Ski-Openings: Ein Trend bekam Flügel!
Ein Druck auf den Startknopf. Langweiliger geht’s nicht, aber mehr war’s auch nicht, mit dem vor dem Jahr 1995 die Saison in den großen und kleinen Skigebieten begann. Dann rockte Sir Elton John die Ischgler Idalpe und löste den Dominoeffekt für großartige Opening-Paraden ein. Piste für Piste, Gipfel für Gipfel, Region für Region.
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Wer am Ende des Jahres ein wenig Zeit übrig hat, das Spektakel liebt und nicht zuletzt den Schnee, kann allzuleicht ins Strudeln kommen. In vergleichsweise bizarrsten Umgebungen mit spektakulärsten Panoramen und kühlsten Temperaturen geht es seit einigen Jahren schon ziemlich heiß her in den alpinen Skigebieten. „Kein Saisonbeginn ohne Party in den österreichischen Wintersportorten, das ist klar“, brachte es die Augsburger Allgemeine Mitte November 2023 erst auf den Punkt, um dann auf die Highlights diesen Jahres hinzuweisen, lustvoll durch die Programme zu mäandern und ihren Leser:innen die tollsten Events näher zu bringen.
Die Skifahrenden Sommeliers etwa, die sportliche Weinliebhaber nach Lech oder Zürs und jedenfalls zum Arlberg verlock(t)en, der Anfang Dezember auf Tiroler Seite mit dem „Stanton Ski Open“ ein multiples Festival zu bieten hatte, das mit zahlreichen Konzerten, dem „Arlberg Safety Camp“ und Materialtests für beste Stimmung und sichere Einstimmung in den Winterspaß sorgte. Dem Skigebiet Hochzeiger im Pitztal war es gelungen, die Wiener Kult-Band Wanda zu engagieren, die salzburgische Schladming-Dachstein Region holte für gleich zwei Konzerte Superstar Robbie Williams, dem die Bergluft ja schon von Tirol bekannt war.
Saalbach-Hinterglemm feierte unter anderem mit der Band Bilderbuch, das Kaunertal mit einem speziell auf die Freeski- und Snowboard-Szene zugeschnittenen Musik- und Eventprogramm und Mayrhofen gestaltete mit dem WAO! Festival ein neues, knackiges Event-Konzept. Partys, Contests und Parksessions hatten bereits Anfang November 2023 den Startschuss markiert, mit dem der Stubai Zoo Funpark in die neue Freestyle-Saison startete. In Sölden oder dem das Ötztal krönenden Gurgl wurde dieser Start mit Ski-Weltcup-Athleten gefeiert, wobei die wirtschaftliche Erfolgsbilanz nach dem FIS-Slalom-Debüt in Gurgl mit einer vom Sportevent ausgelösten Wertschöpfung von 1,8 Millionen Euro beziffert wurde. Über eine halbe Million Zuschauer:innen hatten das Geschehen auf der Kirchenkarpiste via TV verfolgt und Projektleiter Alban Scheiber wurde in den Tiroler Bezirksblättern folgendermaßen zitiert: „Mit traumhaften Bildern konnten wir uns super präsentieren und die Botschaft vermitteln, dass dem Winterurlaub in den Alpen nichts mehr im Wege steht. Damit hoffen wir natürlich auf eine erfolgreiche Wintersaison.“
Top of the Mountain
Traumhafte Bilder. Die sind es, die mit all den Events in die Welt getragen werden und die Wintersportgäste reizen. Auch über die österreichischen Grenzen hinaus wird das Einschalten der Lifte fernab des einst langweiligen Knopfdrucks für diesen Zweck zelebriert. So organisierte das Dolomiten-Skigebiet Alta Badia eine Gourmet-Skisafari mit Spitzenköchen aus aller Welt und im französischen Val Thorens wird das eventreiche Skiopening „La Grande Premiere genannt“. Val Thorens ist der höchstgelegene Ort Europas, er liegt auf 2.300 Metern Seehöhe und damit gleich hoch, wie die Idalpe in Ischgl, wo im Zusammenhang mit den glamourösen Ski-Openings im Alpenbogen zurecht gefragt werden darf: „Na, wer hat’s erfunden?“
Als Mobiltelefone noch ausschließlich zum Telefonieren verwendet wurden, Hillary Clinton First Lady der USA gewesen, Kate Moss noch mit Johnny Depp zusammen und Brad Pitt vom People Magazine zum Sexiest Man Alive gekürt worden war, hatten die Ischgler eine Idee, um all diesen Celebrity-Schlagzeilen ein’s draufzusetzen. „Im Jahr 1995 wurde mit dem ersten Top of the Mountain Concert zum damaligen Zeitpunkt völliges Neuland betreten“, sagt Alexander von der Thannen, Obmann des TVB Paznaun-Ischgl, im Gespräch mit der Tiroler Wirtschaft (siehe Interview). 1995 hatten „die Ischgler“ mit dem Auftritt des Pop-Sirs Elton John eine rockige Lawine losgetreten, die mit einer Mischung aus Glamour, Glitzer, Schnee und Show größer und immer größer wurde – bis sie Flügel bekam und auch in anderen Skigebieten landete.
