Studie: Auswirkungen der WHO-Luftqualitätsrichtlinien 2021 auf produzierende Unternehmen in Österreich
Joanneum Research untersuchte die Auswirkungen von möglichen neuen EU Luftqualitäts-Grenzwerten auf heimische Produktionsstandorte
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Die aktuelle Überarbeitung des EU-Luftrechts wird mit großer Sicherheit strengere Immissions-Grenzwerte bringen. Welche das genau sein werden, liegt in der Hand der europäischen Gesetzgeber. Damit sich heimische Betriebe, Verwaltung und Politik bzw. die interessierte Öffentlichkeit ein Bild machen können, haben BSI und WKÖ eine Analyse der potenziellen Auswirkungen auf produzierende Unternehmen in Österreich in Auftrag gegeben. Basis dafür waren die aktuellen WHO-Empfehlungen.
„Im September 2021 veröffentlichte die Weltgesundheitsorganisation WHO neue globale Empfehlungen zur Festlegung von Luftschadstoff-Konzentrationen – unter anderem für Feinstaub (PM10), Ultrafeinstaub (PM2,5) und Stickstoffdioxid (NO2). Dies Empfehlungen sind keine rechtsverbindlichen Standards, sondern sollen den Staaten als evidenzbasierte Entscheidungsgrundlage für gesetzliche Regelungen im Hinblick auf Gesundheitsbelastungen dienen.
Die Europäische Kommission kündigt für Ende Oktober 2022 eine Überarbeitung der EU-Luftqualitäts-Richtlinie an. Auch eine Anpassung der Luftqualitäts-Grenzwerte für Schadstoffe ist geplant. Um die möglichen Auswirkungen von neuen Grenzwerten auf den produzierenden Sektor in Österreich (Standorte der Industrie und des Gewerbes) besser abschätzen zu können, beauftragte die Bundessparte Industrie zusammen mit der Umweltpolitischen Abteilung und der Bundessparte Gewerbe und Handwerk der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) Joanneum Research mit einer sorgfältigen Analyse.
Die Studie simuliert, welche Auswirkungen auf die 7.500 Industrie-Standorte (bzw. 66.000 Standorte der gesamten produzierenden Wirtschaft) in Österreich zu erwarten sind, wenn die Empfehlungen der WHO (sie bestehen aus vier sogenannten „interim targets“ plus dem strengsten Level „AQG“ = Air Quality Guideline) als künftige EU-Grenzwerte gelten würden. Dafür wurden zehntausende Datensätze von insgesamt knapp 150 Messstellen in Österreich für die Jahre 2018-2021 herangezogen. Die ausgearbeiteten Karten zeigen, in welchen Gebieten es Überschreitungen in den vergangenen vier Jahren gegeben hätte, wenn WHO-Empfehlungen bereits gegolten hätten. Da nicht in allen Regionen Österreichs Messstellen platziert sind, zog Joanneum Research dafür ein Modell topographisch-klimatischer Regionen des österreichischen Umweltbundesamtes heran.
Ziel der Analyse ist, Transparenz über die möglichen Auswirkungen von legislativen Entscheidungen herzustellen. Die Gesetzgeber (in der EU Rat und Parlament) müssen bei der Festlegung von Grenzwerten (und Maßnahmen zur Erreichung derselben) nicht nur wissenschaftliche Aspekte, sondern auch gesellschaftliche und ökonomische Konsequenzen berücksichtigen. So gibt es etwa in Österreich seit vielen Jahren Luft-Sanierungsgebiete, in denen besondere einschränkende Regeln für Betriebsanlagen oder den Verkehr (Tempolimits, Fahrverbote) gelten. Je größer die Grenzwertüberschreitung ist, desto ambitioniertere Maßnahmen muss die Politik setzen um die selbst vorgegebenen Ziele auch zu erreichen.
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Mag.Richard Guhsl
richard.guhsl@wko.at
Stand: 13.10.2022