Baubranche warnt vor einem Stillstand!

Die Ergebnisse der Konjunkturbeobachtung im 2. Quartal 2023 des Vorarlberger Gewerbe und Handwerk verzeichnen einen deutlichen Rückgang im Baubereich. Besonders betroffen sind das Baugewerbe, die Baunebengewerbe und die baunahen Dienstleister. Spartenobmann Bernhard Feigl fordert daher die sofortige Abschaffung der KIM-Verordnung.

Lesedauer: 2 Minuten

Aktualisiert am 14.09.2023

Alarmierende konjunkturelle Entwicklungen präsentierte die Bundessparte Gewerbe und Handwerk in ihrer Pressekonferenz vergangenen Mittwoch zum Quartalsbericht im 1. bis 3. Quartal 2023. Vorarlbergs Spartenobmann Bernhard Feigl beruhigt: „Das erste Quartal verlief für das Vorarlberger Gewerbe und Handwerk besser als im österreichischen Durchschnitt, dennoch sind die Auftragseingänge vor allem im Bausektor massiv zurückgegangen, weshalb wir die sofortige Abschaffung der KIM-Verordnung fordern.“ Die KIM-Verordnung legt Banken restriktive Hürden für die Kreditvergabe auf, die die Baufinanzierung massiv verhindert. „Das Instrument war in Zeiten von Nullzinsen von der Finanzmarktaufsicht (FMA) dazu eingesetzt worden, die befürchtete Überhitzung des Immobilienmarktes zu verhindern – davon kann jetzt keine Rede mehr sein“, hält der Spartenobmann fest. Die FMA muss sich endlich ihrer Verantwortung bewußt werden und die Kreditregelungen auf ein vernünftiges Maß reduzieren. 

Die Konjunkturbeobachtung des Vorarlberger Gewerbe und Handwerk basiert auf den Meldungen von 220 Betrieben mit 4.110 Beschäftigten. Demzufolge sind die Auftragseingänge in Vorarlberg im 1. Quartal 2023 gegenüber dem 1. Quartal des Vorjahres nominell um 0,2 Prozent gestiegen. Das bedeutet real (mengenmäßig ohne Preissteigerungen) einen Rückgang um 7,0 Prozent. Die Geschäftslage im 2. Quartal 2023 beurteilen die meisten Unternehmen aber dennoch mit 56 Prozent als „saisonüblich“. Der Anteil an Betrieben mit gleichbleibenden Umsätzen ist zudem mit 63 Prozent stabil zu bewerten.  

Hinsichtlich der Erwartungen für das dritte Quartal sind die Umfragewerte geteilt: während im konsumnahen Bereich der Saldo positiv mit plus 12 Prozent ausfällt, sehen sich die Betriebe im investitionsgüternahen Bereich mit pessimistischen Auftragserwartungen und einem Saldo von minus 19 Prozent konfrontiert. Das betrifft wiederum die Baubranche, sowie die Bauhilfs- und -nebengewerbe.  

Baukonjunktur bricht ein

Der private Wohnungs- und Hausbau ist in Vorarlberg bereits stark eingebrochen. Die Gründe dafür, liegen auf der Hand: Stark gestiegene Material- und Personalkosten, erhöhte Kreditzinsen, den erschwerten Zugang zu Wohnbaufinanzierungen und die völlig überdimensionierten Grundstückskosten. All diese Faktoren führen zu einer massiven Verunsicherung bei den Interessent:innen.  

Daher fordert Spartenobmann Bernhard Feigl ein rasches und wirksames Gegensteuern in folgenden drei Bereichen:  

  • Aufwertung der Wohnbauförderung 

Die Wohnbauförderung ist aufgrund der Niedrigzinslage in den vergangenen Jahren aus dem Fokus geraten und heute nicht mehr marktkonform; denn die Anforderungen der Richtlinien gehen an der Marktrealität vorbei. „Damit bleibt unterm Strich ein an sich tolles Steuerungselement des Landes für die Anschaffung von Eigentum leider momentan unter seinen Möglichkeiten“, betont Feigl. 

Die Wohnbauförderung sollte wieder für die Schaffung oder Sanierung von Wohnraum attraktiviert und der Betrag des Bundes erhöht werden.  

  • Förderung der Energiewende

Die Bauwirtschaft unterstützt das Ziel im Regierungsprogramm, die Sanierungsrate in Richtung drei Prozent zu steigern. Mit einem transparenten und einheitlichen Förderregime lasse sich die Energiewende wirtschaftlich sinnvoll vorantreiben – so könnten neben der Vorarlberger Sanierungsförderung etwa die Dekarbonisierungs-Instrumente von Bund und EU in einer eigenen Förderschiene gebündelt und unbürokratischer gestaltet werden.  

  • Erleichterte Finanzierung

Die Bauwirtschaft sowie das Gewerbe und Handwerk fordern wie bereits weiter oben erwähnt die Aufhebung der sogenannten KIM-Verordnung. Um darüber hinaus die Schaffung von Wohnraum wieder leistbar und finanzierbar zu machen, soll die Grunderwerbssteuer gesenkt bzw. für den ersten Eigentumserwerb abgeschafft werden – „zudem wäre eine Eigenheim-Investitionsprämie für die erstmalige Wohnsitzgründung denkbar“, greift Vorarlbergs Spartenobmann Bernhard Feigl eine Forderung der Bundessparte auf.