Vom Korn zum naturreinen Mehl
Die Wieshofer Mühle in St. Johann in Tirol wird bereits in der 6. Generation von Lukas Krainz und seiner Schwester Caroline geführt und gehört zu den wenigen, noch vollkommen im Privatbesitz befindlichen Mühlen und Mischfutterwerken in Österreich.
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Ein alter Walzenstuhl thront im Eingangsbereich von „Line´s Mühlenladen“ im Oberhofenweg 2 in St. Johann. Daneben stehen viele rustikale Holzregale, die mit Produkten rund ums Backen gefüllt sind. Hier findet jede:r das richtige Grundmaterial: Mehl, in jeder nur denkbaren Form.
Denn in der Wieshofer Mühle wird Weizen und Roggen zu Mehl, Vollkornprodukten, Kleie, Weizenkeimen, naturbelassenen Mehlen und Bio-Mehl verarbeitet. Für Traditionsbäckereien, große Bäckereien, Gastronomie, Großabnehmer:innen, aber auch Privatkund:innen, die sich im Direktvertrieb in „Line’s Mühlenladen“ auch nur mit einen Kilogramm Mehl eindecken können. „Mehl ist nicht gleich Mehl. Wir haben ursprünglich mit fünf Sorten angefangen, heute liegen wir bei 30 verschiedenen Typen. Auch Gewürze, Rezeptbücher und vieles mehr rund ums Backen sind hier zu finden“, freut sich Caroline Krainz-Gasteiger über das mit viel Liebe eingerichtete Herzstück der Wieshofer Mühle, welches seit knapp 10 Jahren den Mehlbedarf der St. Johanner:innen deckt. „Wir haben auch Kunden aus Belgien und Schweden, weil es dort kein qualitativ hochwertiges Mehl gibt. Das freut uns natürlich auch ganz besonders. “
Mehl und Futterprodukte
Lukas Krainz hat die Wieshofer Mühler 2016 von seinem Vater übernommen, Schwester Caroline ist gleich miteingestiegen. Während Lukas als Geschäftsführer und Eigentümer der Mühle für die Produktion, den Einkauf und den Verkauf zuständig ist, hat Caroline die Buchhaltung, das Qualitätsmanagement, die Finanzen und das Marketing übernommen. Bereits in sechster Generation führen die Beiden eine der letzten noch in Privatbesitz befindlichen Mühlen und Mischfutterwerke in Österreich. Doch leicht war der Weg nicht immer. Vor der Übernahme stand die Mühle an der Kippe. „Den Idealismus, das Handwerk und die Leidenschaft fürs Mehl habe ich von meinem Vater geerbt. Er hat mir alles gezeigt und war ein großartiger Lehrmeister“, so Lukas Krainz. Der Erfolg gibt dem Geschwisterpaar recht.
Mit unzähligen Arbeitsstunden, einem neuen Image, Werbeauftritt und einer neuen Marktpositionierung haben sie ihr kostbares Wieshofermehl zukunftsfit gemacht. Denn Transparenz, Bodenständigkeit und Kundenservice wird im Unterländer Unternehmen ganz großgeschrieben. „In unserer Wieshofer Mühle verbinden wir jahrelange Tradition und modernste Technologie, Nachhaltigkeit und Regionalität, persönliches Service und höchste, zertifizierte Qualität. Wir zaubern aus heimischen Rohstoffen feinste Mehlprodukte und maßgeschneiderte Futtermittel für die Tiere“, erklärt Müller Lukas Krainz. Aus traditionellem Mühlenhandwerk, kombiniert mit modernen, schonenden Mahlverfahren, entstehen so die hochwertigen Roggen- und Weizenmehle.
Mahlerische Zukunft
Im Jahr werden so von den 15 Mitarbeitern 10.000 Tonnen Getreide für Mehl und 12.000 Tonnen Getreide für Futter verarbeitet. „Wir haben sehr gute Leute, aber die sind nicht einfach zu finden“, sagt Lukas, der sich nicht nur als Produzent, sondern auch als Dienstleister sieht. Die Automatisierung macht auch vor klappernden Mühlen nicht halt und ist eine Arbeitserleichterung in vielen Bereichen. So wurde kurz vor Corona eine 1.000 m2 große Halle mit einer Absackmaschine gebaut. „Doch das Gefühl und den Duft von Mehl kann keine Maschine ersetzen“, fügt Lukas Krainz hinzu. „Deshalb wird bei uns Handwerk und Digitalisierung immer Hand in Hand gehen.“ Künftig möchte der Müller auch probieren, selbst Getreide anzubauen. Ein Projekt, das ihn in Zukunft noch viel Arbeit und Freude bereiten wird.
Bei eigenen Mühlenführungen können Groß wie Klein, Firmengruppen oder auch Schulklassen hinter die Kulissen einer Mühle blicken. Für die Zukunft wünschen sich Lukas und Caroline, dass das Familienunternehmen natürlich auch an die nächste Generation weitergeht. „Wir haben insgesamt fünf Kinder. Es wäre schön, wenn eines der Kinder das Gefühl, die Liebe und das Interesse für den Grundstoff Mehl und den Beruf des Müllers entwickelt und weiterlebt. So ist die Hoffnung groß, dass die Mühle auch in der siebten Generation noch weiter betrieben wird“, so die beiden Geschwister abschließend.
Weitere Infos unter: www.wieshofermuehle.at