenen Mitarbeitenden, ein bewährtes Geschäftsmodell – in fast allen Branchen seien dies Erfolgsfaktoren, die eindeutig für eine Betriebsübernahme sprechen. „Doch selbst wenn geeignete Nachfolger:innen innerhalb oder außerhalb der Familie bereitstehen, sind zahlreiche Themen und Herausforderungen abzuklären. Von der Kaufpreisfindung über Finanzierungsfragen, steuer-, gesellschafts-, zivil- und erbrechtlichen Themen bis hin zur Mediation können verschiedene Lösungsansätze erforderlich sein. Ziel des vielfältigen Angebots des Gründerservice ist es, die notwendigen Kompetenzen für den Ablauf einer Nachfolge zusammenzuführen,“ erklärt Böhler-Thurnher. 

Gründerservice = Anlaufstelle Nummer 1 für Gründer:innen

Der Gründerservice unterstützt bei der Umsetzung von Geschäftsideen durch umfassende Informations- und Beratungsangebote. Leiter Matthias Fries: „Die Beratungsformate werden fortlaufend weiterentwickelt und finden großen Anklang in der Gründungsszene. So gibt es neu Gründungsworkshops für diejenigen, die sich hauptberuflich selbständig machen möchten und neu ist auch der halbjährlich stattfindende Businessplanworkshop. Zudem wurde ein „Zahlen-Check“ eingeführt, um Jungunternehmer:innen (bis drei Jahre nach der Gründung) die Möglichkeit zu geben, ihre betrieblichen Zahlen durch ein Beratungsunternehmen überprüfen zu lassen.“ Aber auch die Online-Services wurden weiterentwickelt. Es ist nun die Antragstellung für die Beratungsförderungen des Gründerservice online möglich.

Das Serviceangebot wurde im vergangenen Jahr gut angenommen, wie die aktuellen Zahlen belegen: Im ersten Halbjahr 2023 nahmen insgesamt 295 Personen eine Gründungsberatung beim Gründerservice in Anspruch, das entspricht einem leichten Plus von 1,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.