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Stillstand ist Gift für die Wirtschaft
Nach dem Platzen der Regierungsverhandlungen bleibt die wirtschaftliche Lage angespannt. Die Betriebe brauchen dringend Entlastungen. Einige Maßnahmen lassen sich ohne Auswirkungen auf das Budget sofort umsetzen.
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Die Regierungsverhandlungen sind geplatzt – aber eines hat sich nicht verändert: die Dringlichkeit, den Standort zu stärken. Denn die heimische Wirtschaft befindet sich nach wie vor in einer kritischen Lage. Vor allem die Industrie, das produzierende Gewerbe und der Handel kämpfen aufgrund hoher Kosten und ausufernder Bürokratie mit ihrer Wettbewerbsfähigkeit. „Ganz gleich, wie es nun auf politischer Ebene weitergeht - eines darf in all dem innenpolitischen Trubel nicht vergessen werden: Der Standort braucht dringend Reformen. Und er braucht sie jetzt. Ein „Weiter wie bisher“ ist für die heimischen Betriebe keine Option. Das muss bei aller Suche nach Kompromissen im Vordergrund stehen“, betont WK-Präsidentin Barbara Thaler. Was für die heimischen Betriebe und ihre Mitarbeiter:innen notwendig ist, hat die Wirtschaftskammer längst auf den Verhandlungstisch gelegt: Arbeitskosten und Bürokratie müssen gesenkt werden, es braucht Leistungsanreize und Maßnahmen bei Energiekosten und dem Arbeitskräftemangel.
Ein „Weiter wie bisher“ ist für die heimischen Betriebe keine Option.

Barbara Thaler, Präsidentin der WK Tirol
Überregulierung bremst
Dass Reformbedarf besteht, wird von allen Parteien anerkannt – allerdings mit teils unterschiedlichen Lösungsansätzen. Es haben sich allerdings bereits in den vergangenen beiden Verhandlungsrunden Schnittmengen herausgestellt, die sofort umsetzbar wären. Dazu gehören Vereinfachungen und Beschleunigungen beim Ausbau erneuerbarer Energien und vor allem das Bekenntnis zum Bürokratieabbau. Überregulierung bremst die Betriebe aus und vernichtet Arbeitsplätze. Gerade für kleine Unternehmen ist der Aufwand enorm: Sie verbringen im Schnitt 19,3 Stunden pro Woche mit Administrativem – das kostet bis zu 50.000 Euro im Jahr. „Der enge Budgetrahmen limitiert den Spielraum für Maßnahmen – das gilt aber nicht für eine Entbürokratisierung: Schlankere Regeln belasten das Budget nicht und lassen sich mit der Notwendigkeit, die Staatsfinanzen zu sanieren, vereinbaren“, betont die Präsidentin.
Update dringend erforderlich
Die Parteien könnten bei einem Mut zur raschen Umsetzung entscheidungsreifer Reformen auf eine breite Unterstützung der Bevölkerung zählen: Eine repräsentative Umfrage des Market-Instituts belegt, dass 92 % Österreicherinnen und Österreicher internationale Handelsbeziehungen für sehr wichtig bzw. wichtig halten. Der internationale Handel spielt eine wesentliche Rolle – immerhin werden 4 von 10 Euro des Tiroler Bruttonregionalprodukts im Export verdient. Damit unsere Unternehmen weiterhin gegen die harte Konkurrenz auf internationalen Märkten bestehen können, sind gerade in den Bereichen Energie und Bürokratie Verbesserungen unbedingt notwendig. Unterstrichen werden diese Forderungen der Wirtschaftskammer vom österreichischen Produktivitätsrat unter dem Vorsitz von Christoph Badelt. Dieses überparteiliche Gremium kommt ebenfalls zum Schluss, dass die österreichischen Rahmenbedingungen ein dringendes Update brauchen.