Einzigartige Marke
Das Album der Top of the Mountain Concerts auf der Idalpe bleibt dennoch einzigartig und ist mühelos vergleichbar mit dem richtig großer aber weit tiefliegenderer Weltbühnen geworden. Mit Elton John, Tina Turner, Diana Ross, Bob Dylan, Bon Jovi, Gianna Nannini, Rod Stewart, Udo Jürgens, Peter Gabriel, Sting, Pink, Alanis Morisette, Nena, Lionel Richie, The Scorpions, The Beach Boys, Simply Red, Robbie Williams, Lenny Kravitz und all den anderen wurden nicht nur ziemliche coole Erinnerungen geschaffen, sondern auch Wertschöpfungs-Zünder entflammt, die nicht nur das Opening der Saison, sondern bald auch deren Closing einläutete und vor zwei Jahren mit der Event-Reihe Spring Blanc einen weiteren Highlight-Reigen bekam.
„Wir verlängern damit die Wintersaison in den April, da Ischgl, im Vergleich zu anderen Destinationen, einen schneesicheren Skibetrieb bis zum 1. Mai garantieren kann. Neben drei Konzerten, finden zahlreiche weitere sportliche und kulinarische Highlights im Rahmen der Spring Blanc Event-Reihe statt“, so TVB-Obmann von der Thannen. Seither gilt: Wer im Frühling ein wenig Zeit übrig hat, das Spektakel liebt und nicht zuletzt den Schnee, kann allzuleicht ins Strudeln kommen. Denn auch, wenn der Startknopf der Lifte zum letzten Mal gedrückt wird, darf gefeiert werden.
Mit den Top of the Mountain Konzerten holt Ischgl seit 1995 international gefeierte Stars auf die Idalpe. Im Interview beschreibt Alexander von der Thannen, Obmann des TVB Paznaun-Ischgl, Hintergrund und Effekte der Highlights.
Was war der Trigger dafür, die Skisaison mit international gefeierten Stars zu beginnen und zu beenden?
Alexander von der Thannen: Im Jahr 1995 wurde mit dem ersten Top of the Mountain Concert zum damaligen Zeitpunkt völliges Neuland betreten. Ischgl war und ist nicht zuletzt die Tourismusdestination im Alpenraum, die als Vorreiter bei der Durchführung von Events als Teil des Marketingmixes gilt. So sind die Top of the Mountain Konzerte heute noch ein wichtiger Startschuss, um die Wintersaison offiziell einzuläuten, aber auch ein Trigger, um über den gesamten Saisonverlauf Buchungen in der Region zu generieren. Insofern ist es auch in Zukunft wichtig auf bewährte Eventkonzepte zu setzen, diese weiterzuentwickeln und in einem sinnvollen Marketingmix zu integrieren. So haben wir beispielsweise vor zwei Jahren zusätzlich die Event-Reihe Spring Blanc eingeführt, um die Bespielung des Frühjahrs mit einer Vielzahl an abwechslungsreichen Highlights zu verstärken.
Lassen sich die Effekte der Konzerte auf Ischgl messen?
Die Konzerte werden von tausenden begeisterten Wintersportlern und Musikfans besucht. Der Erfolg spiegelt sich im Buchungsverhalten, den erzielten Nächtigungen sowie den verzeichneten Gästen im grenzüberschreitenden Skigebiet Ischgl/Samnaun wider. Gleichzeitig manifestieren wir mit der reichweitenstarken Medialisierung und Berichterstattung der Konzerte unsere Vorreiterrolle als Tiroler Wintersportmetropole.
Welche Herausforderungen müssen die Event-Manager:innen des TVB Ischgl-Paznaun Jahr für Jahr stemmen, um die Stars auf die Idalpe zu locken?
Natürlich ist es auch mit vielen Herausforderungen verbunden, so viele Weltstars nach Ischgl zu bringen. Gemäß dem Motto „nach dem Konzert ist vor dem Konzert“ ist unser Team das ganze Jahr über mit den Konzertplanungen und Vorbereitungstätigkeiten beschäftigt. Die Leistungen unseres Event-Teams sind wirklich bemerkenswert. Hier setzen wir hohe Ansprüche an uns selbst, um unsere Erfolgspositionierung als touristische Marke weiter zu festigen.
Welche Highlights oder Begegnungen sind Ihnen persönlich in bester beziehungsweise herausragender Erinnerung geblieben?
Bis heute haben zahlreiche Stars wie Elton John, Tina Turner, Robbie Williams und Helene Fischer – um nur einige zu nennen – der Ischgl-Bühne die Ehre erwiesen. Es wäre vermessen zu sagen, dieser oder jener Konzertauftritt war am besten, da alle Weltstars mit ihren individuellen Acts für eine ausgelassene Stimmung sorgten. So bleibt etwa auch das Closing Concert 22/23 von Eros Ramazzotti bei perfektem Wetter, ausgezeichneten Pistenverhältnissen und über 20.000 begeisterten Wintersportlern in bester
Erinnerung.