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Sparte Handel

Effizienzgewinn beim Heizen durch hydraulischen Abgleich

So fühlt sich auch Ihr Heizsystem wohl

Lesedauer: 5 Minuten

27.12.2024

Neben durchgehender Dämmung, der „richtigen“ Temperaturwahl und einem regelmäßig gewarteten System gibt es noch weitere Punkte, die über Effizienz oder Ineffizienz eines Heizsystems entscheiden. Daher wollen wir Sie mit diesem Leitfaden etwas tiefer in die Technik von Heizungsanlagen einführen.

Warum sollten Sie diesen Leitfaden lesen?

Wird es bei Ihnen in manchen Räumen einfach nicht warm, obwohl an der Heizung die höchste Wärmstufe eingestellt ist? Dann hilft ein genauerer Blick auf die Wärmeverteilung Ihrer Heizungsanlage. Dieser Leitfaden soll Ihnen helfen, das Problem zu verstehen und zu beseitigen – sprich Ihr Heizsystem zu optimieren. Das Zauberwort hierzu heißt: hydraulischer Abgleich. Mit dieser Methode lässt sich ziemlich einfach die Leistung von Heizkessel und -pumpe so optimieren, dass alle Räume gleich temperiert werden.

Wie sollten Sie diesen Leitfaden lesen?

Wir wissen, dass nicht jede Person gleich viel Einfluss auf genutzte Räumlichkeiten und die installierten Systeme nehmen kann - nur selten sind Sie selbst auch im Besitz des Standorts; manchmal nutzen Sie nur ein Stockwerk, manchmal nur einen Raum; Sie sind eingemietet oder befinden sich in einem denkmalgeschützten Gebäude.

Im Unterschied zu anderen Leitfäden finden Sie hier nicht eine Sammlung an möglichen Maßnahmen, sondern einen konkreten Fokus auf eine bestimmte Maßnahme aus der Kategorie "Effizientes Heizen im Handel". Hier wollen wir Ihnen einen Einblick in das Thema "hydraulischer Abgleich" geben und Sie bei der Beantwortung der Frage "wer kann es machen/wer sollte es machen?" unterstützen.
Sie nehmen sich einfach das mit, das in Ihrer aktuellen Situation für Sie möglich ist.


Inhaltsverzeichnis

Timing: Wann ein hydraulischer Abgleich notwendig ist

Umsetzung: Profis im Einsatz


Timing: Wann ein hydraulischer Abgleich notwendig ist

[basic / advanced]

Schritt 1: Wurde schon einmal ein hydraulischer Abgleich durchgeführt?
Von außen lässt sich nur schwer erkennen, ob an einer Heizungsanlage schon einmal ein hydraulischer Abgleich durchgeführt wurde oder nicht. Wenn Sie also nicht Eigentümer:in Ihrer genutzten Räumlichkeiten sind, fragen Sie am besten bei diesen, dem zuständigen Facility Management oder einer Heizungsfachfirma (z.B. im Zuge der jährlichen Kontrollen) nach.

Schritt 2: Wurde die Räume seit dem Abgleich verändert?
Auch wenn bauliche Veränderungen wie Wärmedämmungsmaßnahmen an dem Gebäude vorgenommen wurden, muss ein hydraulischer Abgleich (erneut) durchgeführt werden. Denn dann hat sich der Energiebedarf der Räume verändert und muss nun neu berechnet werden.

Schritt 3: Stellen Sie Temperaturunterschiede fest?
Wenn in Ihren Verkaufsräumen die Heizkörper unterschiedlich warm werden, obwohl das Thermostat bei allen gleich eingestellt ist (bzw. zentral geregelt wird), könnte das einen hydraulischen Abgleich erforderlich machen. Denn dann kann das Wasser im Heizungsrohrnetz offenbar nicht in alle Heizkörper gleich schnell hineinfließen. Wasser sucht sich immer den geringsten Widerstand und fließt daher zuerst in den einfach zu erreichenden Heizkörper in der Nähe der Heizanlage. Deshalb ist die Temperatur in diesen Heizkörpern deutlich höher als in den weiter entfernten. In nicht hydraulisch abgeglichenen Systemen werden also manche Räume überheizt, während andere zu kalt sind. 

