Anleihen vorläufig noch attraktiv: Fachmann Arnold Tollinger analysiert Auswirkungen der EZB-Zinspolitik
„Die EZB-Zinspolitik bringt für die Eurozone vorerst keine Zinssenkung“, kommentiert Arnold Tollinger, Fachgruppenobmann der Vorarlberger Finanzdienstleister, den kommunizierten Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank EZB mit einer Beibehaltung des Leitzinses auf 4,5 Prozent. Es bleibe abzuwarten, ob die einflussreiche amerikanische Notenbank FED ebenfalls weiterhin keine Maßnahmen am Zinsmarkt setzt oder ob sie tatsächlich eine Zinswende einleiten wird.
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„Während eine Absenkung der Zinsen für den Kreditmarkt wichtig wäre, um die Nachfrage nach Investitionen und Immobilien wieder anzukurbeln, bleiben mit der EZB-Zinspolitik Anleihen vorläufig weiterhin sehr attraktiv“, sagt Tollinger. Denn schon seit einiger Zeit wird an den Finanzmärkten auf Zinssenkungen spekuliert. Um den Jahreswechsel wurde noch mit bis zu sechs Zinssenkungen im Jahr 2024 spekuliert.
Jahrelang eher ein Verlustgeschäft, erleben Anleihen derzeit ein Comeback, erläutert Tollinger. Dabei haben vor allem Fonds mit Unternehmensanleihen Aufwind. Selbst Unternehmen mit guter Kreditwürdigkeit müssen ihre Unternehmensanleihen nun deutlich höher verzinsen als noch in den Vorjahren – obwohl sich die Geschäftsmodelle der meisten Unternehmen nicht verschlechtert haben. Unternehmensanleihen auszugeben, ist daher für viele Firmen eine Option, um an frisches Geld zu kommen. Für Anleger:innen sind damit die Einstandsrenditen bei europäischen Unternehmen wieder attraktiv.
Was sind Anleihen?
Es gibt verschiedene Arten von Anleihen, wie Staatsanleihen, Unternehmensanleihen und Pfandbriefe. Grundsätzlich sind Anleihen zinstragende Wertpapiere, die auch als Schuldverschreibungen oder Rentenpapiere bezeichnet werden. Sie dienen als Finanzierungsmittel für Unternehmen oder die öffentliche Hand, indem sie sich für einen bestimmten Zeitraum Geld am Kapitalmarkt leihen. Anleihen sind in der Regel festverzinsliche Wertpapiere, die über eine vorher festgelegte Zeit regelmäßig Zinsen auszahlen.
Wer investieren will, sollte schnell sein, empfiehlt der Finanzexperte, schon der nächste Zinsentscheid könnte nämlich eine Zinswende einläuten. Daher ist jetzt noch ein Einstieg in Anleihen attraktiv. „Kaufen Anleger:innen aktuell Anleihen, erhalten sie gute Renditen – was mit Blick auf sinkende Zinsen von Vorteil sein wird“, erklärt Tollinger. „Fallen die Zinsen während der Laufzeit der Anleihe, können Anleger:innen die Anleihen sogar mit Gewinn wieder verkaufen“, betont Tollinger und weist darauf hin, dass eine Diversifizierung des Anleiheportfolios, die Dauer der Laufzeit, die Bewertung der Bonität der Emittenten sowie Zins- bzw. Inflations-Risiken bei der individuellen Anlagestrategie unbedingt berücksichtigt werden müssen.