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Schulterschluss für Frauen am Arbeitsmarkt
„Der Wirtschaftsstandort Tirol kann nicht auf seine Frauen verzichten“, spricht sich WK-Präsidentin Barbara Thaler für einen konsequenten Ausbau der qualitativ hochwertigen Kinderbetreuungseinrichtungen im Land aus.
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Tirols Wirtschaft braucht Frauen - das war die zentrale Botschaft des gemeinsamen Pressegesprächs von WK-Präsidentin Barbara Thaler und ÖGB-Vorsitzender Sonja Föger-Kalchschmied. Mit einem klaren Schulterschluss machten sie sich für eine höhere Erwerbsquote von Frauen, bessere Rahmenbedingungen für Familien und gleiche Bezahlung stark.
Elternbonus führt zu Abhängigkeiten
„Wir können es uns nicht leisten, dass Frauen in Tirol immer noch überproportional in Teilzeit arbeiten und später mit Altersarmut zu kämpfen haben. Wer vollen Einsatz leistet, muss auch eine Pension bekommen, von der man leben kann", betonte WK-Präsidentin Barbara Thaler. Aktuell arbeiten 53,5 % der Frauen in Tirol in Teilzeit, während es bei den Männern nur 9,3 % sind.
Ein zentraler Hebel, um das Potential von Frauen am Arbeitsmarkt besser zu nutzen, sei eine flächendeckende Kinderbetreuung. „Eine echte Wahlfreiheit gibt es nur, wenn es auch echte Alternativen in der Kinderbetreuung gibt. Eltern sollen nicht zwischen Karriere und Familie entscheiden müssen, sondern beides vereinen können“, so Thaler. Den aktuell diskutierten Elternbonus kritisiert die WK-Präsidentin als „Mogelpackung“: „Ein Elternbonus klingt vielleicht zunächst nach einer Entlastung, hält Frauen aber langfristig vom Arbeitsmarkt fern und drängt sie dadurch in Abhängigkeiten.“
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Kinderbetreuung als Wirtschaftsfaktor
Eine gut ausgebaute Kinderbetreuung ist aber nicht nur eine soziale Notwendigkeit, sondern auch ein entscheidender Wirtschaftsfaktor. Wie aus einer vom Land Tirol beauftragten Studie der Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung (GAW) hervorgeht, lösten die heimischen Kinderbildungs- und betreuungseinrichtungen im Jahr 2022/2023 über 20.600 Arbeitsplätze in Tirol aus und trugen so indirekt mehr als 650 Mio. Euro zur Wirtschaftsleistung bei. „Jede Investition in die Kinderbetreuung ist somit auch eine Investition in die Zukunft unseres Standorts“, betonte Thaler.
„Zwar ist die Schaffung günstiger Rahmenbedingungen für Tiroler Familien und der damit verbundene Ausbau der Kinderbetreuung in erster Linie Aufgabe der Politik. Dennoch zeigen einige Betriebe im Land große Eigeninitiative bei diesem Thema“, lobt die WK-Präsidentin. Bereits 35 Unternehmen in Tirol haben betriebliche Kinderbetreuungseinrichtungen realisiert, um ihren Mitarbeitenden eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu ermöglichen. Auch die WK Tirol geht hier mit gutem Beispiel voran: Mit der betriebseigenen Kinderkrippe „KiWi“ sowie zusätzlichen Betreuungsangeboten bei Sitzungen und Veranstaltungen setzt die Wirtschaftskammer ein klares Zeichen.
An die Frauen im Land: Geht raus und bereichert unsere Welt mit euren Stärken! Die Wirtschaft braucht euch.
Barbara Thaler
Perspektiven aufzeigen
Neben einer besseren Kinderbetreuung betonte Thaler auch die Bedeutung von Weiterbildung und Qualifikation für Frauen: „Fakt ist: Frauen mit einem abgeschlossenen Studium sind statistisch am seltensten von Arbeitslosigkeit bedroht. Wir müssen mehr Perspektiven aufzeigen und Frauen ermutigen, sich in gefragten Bereichen weiterzuentwickeln.“
Ein besonderes Augenmerk legt die Wirtschaftskammer darum auf die Stärkung von Frauen in Führungspositionen und weiblichen Netzwerken. Mit Initiativen wie dem Meisterinnen-Förderpreis, dem Führungskräfteprogramm „Zukunft.Frauen“, dem Girls‘ Day Tirol und zahlreichen Netzwerk-Events engagiert sich die WK Tirol mit vielfältigen Angeboten.
So verdeutlichte das Pressegespräch einmal mehr: Der Wirtschaftsstandort Tirol kann es sich nicht leisten, auf die Talente und Potenziale seiner Frauen zu verzichten. „An die Frauen im Land: Geht raus und bereichert unsere Welt mit euren Stärken! Die Wirtschaft braucht euch", appellierte WK-Präsidentin Barbara Thaler abschließend.