Person mit weißem Schutzhelm und in gelber Warnweste hockt auf Dach und schraubt Solarpanele fest
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Erneuerbare Stromproduktion: Industrie fordert mehr Tempo beim Ausbau

Industrie-Spartenobmann Markus Comploj: „Mit dem aktuellen Tempo sind die Ausbauziele für 2030 unerreichbar!“ Es brauche einen ausgewogenen Mix bei erneuerbaren Energieträgern.

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Aktualisiert am 11.10.2023

Österreich hat sich mit dem Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz zum Ziel gesetzt, bis 2030 den Stromverbrauch bilanziell aus erneuerbaren Energien abzudecken. Dazu soll die jährliche Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen vom Jahr 2020 bis zum Jahr 2030 mengenwirksam um 27 TWh gesteigert werden, pro Jahr also um 2,7 TWh. „Dieses Ziel muss erreicht werden“, sind sich die Obleute der Industriesparten der Bundesländer Kärnten, Oberösterreich, Salzburg, Steiermark, Tirol und Vorarlberg bei ihrem Energiegipfel einig. „Eine ausreichende Verfügbarkeit von erneuerbarem Strom ist die Voraussetzung, zahlreiche Industrieprozesse klimaneutral zu gestalten. Zudem erhöht jede in Österreich produzierte Kilowattstunde Strom die nationale Resilienz und macht die Strompreise mittelfristig von fossilen Preiseinflüssen unabhängiger.“ 

Die nationale erneuerbare Stromproduktion stagniert

Im Jahr 2022 wurden in Österreich 43 TWh Strom aus Wasserkraft, Windkraft und Photovoltaik gewonnen. 2021 waren es 45 TWh und 2020 fast 48 TWh. Zwar wird 2023 wieder ein leichter Anstieg erwartet, doch hinkt die Produktion gerade bei Wasserkraft und Windkraft den Ausbauzielen deutlich hinterher. „In Summe ist somit eine deutliche nationale Zielverfehlung 2030 bei der erneuerbaren Stromproduktion zu erwarten“, sagt Markus Comploj, Obmann der Sparte Industrie der Wirtschaftskammer Vorarlberg. Zudem sei in vielen Regionen eine einseitige Fokussierung auf Photovoltaik zu beobachten.

„Schon heute stößt das Stromnetz an seine Grenzen, wenn der Verbrauch niedrig und die Produktion erneuerbarer Energien hoch ist. Das ist beunruhigend - denn bis 2030 werden sich die Erzeugungsspitzen von heute etwa 10 GW mehr als verdoppeln. Auch beim Netzausbau ist die Geschwindigkeit also deutlich zu erhöhen“, analysiert Spartenobmann Comploj.

Einseitiger Fokus auf Photovoltaik belastet Netze und treibt Netzgebühren in die Höhe

„Photovoltaik ist für viele Industriebetriebe eine attraktive Option, den Netzbezug deutlich zu reduzieren, sofern der Eigenverbrauch des PV-Stroms auf hohem Niveau gehalten werden kann“, betont der Industrie-Spartenobmann. „Eine mangelnde Balance zwischen Photovoltaik einerseits und der Stromproduktion aus anderen erneuerbaren Quellen andererseits, birgt allerdings ein erhebliches Risiko für unseren Standort.“  

Hintergrund ist, dass Photovoltaik-Anlagen im Jahresverlauf die Energie nur in etwa 1.000 Volllaststunden liefern. Dies ist mit Abstand der niedrigste Wert aller erneuerbaren Quellen. Als Folge der höheren Peak-Leistungen und der Einspeisung auf allen Netzebenen sind bei einem Fokus auf Photovoltaik allein, deutlich höhere Netzausbaukosten und Netzwartungskosten absehbar als bei einem ausgewogenen Mix an erneuerbaren Energien. Es besteht das Risiko, dass sich die Netzgebühren entsprechend ungünstiger entwickeln als in anderen Regionen Europas.

Außerdem erzeugen Photovoltaikanlagen nur etwa ein Viertel ihres Ertrags im verbrauchsstarken Winterhalbjahr. Ein Photovoltaik-Fokus erfordert daher einen stärkeren – und damit kostenintensiveren - Ausbau der Elektrolyseleistung und Speicherkapazität für klimaneutralem Wasserstoff, da mehr Strom durch verlustbehaftete Speicherung vom Sommer in den Winter transferiert werden muss. 

Ausgewogener Zubau erneuerbarer Energieträger gefordert

„Die aktuell zu beobachtende Fokussierung vor allem auf Photovoltaik kann hinsichtlich Netzbelastung und Netztarifen signifikante Nachteile für den Wirtschaftsstandort mit sich bringen. Wir fordern daher einen Zubau erneuerbarer Energien, der einem ausgewogenen Mix aller erneuerbarer Quellen Rechnung trägt, für Vorarlberg besonders im Bereich der Wasserkraft“, erklärt Markus Comploj. Schließlich sei auch die Förderlandschaft zu überarbeiten: „Das aktuelle Fördersystem orientiert sich nicht an der Eigenverbrauchsquote von Photovoltaikanlagen. Dies sollte geändert werden, denn hohe Eigenverbrauchsquoten, wie sie bei Industrieanlagen typischerweise erreicht werden, reduzieren die teuren Spitzenbelastungen der Netze deutlich!“