Ein Mann bringt auf einer Baustelle eine Verschalung in Position
© Christian Vorhofer | WKO

Verdichten und Nachnutzen: Wege zu leistbarem Wohnen

Tirol ist österreichweit führend im sparsamen Umgang mit Bodenflächen und Versiegelung. Um diesen positiven Trend fortzusetzen, braucht es bessere Regelungen für verdichtetes Bauen und die Optimierung von Bestandsgebäuden.

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Aktualisiert am 18.12.2024

Eine neue Studie von Kreut zer Fischer & Partner im Auftrag der Wirtschafts-- kammer zeigt: Österreich – besonders Tirol – schneidet beim Flächenverbrauch der Bodenversiegelung besser ab als allgemein angenommen. In Tirol sind 1,8 % der Landesfläche versiegelt, das ist der niedrigste Wert in ganz Österreich. Vergleicht man Tirol mit Südtirol, Bayern oder der Schweiz, die landschaftlich ähnlich sind, wird der Unterschied noch deutlicher: Südtirol hat einen Versiegelungsgrad von 2,7%, die Schweiz von 4,3 % und Bayern sogar von 6,9 %.

Bauen mit Verantwortung

„Wir müssen eine Balance zwischen dem Schutz unserer Böden und der Entwicklung der Bevölkerung und unserer Gemeinden finden“, betont Patrick Weber, Landesinnungsmeister Bau in der Wirtschaftskammer Tirol, und plädiert für eine kluge und verantwortungsvolle Flächenpolitik mit Hausverstand. Aus fachlicher Sicht sieht der Experte insbesondere zwei Optionen: Zum einen muss in Zukunft verstärkt auf verdichtetes Bauen gesetzt werden. Zum anderen muss die Nachnutzung von Bestandsgebäuden erleichtert werden. Beide Möglichkeiten führen zu einem schonenden Umgang mit Grund und Boden in Tirol. Allerdings braucht es dazu eine Anpassung des gesetzlichen Rahmens.

Wir müssen eine Balance zwischen dem Schutz unserer Böden und der Entwicklung der Bevölkerung und unserer Gemeinden finden.


Rahmenbedingungen anpassen

Für verdichtetes Bauen müssen die zulässigen Baudichten in der Raumordnung erhöht werden. „Nur dann kann auch entsprechend kompakt und flächenschonend gebaut werden. Das verringert den Anteil der Grundkosten bei der Gebäudeerrichtung und ist damit ein Beitrag zum leistbaren Wohnen“, betont Patrick Weber. Zur besseren Nutzung von Bestandsgebäuden muss die Politik ebenfalls die Bedingungen ändern. „Derzeit verhindern oft Auflagen eine Nachverdichtung im Bestand. So lassen sich meist die vorgeschriebenen Stellplätze im Ortskern nachträglich kaum realisieren“, nennt Weber ein Beispiel. Auch die Bauvorschriften in Bezug auf Raumhöhen und Schallschutz sind mit den niedrigeren Geschoßhöhen bei Bestandsgebäuden oft nicht vereinbar. Das führt in der Praxis häufig dazu, dass eine Sanierung nicht möglich ist und Projekte nur mit einem teuren Abriss und einem Neubau zu lösen sind, so Weber. „Wir brauchen daher entsprechende Änderungen in der Tiroler Bauordnung, bei den technischen Bauvorschriften und in der Stellplatz-Verordnung“, fordert Weber.

Erfolgreiche Beispiele kopieren

Das deutsche Bundesland Niedersachsen hat in diesem Bereich vorbildliche und praktikable Anpassungen vorgenommen. „In Niedersachsen können Bestands-Umbauten individuell geprüft werden. Das erleichtert die Nachnutzung und macht Sanierungen wirtschaftlich attraktiv. Tirol könnte von diesem Vorbild profitieren“, erklärt Patrick Weber. Auch in diesem Fall ist die positive „Nebenwirkung“, dass die erzielbaren Einsparungen nicht nur den Bodenverbrauch senken, sondern Wohnen günstiger machen. „Die Landesregierung sollte bei diesem Thema von Niedersachsen lernen und ähnliche Regelungen beschließen“, unterstreicht der Landesinnungsmeister.