Gedämpfte Stimmung in der Vorarlberger Industrie: Der Dauerfrost hält an.
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Industrie-Konjunktur: Dauerfrost hält an!

„Die Situation der Vorarlberger Industrie bleibt weiterhin prekär, das zeigt auch unsere aktuelle Konjunkturerhebung für das 1. Quartal 2024 deutlich. Die Auftragseingänge sind rückläufig und der Beschäftigtenstand steht unter zunehmendem Druck. Die Vorarlberger Industrie hat nicht zuletzt mit rasch steigenden Kosten beim Personal zu kämpfen“, erklärt Mag. Michael Amann, Geschäftsführer der Sparte Industrie in der Wirtschaftskammer Vorarlberg.

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Aktualisiert am 24.04.2024

Der Geschäftsklima-Index – der Mittelwert aus der aktuellen Geschäftslage und der Einschätzung der Geschäftslage in sechs Monaten - ist mit -7,9 Prozent-Punkte weiter negativ und dies nun schon seit eineinhalb Jahren.
 
„Die Unternehmen versuchen ihre Fachkräfte, trotz fehlender Aufträge, zu halten. Es wird jedoch immer schwieriger, vor allem durch stark gestiegene Kosten, die erforderlichen Preise für Industrieprodukte „Made in Vorarlberg“ am internationalen Markt durchzusetzen. Aufträge gehen zurück, aber Löhne und andere Anforderungen steigen und irgendwann preisen wir uns aus dem Markt“, betont Amann. Ein Vergleich: 2023 sind die Lohnstückkosten in Österreich um 12 Prozent gestiegen, bei unseren Nachbarn in Deutschland nur um 4 Prozent. Die Lohnstückkosten messen die Arbeitskosten je produzierter Einheit. Steigen diese Kosten schneller als die Produktivität, dann nimmt die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber anderen Ländern ab. Und genau das passiert aktuell in Österreich. „Wenn wir als Industrie am Standort Vorarlberg nicht mehr wettbewerbsfähig sind, sind Produktionsstandorte in Gefahr und mittelfristig auch Wohlstandsverluste zu befürchten“, erklärt der Industrie-Vertreter.

Aus Sicht der Industrie ist es zentral, die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und die Abgabenlast deutlich zu senken, sonst kann Österreich im internationalen Wettbewerb nicht mehr mithalten. Michael Amann: „Notwendig sind vor allem
- Entlastungsmaßnahmen, etwa bei den Arbeitskosten – ohne andere, neue Steuern,
- die Vereinfachung von Berichtspflichten und
- ein Stopp der weiter zunehmenden Flut an neuen Gesetzen von EU-, Bundes- und Landesseite“.

Zur aktuellen Konjunkturumfrage 1. Quartal 2024:
Rund ein Drittel der Unternehmen (34 Prozent) spricht von einer aktuell schlechten Geschäftslage. Bei 37 Prozent sind die Auftragsbestände eingebrochen, für 32 Prozent ist das Auslandgeschäft aktuell schlecht. Bedenklich erscheint auch die Abfrage bezüglich des Beschäftigtenstandes in drei Monaten. Mehr als ein Drittel der befragten Unternehmen (35 Prozent) rechnen mit sinkenden Mitarbeiterständen. Die aktuellen AMS-Zahlen bestätigen diesen Trend: Ende März 2024 waren in Vorarlberg 9.590 Personen arbeitslos gemeldet, ein Anstieg von 13,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Sinkende Verkaufspreise – 30 Prozent erwarten das – haben auch Auswirkungen auf die Erträge: 36 Prozent sehen im nächsten halben Jahr eine Verschlechterung ihrer Ertragslage.
Der Blick auf die kommenden sechs Monate bleibt frostig: Während 91 Prozent von einer gleichbleibenden Geschäftslage ausgehen, erwarten nur sechs Prozent eine günstigere Lage.
Gesamthaft betrachtet ist bei der Industrie-Konjunktur aktuell noch keine Erholung in Sicht!

Auszüge der Branchenergebnisse…
- Deutlich unterkühlt ist die Lage in der für Vorarlberg dominierenden Metalltechnischen Industrie und das wird auf absehbare Zeit so bleiben. Die aktuelle Geschäftslage wird von 73 Prozent als schlecht bezeichnet!
- In der Textilindustrie geht man von einer stark rückläufigen Produktion aus. Der Mitarbeiterstand wird weiter zurückgehen.
- Die Elektro- und Elektronikindustrie kämpft mit einem deutlichen Einbruch der Aufträge. Die Geschäftslage in sechs Monaten wird sich nur leicht verbessern.
- Die Lage in der Lebensmittelindustrie (Nahrungs- und Genussmittel) ist vergleichsweise gut. Die Ertragssituation und die Auslandsaufträge haben sich hier bereits verbessert.
- Die Lage in der Verpackungsindustrie bleibt positiv. Knapp die Hälfte der befragten Unternehmen (47 Prozent) erachten die aktuelle Geschäftslage als gut. Das soll auch in sechs Monaten so bleiben.
 
An der quartalsmäßigen Umfrage der Sparte Industrie in der Wirtschaftskammer Vorarlberg (WKV) und der Industriellenvereinigung (IV) Vorarlberg haben sich 38 Unternehmen mit 23.762 Beschäftigten beteiligt.

Zur Umfragemethode: Den Unternehmen werden drei Antwortmöglichkeiten gegeben: gut, durchschnittlich, schlecht. Errechnet werden die (beschäftigungsgewichteten) %-Anteile dieser Antwortkategorien, und dann wird der konjunktursensible „Saldo“ aus den %-Anteilen positiver und negativer Antworten unter Vernachlässigung der neutralen gebildet.