Freudige Familie in Wohnraum halten Platten über den Kopf als Symbol eines Daches, Wohnkonzept Familie
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Tiroler Wohn- und Eigentumspaket schießt zum Teil am Ziel vorbei

Insbesondere im Hinblick auf leistbares Eigentum für die breite Bevölkerung und die gerechte Berücksichtigung privater Bauträger wird seitens der Tiroler Bauwirtschaft erheblicher Verbesserungsbedarf geortet.

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Aktualisiert am 10.07.2024

„Natürlich ist es positiv, wenn die Landesregierung Initativen zur Umsetzung des neuen Wohnpaketes und der damit verbundenen Nutzung der Bundesmittel zur Förderung von leistbarem Wohnraum setzt. Allerdings schießt das Paket zum Teil am Ziel vorbei“, stellt Patrick Weber, Innungsmeister des Tiroler Baugewerbes, fest. Den Grund dafür sieht er vor allem im Tiroler Wohnbauförderungs-Modell. Dieses sei zwar in den Bereichen der Objektförderung und des Mietwohnbaus sehr gut aufgestellt, aber nicht, wenn es darum geht, Eigentum zu schaffen.

Fehlende Subjektförderung als großes Hindernis

„Aufgrund der geltenden Objektförderung ist es derzeit so, dass 85 % der Tirolerinnen und Tiroler keinen Zugang zu diesen Förderungen haben. Das ist ein unhaltbarer Zustand. Deshalb brauchen wir eine Subjektförderung, die 85 % der Tiroler Bevölkerung den Zugang zur Wohnbauförderung ermöglicht, wenn es um die Schaffung oder den Erwerb von Eigentumswohnraum geht“, kritisiert Weber.

Besonders problematisch sieht er, dass große Teile der Bevölkerung auch keinen Zugang zu zinsgünstigen Krediten haben: „Die angekündigte Zinsunterstützung ist nur für eine kleine Gruppe von Tirolerinnen und Tirolern verfügbar, die ohnehin schon Zugang zu wohnbaugeförderten Eigentumswohnungen haben. Das reicht bei Weitem nicht aus.“

Deshalb fordert der Landesinnungsmeister, dass sich Tirol ein Beispiel an seinen Nachbarbundesländern nimmt: „Wenn wir wirklich leistbares Eigentum für die Fleißigen in unserem Land ermöglichen wollen, müssen wir den Menschen die Chance geben, sich auch am freien Markt eine Wohnung zu kaufen. Dafür brauchen sie Zugang zu zinsgünstigen Krediten oder Wohnbauförderungsmitteln, in der Form wie es in Vorarlberg und Salzburg bereits möglich ist.“

Bedenken der gewerblichen Bauträger

Auch Stefan Moser, stellvertretender Obmann der Fachgruppe der Immobilien- und Vermögenstreuhänder, ortet Nachbesserungsbedarf beim Tiroler Wohn- und Eigentumspaket: „Die geplanten Maßnahmen richten sich überwiegend an gemeinnützige Wohnbauträger, während die privaten Bauträger großteils durch die Finger schauen. Sämtliche Mittel – sowohl die 66,10 Millionen Euro für Neubau in der Objektförderung (50% Miete, 50% Eigentum) – als auch die Sanierungsoffensive von 14,74 Millionen Euro werden praktisch ausschließlich den Gemeinnützigen zur Verfügung gestellt. Hier braucht es dringend Nachbesserungen für mehr Fairness und Wettbewerb.“

Zusammenfassend appellieren die beiden Branchensprecher an die Politik: „Es muss sichergestellt sein, dass leistbares Eigentum nicht nur für eine kleine privilegierte Gruppe erreichbar ist, sondern für die breite Bevölkerung. Nur dann wird es uns gelingen, den Traum von den eigenen vier Wänden für viele Menschen in unserem Land zu verwirklichen und gleichzeitig die Bauwirtschaft zu stärken.“