Person in Schürze in Werkstatt mit Brennofen stehend bläst durch Rohr Glaskugel, ringsum verstreut Werkzeuge
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Konjunktur im Gewerbe und Handwerk: Es braucht eine Trendumkehr

Die Ergebnisse der Konjunkturbeobachtung im 1. Quartal 2023 des Vorarlberger Gewerbe und Handwerk basieren auf den Meldungen von 230 Betrieben mit 4.064 Beschäftigten und zeigen einen negativen Trend. „Wir brauchen frische Impulse“, sagt Bernhard Feigl, Spartenobmann Gewerbe und Handwerk. 

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Aktualisiert am 14.09.2023

Wenig Optimismus für 2023

Der preisbereinigte Umsatzrückgang im Jahr 2022 betrug -4,5 Prozent. Dennoch investieren die Vorarlberger Betriebe kräftig in die Zukunft: In Summe waren das rund € 410 Millionen im Jahr 2022. Das sind rund € 8.700 pro Mitarbeiter:in, also um 61 Prozent mehr als im Vorjahr. Beim Großteil der Unternehmen entfielen die Gesamtinvestitionen auf bauliche sowie sonstige Ausrüstungs-Investitionen. Im Vergleich zu 2021 sind die baulichen Investitionen der Vorarlberger Gewerbe und Handwerks Betriebe um 145 Prozent und die sonstigen Investitionen um 25 Prozent gestiegen.

Für das laufende Jahr beurteilen die Unternehmen die Geschäftslage im 1. Quartal 2023 – ausgehend von einem sehr hohen Niveau – schlechter als im Vorjahresquartal, aber immerhin 58 Prozent sehen diese als „saisonüblich“ wenngleich es im Baubereich zu Eintrübungen kommt. Per Saldo überwiegen diejenigen Unternehmen mit einer guten Geschäftssituation. Für das 2. Quartal 2023 sind die Einschätzungen eher pessimistisch, da die Erwartungen in Hinblick auf Auftragseingänge/Umsätze deutlich schlechter als im Vorjahresquartal beurteilt werden. „Die Wirtschaft ist stark abhängig von Stimmungen: Die Betriebe reagieren sehr unmittelbar, wenn sie eine Perspektive sehen. Positive Impulse der Politik kommen rasch und wirkungsvoll an“, betont Feigl. Erfreulich sieht Feigl auch die leicht positive Entwicklung der Lehrlingszahlen, die sich im Vergleich zum Vorjahr verbessert haben.  

Top drei Hemmnisse im Gewerbe und Handwerk

Die Vorarlberger Gewerbe und Handwerks Betriebe sehen die Top drei Herausforderungen für das laufende Jahr wie folgt: 67 Prozent der Betriebe sind im laufenden Jahr durch Preissteigerungen bei Rohstoffen und Materialien in ihrer Geschäftstätigkeit beeinträchtigt, 57 Prozent durch Preissteigerungen bei Energie und 55 Prozent durch den Fachkräftemangel.  

Arbeitskräftemangel entschärfen – Leistung ermöglichen

Der Fachkräftemangel zieht sich als große Herausforderung quer durch alle Branchen. „Unternehmen müssen immer wieder Aufträge ablehnen oder verschieben, weil sie nicht über die nötigen Personalressourcen verfügen“, erklärt Bernhard Feigl. Jetzt sei die Politik gefordert an allen Stellschrauben zu drehen, um die Situation zu verbessern. „Dazu gehören unter anderem eine bessere Kinderbetreuung und Anreize für das Arbeiten über das Regelpensionsalter hinaus,“ bekräftigt Feigl weiter. Und es braucht Anreize: Die von Bundeskanzler Nehammer und Wirtschaftsminister Kocher in Aussicht gestellte kostenfreie Meisterprüfung wäre ein wichtiges Signal für das Handwerk. Der Spartenobmann ist sich sicher: „Darüber hinaus sind gerade junge Menschen motiviert, mehr Überstunden zu leisten, wenn die finanziellen Rahmenbedingungen passen. Wir fordern daher eine Verdoppelung der steuerfreien Überstundenzuschläge von zehn auf zwanzig Stunden pro Monat.