Industrie-Konjunktur: Keine Erholung
Eine nachhaltige Verbesserung der Situation in der Vorarlberger Industrie ist nicht spürbar. Der Geschäftsklima-Index – der Mittelwert aus der aktuellen Geschäftslage und der Einschätzung der Geschäftslage in sechs Monaten - fällt von +0,2 auf -1,7 Prozent-Punkte. „Einer leichten Verbesserung gegenüber dem 3. Quartal 2022 folgt die Ernüchterung. Auch wenn die Konjunkturperspektiven sich kurzfristig etwas aufgehellt haben, ist die Lage vor allem mit Blick auf die kommenden Monate alles andere als erfreulich“, erklärt Michael Amann, Geschäftsführer der Sparte Industrie. Sorgenkind bleibt die Metalltechnische Industrie.
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An der quartalsmäßigen Umfrage der Sparte Industrie in der Wirtschaftskammer Vorarlberg (WKV) und der Industriellenvereinigung (IV) Vorarlberg haben sich 43 Unternehmen mit knapp 29.000 Beschäftigten beteiligt.
Von 37 Prozent der Befragten wird die aktuelle Geschäftslage als gut, von 56 Prozent als durchschnittlich und von sieben Prozent als schlecht beurteilt. Die Stimmung (Geschäftsklima) hat sich gegenüber der bereits getrübten Einschätzung im 4. Quartal des Vorjahres neuerlich verschlechtert. Damit ist das schon das dritte Quartal in Folge, das klar negativ bzw. nur knapp positiv eingeschätzt wird. Beim aktuellen Auftragsbestand sprechen 38 Prozent von einer guten, aber auch 30 Prozent von einer schlechten Situation. Der Blick auf die kommenden sechs Monate ist deutlich getrübt. Während 54 Prozent von einer gleichbleibenden Geschäftslage ausgehen, erwarten 40 Prozent eine ungünstigere Lage. Die Geschäftslage in sechs Monaten wird daher mit einem Saldo von minus 34 Prozent-Punkten negativ eingeschätzt. Das hat auch Auswirkungen auf die Erträge: 36 Prozent der Industrieunternehmen erwarten im nächsten halben Jahr eine Verschlechterung ihrer Ertragssituation. Strukturelle Herausforderungen wie hohe Energiekosten oder noch bestehende Lieferengpässe in einigen Branchen führen aktuell zu einer heterogenen Branchenentwicklung. In der Gesamtschau ist aktuell bei der Industrie-Konjunktur keine Erholung in Sicht!
Die Branchenergebnisse auszugsweise…
- Die Metalltechnische Industrie ist aktuell das Sorgenkind und wird es auf absehbare Zeit auch bleiben. Die Geschäftslage in sechs Monaten wird von 59 Prozent als ungünstiger beurteilt. (Saldo minus 50 Prozent-Punkte)
- Die Lage in der Lebensmittelindustrie (Nahrungs- und Genussmittel) ist konstant gut. Die Betriebe hoffen, die höheren Kosten weitergeben zu können.
- In der Textilindustrie fallen die hohen Auftragsbestände auf. Die kommenden Monate verheißen aber wenig Gutes.
- Die Elektro- und Elektronikindustrie hingegen bewegt sich auf einem konstant hohen Niveau. Knapp 70 Prozent wollen den Stand ihrer Mitarbeitenden erhöhen.
- Auch die Verpackungsindustrie gehört zu den klaren Konjunkturverlierern. Gestiegene Kosten können nur teilweise weitergegeben werden; das wirkt sich voll auf die Erträge in sechs Monaten aus.
Kampf gegen Arbeitskräftemangel
Allerdings – „der nächste Aufschwung kommt bestimmt und dafür brauchen wir Mitarbeitende auf allen Ebenen,“ betont Michael Amann, Geschäftsführer der Sparte Industrie in der WKV. Ein Schwerpunkt der Industrie ist und bleibe die eigene Ausbildung von Fachkräften sowie die massive Unterstützung der heimischen Schulen. „Zudem braucht es im Kampf gegen den Arbeitskräftemangel jedoch einen Mix an Maßnahmen“, erklärt Amann. Auf der Maßnahmen-Liste der Industrie finden sich unter anderem ein Rechtsanspruch auf einen hochwertigen, wohnortnahen, ganztägig und ganzjährig verfügbaren Kindergartenplatz und weitere Verbesserungen bei der Rot-Weiß-Rot-Karte. Dies beispielsweise durch ein Jobsuch-Visum für sämtliche Kategorien inklusive der Möglichkeit, zur Probe zu arbeiten.
Zur Umfragemethode: Den Unternehmen werden drei Antwortmöglichkeiten gegeben: gut, durchschnittlich, schlecht. Errechnet werden die (beschäftigungsgewichteten) %-Anteile dieser Antwortkategorien, und dann wird der konjunktursensible „Saldo“ aus den %-Anteilen positiver und negativer Antworten unter Vernachlässigung der neutralen gebildet.