Bäcker massiv unter Druck
Die allgemeine Geschäftslage der Vorarlberger Bäckereibetriebe erscheint auf den ersten Blick gut, bei näherer Betrachtung ist die Situation aber durch Energiekrise und Teuerung nahezu ausweglos. „Für einen Großteil der heimischen Bäckereien kann es so nicht weitergehen. Wir brauchen finale Lösungen von Seiten der Politik und Wirtschaft“, fordert Innungsmeister Wolfgang Fitz. Den Energiekostenzuschuss 2 (EKZ 2) endlich umsetzen!
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Die aktuellen Herausforderungen führen uns vor Augen, wo die Grenzen des Wachstums liegen und dass diese vor allem stetig näherkommen. Eine solche Wachstumsbremse erlebt derzeit auch Wolfgang Fitz, Innungsmeister des Lebensmittelgewerbes in der Wirtschaftskammer Vorarlberg, und selbst passionierter Bäcker. Per 31.12.2022 waren 65 Bäcker (-27 Prozent gegenüber 2012) in Vorarlberg aktiv. Vor knapp zehn Jahren waren es noch 89 Bäcker.
Innungsmeister Fitz berichtet von einer massiven Verschlechterung in seiner Branche seit der allgemeinen Teuerung. Von den ehemals adäquaten Beträgen, die Fitz in seinem Unternehmen für Strom und Gasverbrauch bezahlt hat, ist man heute „meilenweit entfernt“, sagt der Innungsmeister. Für einen Betrieb wie die Schwanen Bäckerei bedeutet das eine Energiekostensteigerung auf rund 66.000 Euro im Jahr. „Die Versechsfachung der Energiekosten hat schließlich auch dazu geführt, dass unsere Produkte für die Endkonsument:innen immer teurer wurden“, betont der Inhaber und Geschäftsführer der Schwanen Bäckerei in Wolfurt. Noch würden das die Kund:innen aber hinnehmen, weil sie Qualität und traditionelles Handwerk schätzen, aber diese Preisspirale heize die Situation nur noch mehr an, hält Fitz fest. Denn die Teuerung führt dazu, dass KMU ihren Mitarbeiter:innen immer höhere Löhne auszahlen müssen, was im Umkehrschluss die Inflationsentwicklung abermals antreibt.
„Während die Politik also weiterhin damit beschäftigt ist, nach zukunftsfähigen Lösungen zu suchen, müssen zahllose Unternehmer:innen ihre eigenen finden“, verdeutlicht Fitz. Das sei in Zeiten wie diesen keine leichte Aufgabe, da sich Unternehmer:innen gleichsam mit den Ansprüchen der Mitarbeiter:innen und den Forderungen der Kund:innen nach frischer Ware in hoher Qualität zu günstigen Preisen konfrontiert sehen. Sein Bedauern drückt der Innungsmeister über die Schließung von zwei Bäckereibetrieben in ländlichen Gebieten Vorarlbergs aus. Deren Besitzer mussten jeweils nur wenige Jahre vor der Pensionierung ihre Geschäfte schließen, da sie durch die aktuell viel zu hohen Energiekosten nicht mehr rentabel wirtschaften konnten. „Besonders für uns Bäckereien waren die vergangenen Jahre nicht einfach, unser Produkt steht täglich im Fokus“, unterstreicht Fitz und ergänzt, dass inzwischen auch mit dem Rohstoff Getreide am Weltmarkt spekuliert werde, was die Preise zusätzlich in die Höhe treibt. Neben den Energiekosten erschwert zudem der Fachkräftemangel die Situation der Vorarlberger Bäckereibetriebe. „Das Handwerk muss wieder attraktiver werden, Überstunden müssen fair entlohnt werden und uns als Arbeitgeber muss es auch möglich gemacht werden, durch Lohnsteuersenkungen und Teuerungsprämien unsere Mitarbeiter:innen wieder zu motivieren“, fordert der Innungsmeister. Da wäre mehr Unterstützung von Seiten der Gewerkschaft in Sachen Steuererleichterung angebracht.
Wilfried Hopfner, Präsident der Vorarlberger Wirtschaftskammer, schließt sich dem an und sagt: „Das Arbeitszeitgesetz ermöglicht bis zu 20 Überstunden in einer Woche. Steuerbegünstigt sind aber nur die Zuschläge für zehn Überstunden pro Monat – diese Zuschläge sind gedeckelt mit 86 Euro von der Einkommensteuer befreit. Diese Steuerbegünstigung sollte auf die Zuschläge für 20 Überstunden pro Monat ausgeweitet werden, um damit vor allem auch jene zu belohnen, die am Wochenende und an den Feiertagen arbeiten”, betont der WKV-Präsident.
Teuerungsprämie mitberücksichtigen
„Uns muss bewusst sein, das hohe KV-Abschlüsse Nebenwirkungen haben. Sie erhöhen zwar die Kaufkraft der Mitarbeitenden, sind aber gepaart mit dem Arbeitskräftemangel auch ein Kosten- und damit Inflationstreiber. Die von vielen Unternehmen ausbezahlte Teuerungsprämie muss daher in den Herbstlohnrunden Berücksichtigung finden. Dies ist mehr als nur ein Einmaleffekt, als was es die Gewerkschaft nur allzu gerne abtut”, sagt Hopfner.
EKZ 2 rasch umsetzen
Um die Situation für die Vorarlberger Bäcker:innen und schließlich für alle KMU besser zu machen, verweist der Wirtschaftskammer-Präsident auf die immer noch fehlende Richtlinie zum Energiekostenzuschuss 2 (EKZ 2): „Die Richtlinie EKZ 2 ist trotz Ankündigung vor einem Dreivierteljahr immer noch nicht veröffentlicht. Die enorme Preisentwicklung auf den Energiemärkten bedeuten für Unternehmen und für Haushalte massive Kostensteigerungen. Für die Unternehmen heißt das zudem, diese bestmöglich in den Preisen unterbringen zu müssen. Diese Notwendigkeit wäre durch die Umsetzung des Energiekostenzuschuss 2 abgemildert.“ Die Wirtschaftskammer Vorarlberg fordert daher die sofortige Richtlinienerstellung. „Die Regierungsparteien dürfen die Unternehmen durch eine gegenseitige politische Blockadepolitik nicht weiter in der Warteschleife hängen lassen”, erklärt Wilfried Hopfner, Präsident der Wirtschaftskammer Vorarlberg.