Firmenchef Bernhard Unterlercher mit Sohn Oliver (v.l.), der 2022 nach Abschluss seines zweiten Studiums als Wasserkraftingenieur in die Firma eingestiegen ist.
© Dieter Mayr-Hassler

Vom Tüftler zum Wasserkraftspezialisten

Begonnen hat alles mit einem Job für einen Holzschnitzer: Heute ist die Maschinenbau Unterlercher GmbH im Osttiroler Hopfgarten ein Vorzeigebetrieb für den Bau von Turbinen und Wasserkraftanlagen.

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Aktualisiert am 11.03.2025

Unscheinbar an der Deferegger Landesstraße, inmitten der Wohnsiedlung Plon der Gemeinde Hopfgarten in Defe­reggen gelegen, findet man die Firma Maschi­nenbau Unterlercher GmbH. Gegründet wurde der Betrieb von Bernhard Unterlercher im Jah­re 1990 noch als Nebenerwerb. Mittlerweile ist sein Sohn Oliver in die Firma eingestiegen. Der Betrieb beschäftigt 15 Mitarbeiter:innen und liefert vor allem Wasserkraftanlagen und Tur­binen in die ganze Welt.

Mit Tatendrang in die Selbstständigkeit 

Aber der Reihe nach: Bernhard Unterlercher er­hielt nach Abschluss der Fachschule für Werk­zeug- und Vorrichtungsbau und ersten Erfah­rungen bei einem Turbinenbauer in Nordtirol ein interessantes Jobangebot in seiner Heimatge­meinde Hopfgarten im Defereggental.

Ein dort ansässiger Holzschnitzer wollte seine Holzfiguren maschinell sowie in verschiedensten Größen und auch spiegelverkehrt reproduzieren können. Also stellte er Unterlercher bei sich an, um genau so eine Spezialmaschine zu entwerfen und zu bauen. Nach zwei Jahren Tüftelei gelang es ihm auch, diese Scan- und Schnitzmaschine fertigzustellen. „Das war für mich eine tolle Chance und eine große Lernphase in Sachen Maschinenbau“, blickt Unterlercher dankbar an seine Anfänge zurück. Damit war seine Aufgabe beim Holzschnitzer erledigt und er fing bei der Firma Liebherr in der Instandhaltungsabteilung an. In dieser Zeit fragte eine Schweizer Firma an, ob er nicht eine Sondermaschine für Solaranla­gen konstruieren könnte. „Ich meldete darauf­hin das Gewerbe an und baute noch in meinem Keller diese Maschine. Das war der Start für mein Unternehmen, das ich zuerst noch neben­bei zu meinem Job bei Liebherr führte“, berichtet der trotz seines grauen Haarschopfs jugendlich und voller Tatendrang wirkende Firmenchef. Er erhielt damals auch gleich einen Folgeauftrag, was wenige Jahre später zum Unternehmertum im Vollerwerb führte. Geschafft habe er das al­les schlussendlich nur durch die Unterstützung seiner Frau Susanne, die auch heute noch für die Buchhaltung und die Finanzen der Firma verant­wortlich zeichnet. „Für die 140.000 Schilling, die ich für meine erste Maschine benötigte, musste meine Frau bei der Bank bürgen“, erinnert sich Unterlercher zurück.

Mitarbeiter bei Maschinenbau Unterlercher
© Dieter Mayr-Hassler In der Fertigungshalle werden die Einzelteile für die Turbinen und andere Maschinen nach strengen Qualitätsmaßstäben hergestellt.

Weitsichtiger Umstieg 

Seit 2022 ist man auf ganzer Linie Familienbe­trieb, denn da stieg Sohn Oliver in Vollzeit in die Firma ein – und das, obwohl er zuerst ein an­deres Studium absolvierte und einen Job an der Universität hatte. Nach dem Zweitstudium Was­serkraftingenieur folgte 2024 der Einstieg in die Geschäftsführung des elterlichen Betriebs, womit der Fortbestand des innovativen Osttiroler Unter­nehmens gesichert wurde.

