Barbara Thaler, Präsidentin der Tiroler Wirtschaftskammer
© WK Tirol/ Emanuel Kaser

So wird der Standort zukunftsfit

„Nur mit einer starken Wirtschaft können wir uns auch unseren Wohlfahrtsstaat leisten.“

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Aktualisiert am 24.09.2024

Der Wirtschaft, besonders der Industrie, geht es derzeit nicht besonders gut. Die Wirtschaftskammer weist darauf seit Monaten hin. Aber erst seitdem personelle Turbulenzen bei Tiroler Leitbetrieben für Schlagzeilen gesorgt haben, werden diese Alarmrufe ernst genommen. Lange Zeit wurde der Wirtschaftskammer vorgeworfen, den Standort krank zu reden – dabei haben wir nur auf die Symptome hingewiesen. Jetzt braucht es die richtige Behandlung, damit die Wirtschaft schnell wieder fit wird. In der Öffentlichkeit scheint Ratlosigkeit zu herrschen, wie das zu erreichen ist. Dabei hat die Wirtschaftskammer längst die erforderlichen Maßnahmen klar benannt. Wir können die Herausforderungen lösen – aber nur gemeinsam. Alle müssen ihren Beitrag leisten.

Die Fitness des Standorts lässt sich wesentlich steigern, wenn Leistung viel stärker belohnt wird, als es jetzt der Fall ist.

Für die Bundespolitik bedeutet das, dass sie Druck von unseren Betrieben nehmen muss. Für 83 % der Tiroler Firmen sind die Arbeitskosten ihre größte Herausforderung. Zu einem großen Teil liegt das daran, dass unsere Steuerquote überdurchschnittlich ist und bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu wenig Netto vom Brutto ankommt. Die Fitness des Standorts lässt sich wesentlich steigern, wenn Leistung viel stärker belohnt wird, als es jetzt der Fall ist.

Für die Landespolitik ist der Handlungsbedarf ebenfalls klar. Hier gibt es vor allem bei der Bürokratie Potenziale. Der vom Land ausgerufene „Tirol Konvent“ bietet eine Chance, die Verwaltung grundlegend zu reformieren. Die Wirtschaftskammer hat eine Reihe von konkreten Forderungen auf den Tisch gelegt, wie das zu erreichen ist. Die Stellschrauben reichen von einer verbesserten Kundenorientierung der Landesverwaltung über die Modernisierung des Dienstrechts bis hin zur Digitalisierung von Verfahren sowie fairen und regionalen Vergaben.

Auch die Sozialpartner müssen ihren Beitrag
leisten. Es braucht Augenmaß und Zurückhaltung bei anstehenden Kollektivvertragsverhandlungen. In den letzten drei Jahren sind die Arbeitskosten um 20 % gestiegen, was weit über den EU-Durchschnitt liegt. Die Lohn-Preis-Spirale ist Realität und muss durchbrochen werden, damit unsere Firmen konkurrenzfähig bleiben.

Natürlich müssen auch die Betriebe handeln. Im Gegensatz zu Politik und Institutionen ist das bei den meisten längst der Fall, sonst könnten sie nicht am Markt bestehen. Unsere Firmen passen ihre Geschäftsmodelle den geänderten Bedürfnissen an, steigern laufend die Effizienz und investieren in die Kompetenzen ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Wir müssen alle gemeinsam der Standortpolitik Priorität einräumen, damit die Wirtschaft wieder an Wettbewerbsfähigkeit gewinnt und auf Wachstumskurs einschwenkt. Denn nur mit einer starken Wirtschaft können wir uns auch unseren Wohlfahrtsstaat leisten.