Tiroler Betriebe als stabiler Anker
Die Tiroler Konsument:innen sind angesichts der Wirtschaftslage zurückhaltend. Die Ergebnisse der aktuellen Konsumentenbefragung zeigen: Das Vertrauen in die Betriebe ist vorhanden, aber die Politik muss den Standort stärken und die Wettbewerbsfähigkeit sichern.
Lesedauer: 3 Minuten
Laut der Konsumentenbefragung der Wirtschaftskammer, der Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung und der TT ist das Konsumklima in Tirol alles andere als rosig: Mit einem Indexwert von -16 % bewegt es sich deutlich im negativen Bereich und erreicht den drittschlechtesten Wert der letzten 15 Jahre. Eine spürbare Aufbruchsstimmung fehlt. Die Konsumbereitschaft der Tirolerinnen und Tiroler ist vor allem auf mittlere Anschaffungen beschränkt, größere Investitionen werden aufgeschoben. Dazu kommt, dass Themen wie die „Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit“ oder eine „Bürokratieentlastung“ bei den Befragten auf den hinteren Plätzen landen. Es wäre jedoch vorschnell, daraus zu schließen, dass die Tirolerinnen und Tiroler kein Gespür für wirtschaftliche Notwendigkeiten haben. Die Detailergebnisse der Umfrage zeichnen ein differenzierteres Bild.
Vertrauen in den Arbeitsplatz
Die Konsumentenbefragung ergibt, dass sich 70 % der Tirolerinnen und Tiroler keine Sorgen um ihren Arbeitsplatz machen. Den heimischen Betrieben wird offenbar eine große Stabilität zugeschrieben. Präsidentin Thaler weist jedoch auf folgendes hin: „Um diesem Vertrauensvorschuss gerecht zu werden, braucht es die richtigen, leistungsfreundlichen Rahmenbedingungen.“ Die Unternehmen sind auf politischen Rückhalt angewiesen, um ihren Beitrag zur Wirtschaftsstabilität weiterhin leisten zu können.
Teuerung und leistbares Wohnen
Von den Befragten werden die Teuerung und leistbares Wohnen als wichtigste politische Herausforderungen eingestuft. „Eine stabile und leistungsfähige Wirtschaft ist das beste Gegenmittel gegen die Teuerung. Ebenso ist eine gesunde Bauwirtschaft der Schlüssel zu leistbarem Wohnen“, betont Barbara Thaler. Die Präsidentin warnt in diesem Zusammenhang davor, das bewährte Instrument der Vertragsraumordnung dahingehend zu ändern, dass gewerbliche Wohnbauträger gegenüber den Gemeinnützigen benachteiligt werden. Das würde am Ende zu weniger Angebot am heimischen Kaufmarkt und zu höheren Mietpreisen führen. Andererseits bleiben derzeit Möglichkeiten ungenutzt, die starke Wirkungen hätten. Dazu gehören verdichtetes Bauen und die bessere Nutzung von Bestandsgebäuden. Beides wird oft durch starre Vorschriften verhindert. Zudem hat die Landesinnung Bau Vorschläge auf den Tisch gelegt, wie durch ein kontrolliertes „Bauen außerhalb der Norm“ die Baukosten reduziert werden können.
Klares Signal in der Steuerfrage
Fast 70 % der Befragten sprechen sich für Abgabenkürzungen statt Steuererhöhungen aus. Dies gibt der Politik eine klare Richtung vor: Die Bevölkerung erwartet eine Entlastung der Bevölkerung und der Betriebe statt neuer Belastungen. Unser Land liegt mit der Steuer- und Abgabenquote im Spitzenfeld der EU – eine Senkung der Steuerlast würde (Mehr-)Arbeit attraktiver machen und damit einen positiven Impuls setzen.
Kein Platz für Populismus
Ein weiteres interessantes Detail: 72 % der Befragten lehnen es ab, dass die EU Trumps „America first“-Strategie kopiert. Sie erkennen, dass große Herausforderungen nur partnerschaftlich gelöst werden können – genau wie in Tirols Betrieben und in der Sozialpartnerschaft. Der Großteil der Tirolerinnen und Tiroler erkennt, dass Populismus zwar Aufmerksamkeit erzeugt, aber keine Probleme löst.
„Die Umfrage zeigt uns, dass die Tiroler:innen ein gutes Gespür für wirtschaftliche Themen haben und ihnen große Bedeutung zumessen. Jetzt liegt es an der Politik, darauf zu hören und daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen“, erklärt Thaler. Leistungsfreundliche Rahmenbedingungen, eine ausgabenseitige Sanierung des Budgets und das Festhalten an bewährten partnerschaftlichen Konzepten sind notwendig, um die Herausforderungen der Zeit zu meistern. „Wir müssen den Leitstungsträger:innen im Land wieder Mut machen. Das stärkt den Standort und ermöglicht eine positive Entwicklung für die Betriebe und die Konsument:innen“, resümiert Thaler.
Wie sehen die Konsument:innen ihre eigene Lage?
Die Zufriedenheit mit der eigenen Lage ist relativ positiv, aber von Unsicherheit geprägt. Trotz gestiegener Kaufkraft durch hohe Lohnabschlüsse und die teilweise Abschaffung der kalten Progression beschränkt sich der Konsum auf Ausgaben im mittleren Bereich. Die größte Aufgabe der Politik ist es, Vertrauen zu schaffen und den Konsummotor anzukurbeln.
Wie nahe ist Tirol an die Entwicklungen der EU gekoppelt?
Sehr nahe. 78 % der Befragten erwarten, dass sich Schwächen in der europäischen Wirtschaft auch auf Tirol auswirken. Dass die Europäische Führung inzwischen stärker in Richtung Wirtschaftsfreundlichkeit schwenkt, ist absolut positiv zu bewerten.
Welche Haltung haben die Tiroler:innen zu den österreichischen Budgetproblemen?
Mehr als zwei Drittel wollen , dass die Ausgaben gekürzt werden. Nur 6 % sind für höhere Steuern und Abgaben. Das ist ein klarer Auftrag an die Bundespolitik.