Schritt 4: Hat Ihre Heizung Schluckauf?
Wenn Sie Strömungs- oder Gluckergeräusche in der Heizung wahrnehmen und ein Entlüften nicht weitergeholfen hat, kann dies daran liegen, dass die Durchflussmenge der Heizkörper nicht korrekt eingestellt ist. Diesen Schluckauf kann ein hydraulischer Abgleich beheben.

Wie funktioniert ein hydraulischer Abgleich?

Der hydraulische Abgleich einer Heizanlage ist ein relativ günstiges und dabei sehr wirksames Verfahren, um alle Heizkörper mit der gewünschten Menge an Heizwasser zu versorgen. Erreicht wird dies, indem die Durchflussöffnungen der Heizkörper so eingestellt werden, dass sie nur die wirklich benötigte Wassermenge durchlassen.

Normale Thermostatventile können das nicht leisten, denn diese lassen sich nur begrenzt regeln und halten lediglich die Raumtemperatur stabil. Die unterschiedlichen hydraulischen Widerstände im Rohrsystem können sie jedoch nicht ausgleichen.

Vereinfacht gesagt ist ein hydraulischer Abgleich nichts anderes als der Einbau voreinstellbarer Thermostatventile und ihre richtige Einstellung. Anschließend müssen nur noch die Wassertemperatur und die Pumpenleistung auf das optimale Maß eingestellt werden. Die Heizkörper werden so gleichmäßig aufgeheizt und der Energieverbrauch gesenkt.

Umsetzung: Profis im Einsatz

[professional]

Kommen Sie zu dem Schluss, das ein hydraulischer Abgleich durchgeführt werden sollten, dann setzten Sie sich mit dem zuständigen Facility Management bzw. den Eigentümer:innen in Kontakt (sofern Sie eingemietet sind) und besprechen Sie die Verantwortlichkeiten und nächsten Schritte.
Während die Vorausmessungen und ­berechnungen auch von Energieberater:innen erledigt werden können, empfiehlt sich für technische Änderungen die Beauftragung eines Installateurbetriebs.

Zusätzlich zu der Garantie, die Sie auf den hydraulischen Abgleich durch einen Profi erhalten, gewinnen Sie auch noch einen professionellen Kontakt, der bei Problemen hilft.

Der Kostenpunkt

Die Kosten für einen hydraulischen Abgleich sind insbesondere abhängig von der Beschaffenheit der Heizanlage und der Anzahl der Heizkörper. Eine große Rolle spielt auch, ob an bereits voreinstellbare Ventile angebracht sind oder diese erst nachgerüstet werden müssen und zusätzlich Ihre Heizungspumpe ausgetauscht werden soll. Die Kosten können außerdem je nach Fachbetrieb abweichen – holen Sie sich entsprechende Angebote ein, und achten Sie auf die folgenden Aspekte:

  • Kosten für An- und Abfahrt des Fachunternehmens
  • Aufmaß (d.h. Ausmessen und Aufzeichnen) der Räume
  • Aufmaß (d.h. Ausmessen und Aufzeichnen) der Heizkörper
  • Aufmaß (d.h. Ausmessen und Aufzeichnen) des Rohrnetzes
  • Berechnung der Pumpengröße
  • Berechnung der Vorlauftemperatur
  • Berechnung der Voreinstellwerte für die Heizkörperventile
  • Einstellung der optimalen Werte vor Ort
  • (nach Bedarf) neue Ventile und Pumpe(n)

Wir hoffen, Sie können mit diesen Hilfestellungen erste Effizienzmaßnahmen schnell und einfach umsetzen.


Der vorliegende Leitfaden wurde mit freundlicher Genehmigung von der HDE Klimaschutzoffensive des Handels übernommen. Aktualisierungen und Anpassungen auf österreichische Rahmenbedingungen wurden von Expert:innen der AEA (Austrian Energy Agency) durchgeführt.

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