Die Gartengestalter Benedikt Laiminger und Thomas Sojer sowie Stefan Moser, WM-Teilnehmer Chemielabortechnik (v.l.)
© WK Tirol/ Die Fotografen

Tiroler Berufs-Elite ist auf Goldjagd in Lyon

Von 10. bis 15. September finden in Lyon die WorldSkills statt. Ein Trio aus Tirol kämpft in der französischen Metropole bei der Berufs-WM um Edelmetall.

Lesedauer: 5 Minuten

Aktualisiert am 23.07.2024

Eine Viertelmillion Fans, über 1.600 Teilnehmende aus aller Welt – und ein Ziel: Gold! Das Gartengestalter-Duo Benedikt Laiminger und Thomas Sojer sowie Chemielabortechniker Stefan Moser stellen ihr Know-how auf der weltgrößten Bühne der beruflichen Bildung zur Schau. 

250.000 Zuschauer:innen, die über 1.600 Teilnehmende aus über 65 Ländern in 59 Berufen zu Höchstleistungen peitschen: Mitte September verwandelt sich das französische Messe- und Kongresszentrum Eurexpo Lyon zur Bühne für die besten „Young Professionals“ (ausgelernte Fachkräfte unter 22 Jahren) der Welt. Inmitten des Schaulaufs der beruflichen Kompetenzen: ein Trio aus Tirol, das in der „Grande Nation“ Großes vollbringen will. Während Stefan Moser (aus der Wildschönau, tätig bei Novartis in Kundl) bei den Chemielabortechnikern um Gold kämpft, knien sich der Itterer Benjamin Laiminger und Thomas Sojer aus Söll (beide arbeiten für „Der Gärtner Laiminger“ in Hopfgarten) im Teambewerb der Gartengestalter rein.

„Botschafter unseres Landes“

Für David Narr, Fachkräftekoordinator der WK Tirol, ist bei der offiziellen Vorstellung der Tiroler Medaillenhoffnungen schon jetzt klar: „Jeder Einzelne unserer WM-Teilnehmer ist ein Botschafter unseres Landes und Vorreiter der beruflichen Zukunft! Bei den Berufsweltmeisterschaften zeigen sie der Welt, dass Tirol nicht nur für Tradition, sondern auch für Innovation, Fortschritt und vor allem für eine erstklassige berufliche Ausbildung steht. Unser Trio ist ein Vorbild, das jungen Menschen zeigt, dass berufliche Ausbildung, Entschlossenheit und harte Arbeit der Schlüssel zum Erfolg sind. Unsere talentierten Spitzenfachkräfte demonstrieren mit Leidenschaft und Engagement immer wieder eindrucksvoll, wie man Spitzenleistungen erreicht.“

Tatsächlich brachten die bisher 32 Beteiligungen von österreichischen Teams bei WorldSkills viele hervorragenden Leistungen hervor: Neun Gold-, sieben Silber- und sieben Bronzemedaillen gehen bei WorldSkills auf das Konto Tirols. An der Spitze im österreichischen Bundesländervergleich liegt Vorarlberg (20 x Gold, 15 x Silber und zehn Mal Bronze) vor Oberösterreich (19 x Gold, 15 x Silber und 18 x Bronze) und der Steiermark (13 x Gold, elf Mal Silber und 13 x Bronze).

Trio ist top vorbereitet

Damit die Tiroler Medaillenbilanz weiter ausgebaut werden kann, wird nichts dem Zufall überlassen: Bereits seit Monaten trainiert das Trio – unter Anleitung von eigenen Coaches – jeden Handgriff, geht jedes Szenario durch und sammelt auch internationale Wettkampferfahrungen.

Während Moser einen internationalen Wettstreit in Finnland absolvierte, zog es Laiminger und Sojer sogar nach China: „Neben den kulturellen Aspekten war für uns insbesondere die Herangehensweise anderer Nationen besonders spannend. Wir haben hier durchaus noch Potenziale für Verbesserungen wahrgenommen“, erklärt Sojer. Etwa in der Koordination der Prozesse, schildert Laiminger: „Zeit für Diskussionen gibt es nicht. Daher teilen wir die Aufgaben schon im Vorfeld genau auf, beispielsweise in Pflaster- und Pflanzarbeiten. Größeres, wie das Errichten von Steinmauern, machen wir allerdings gemeinsam. Gerade im Teambewerb kommt es darauf an, die Stärken und Schwächen des anderen genau zu kennen.“

WorldSkills2024
© WK Tirol/ Die Fotografen 1. Reihe: Markus Dax, Mitglied der Spartenkonferenz Industrie, mit den Gartengestaltern Benedikt Laiminger und Thomas Sojer sowie Stefan Moser, WM-Teilnehmer Chemielabortechnik und WorldSkills Vorstandsmitglied Stefan Praschl (v.l.) 2. Reihe: David Narr, Fachkräftekoordinator der WK Tirol und Franz Jirka, Spartenobmann Gewerbe & Handwerk der WK Tirol (v.l.)


Tiroler Stärkefeld Gartengestaltung

Für Franz Jirka, Spartenobmann für Gewerbe und Handwerk in der WK Tirol, ist klar: „Unsere Gartengestalter sind nicht nur in der Lage, anspruchsvolle und kreative Projekte umzusetzen, sondern sie stehen auch für Präzision, Innovationskraft und handwerkliches Können. Die Teilnahme an solch prestigeträchtigen Wettbewerben bietet eine fantastische Gelegenheit, diese Fähigkeiten auf internationaler Bühne zu präsentieren und sich mit den Besten der Besten zu messen. Wir wollen die Erfolgsgeschichte unserer Gartengestalter bei Berufs-Großereignissen fortsetzen.“ Der Spartenobmann spielt damit auch auf die Erfolge in der Disziplin in der Vergangenheit an: 2021 krönte sich Christoph Schipflinger aus Itter (gemeinsam mit dem Vorarlberger Stefan Winder) zum Europameister, 2012 holten Dominik Rechfelden und Martin Unterberger ebenfalls den EM-Titel.