Seit dem Kauf der ersten Maschine ist das Un­ternehmen ganz schön gewachsen und auch viel Geld wurde investiert. Das erste Firmengebäude wurde 2001 neben dem Wohnhaus errichtet. 2007 erfolgte die erste Hallenerweiterung. 2013 wur­de die Halle aufgestockt und im Obergeschoss entstand der Bürotrakt. 2015 und 2019 erfolgten weitere Zubauten für Montage, Lager und Auf­enthaltsraum. 2022 wurde schließlich eine neue Montagehalle gebaut, damit konnten Fertigung und Montage komplett räumlich getrennt werden.

Viele Jahre hindurch waren die Auftragsbü­cher für die Anfertigung von Sondermaschinen gefüllt und der Betrieb machte sich damit einen guten Namen in der Branche.

2006 baute man sich im wahrsten Sinne selbst ein eigenes Wasserkraftwerk für die autarke Stromerzeugung des eigenen Betriebs. Die dabei und für den Bau eines Minikraftwerks für einen Landwirt erworbenen Fachkenntnisse erwiesen sich später als wertvoll. In der Wirtschaftskrise 2008/2009 bremste die Industrie bei den Ausga­ben, was bei vielen Großbetrieben einem Investi­tionsstopp gleichkam – und damit brach der Ab­satz von Sondermaschinen komplett ein. Mit dem Beginn der Ökostromregelung kamen die ersten Anfragen für Wasserkraftanlagen. Die Firma Un­terlercher war gewappnet und begann mit dem Umstieg. Derzeit macht der Bau von Turbinen und Wasserkraftanlagen an die 80 % des Gesamtumsatzes aus.

Maschinenbau Unterlercher
© Dieter Mayr-Hassler In der neuen Montagehalle werden die Wasserkraftanlagen zur Endkontrolle fix und fertig zusammengebaut, um sie dann in transportfähige Teile zerlegt auszuliefern.

Spezialgebiet Trinkwasserkraftwerke 

Die kleine Firma leistet sich auch eine eigene Entwicklungsabteilung mit einem eigenen Turbinenprüfstand samt Mess- und Regelungstechnik. Dadurch wurde etwa der Teillastbetrieb der Turbinen deutlich verbessert. Bei den Wasserkraftanlagen gibt es das Spezialgebiet Trinkwasserkraft-werke, in dem die Osttiroler Firma erfolgreich tätig ist. In diesem sensiblen, aber spannenden Bereich müssen alle Teile, mit denen das Wasser in Berührung kommen kann, aus nichtrostendem Stahl gefertigt sein. „Wir bauen Anlagen, die wir danach nie wieder sehen“, bringt der Firmenchef seine oberste Prämisse auf den Punkt. Der nötige Zukauf von Produktionsteilen erfolgt ausschließlich aus Österreich oder Deutschland, damit man die selbstauferlegten hohen Qualitätsansprüche auch erfüllen kann. Teile, die man nicht in der gewünschten Qualität zukaufen kann, werden einfach selbst erzeugt. „Wir bauen derzeit 15 bis 20 Wasserkraftanlagen pro Jahr“, führt Unterlercher aus. Der Großteil davon ist für das Ausland. In Österreich ist es leider oft schwierig, für Wasserkraftanlagen Bewilligungen zu erhalten. „Wenn in Österreich eine Anlage gebaut wird, werden leider immer wieder die Arbeiten an ausländische Firmen vergeben – und das oft trotz nur minimaler Preisunterschiede. Hier wäre es sinnvoll, wenn vor allem Gemeinden und die öffentliche Hand mehr darauf bedacht wären, die Steuer- und Förder-gelder, die von der österreichischen Wirtschaft erbracht werden wieder in die österreichische Wirtschaft zu reinvestieren“, appelliert der Unternehmer abschließend.

Weitere Infos: Maschinenbau Unterlercher