Daumendrücken für Tiroler Chemielabortechniker

Nicht weniger erfolgreich sind Tirols Chemielabortechniker: Zuletzt sorgten etwa Caroline Pahle (mit Bronze bei WorldSkills 2022) und Katharina Rübsamen (Silber bei der EM 2018) für Erfolge. Dieses Medaillenkonto will WM-Teilnehmer Stefan Moser weiter aufstocken. Im Gegensatz zum Tiroler Gartengestalter-Doppel ist er in Lyon auf sich allein gestellt – zumindest beinahe. Immerhin gibt es da noch 250.000 Zuschauer, die dem „Young Professional“ beim Analysieren über die Schulter blicken. Nervosität lässt der rot-weiß-rote WM-Starter dennoch nicht aufkommen: „Während der vier Wettbewerbstage wird es hundertprozentigen Fokus brauchen. Daher haben wir uns bei den Teamtrainings auch mit mentaler Stärke auseinandergesetzt. Die braucht es neben den Fachkompetenzen, die Grundvoraussetzung für ein starkes Ergebnis sind, genauso“, so Moser.

Auch etwas Glück wird für den ganz großen Coup erforderlich sein. Markus Dax, Mitglied der Spartenkonferenz Industrie, drückt dem Chemielabortechniker daher die Daumen: „Die Teilnahme unserer jungen Fachkraft an den Berufsweltmeisterschaften in Lyon ist ein beeindruckendes Zeugnis für die exzellente Ausbildung und das hohe Niveau der beruflichen Qualifikation in Österreich. Diese jungen Talente repräsentieren nicht nur ihre Heimat, sondern auch den Innovationsgeist und die Zukunftsfähigkeit unserer Industrie. Daher gilt: Toi, toi, toi, lieber Stefan, Tirols Industrie steht hinter dir!“

WorldSkills: „Fest der beruflichen Vielfalt“

Das kann Stefan Praschl, Technischer Delegierter von SkillsAustria und Board Member von WorldSkills International nur bestätigen. Er erklärt: „Eines ist bereits jetzt klar: Die intensive Vorbereitung und das professionelle Training führen zu einer beeindruckenden fachlichen und persönlichen Weiterentwicklung, von der unsere heimischen Teilnehmer enorm profitieren werden. Inmitten dieser internationalen Bühne erleben die österreichischen WM-Starter nicht nur den Wettkampf, sondern auch den Austausch mit anderen Kulturen und Innovationen aus der ganzen Welt. Die Teilnahme an WorldSkills ist eine einzigartige Gelegenheit, außergewöhnliches Talent und umfassendes Fachwissen vor einem globalen Publikum unter Beweis zu stellen. Diese Veranstaltung ist nicht nur ein Wettbewerb, sondern ein Fest der beruflichen Vielfalt.“

Über SkillsAustria

SkillsAustria ist ein gemeinnütziger Verein und agiert als österreichisches Kompetenzzentrum für Berufswettbewerbe und Talenteförderung in der Berufsbildung. Durch die Berufsmotivation und Berufsorientierung leisten wir einen nachhaltigen und aktiven Beitrag zur Fachkräftesicherung.

SkillsAustria organisiert AustrianSkills, die österreichischen Staatsmeisterschaften der Berufe. Deren Siegerinnen und Sieger repräsentieren als Team Austria die Kompetenz und Perfektion junger Fachkräfte bei den internationalen Berufswettbewerben EuroSkills & WorldSkills. Durch die herausragenden Leistungen auf nationaler und internationaler Ebene sind die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Botschafter für den Ausbildungsstandort Österreich und das Aushängeschild für Ausbildungsbetriebe und Schulen.

Der Einsatz und die Erfolge der Skills Heroes leiten Jugendliche bei der Berufswahl und motivieren zur persönlichen Weiterentwicklung im Beruf. SkillsAustria macht die Leidenschaft zum Beruf sowie den Beruf zur Leidenschaft.

Wir fördern Zukunft

Seit 1958 ist die Wirtschaftskammer Österreich Mitglied von WorldSkills International und entsendet seit 1961 regelmäßig ein österreichisches Team zu den internationalen Berufsweltmeisterschaften. Zudem ist die WKÖ seit 2007 Mitglied von WorldSkills Europe. Österreich ist bei EuroSkills seit den ersten Europameisterschaften 2008 am Start. SkillsAustria wird von der WKÖ, den neun Wirtschaftskammern in den Bundesländern sowie den Fachorganisationen der Sparten Gewerbe und Handwerk, Industrie, Tourismus und Freizeitwirtschaft, Information und Consulting, Handel sowie Transport und Verkehr finanziert. Mitfinanziert werden die Tätigkeiten von Seiten des Bundesministeriums für Arbeit und Wirtschaft sowie des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung. Unterstützt wird das SkillsAustria-Team zusätzlich von Giesswein Walkwaren AG, workwear engelbert strauss, Schütze Schuhe, Würth, dem WIFI Österreich und dem Fachverband Personenberatung und Personenbetreuung.