Placheta bringt Gästen unser Land näher
Antonella Placheta ist Fremdenführerin mit Leib und Seele. Auf ihren Touren durch Innsbruck erzählt sie den Gästen aus aller Welt viel Wissenswertes. Als WK-Funktionärin engagiert sie sich für ihre Branche.
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„Good morning and welcome to Innsbruck“, begrüßt Fremdenführerin Antonella Placheta gut gelaunt die 15-köpfige Reise-gruppe aus Amerika. Es ist ein wunderschöner Herbsttag in Innsbruck und die amerikanischen Senior:innen sind gekommen, um die Tiroler Landeshauptstadt an diesem Tag näher kennenzulernen.
„Als Fremdenführerin muss man auf die Gäste und ihre individuellen Bedürfnisse eingehen. Das Programm soll an die Interessen und auch an die Nationalität angepasst sein. Amerikanische Reisegruppen sind sehr beliebt. Wenn man offen und freundlich auf sie zugeht, hat man schon gewonnen“, spricht Placheta aus langjähriger Erfahrung und ergänzt: „Immer wieder werde ich gefragt, ob es nicht langweilig ist, wenn man jeden Tag das Gleiche erzählt. Es ist aber überhaupt nicht so, dass man jeden Tag das vom Vortag wiederholt. Es wäre doch langweilig, wenn ich tagtäglich dasselbe erzählen würde und mein Programm so gestalten würde, als würde ich gegen eine Wand reden. Man darf nicht vergessen, dass man mit Leuten zu tun hat und die Führung zur jeweiligen Gruppe passen muss.“
Internationale Erfahrungen
Angefangen hat Placheta mit Reiseleitungen quer durch Europa. Drei Jahre lang hat sie auf einem Donau-Kreuzfahrtschiff Gäste von Wien bis ans Schwarze Meer begleitet und dabei in acht Ländern zahlreiche Erfahrungen gesammelt. Es folgte ein Geschichte-Studium und die Fremdenführerprüfung, die sie schließlich im Jahr 2000 wieder in ihre Heimatstadt Innsbruck verschlagen hat. Nach erfolgreich abgeschlossener Prüfung machte sich Placheta, die auch Berufsgruppensprecherin der Fremdenführer in der Tiroler Wirtschaftskammer ist, schließlich als Einzelunternehmerin selbstständig.
„Es kommt auf die richtige Mischung an. Ich versuche mein Wissen den Gästen auf humorvolle und unterhaltsame Art und Weise rüberzubringen. Es sollte nicht wie ein Vortrag wirken, denn der Gast ist in erster Linie da, um sich zu unterhalten, zu erholen und Neues kennenzulernen. Wenn das Wechselspiel zwischen Guide und Gästen gut funktioniert, dann ist es das, was einen guten Guide ausmacht“, unterstreicht die Unternehmerin.
Ich bin gefragt worden und habe mir gedacht, wenn es die Möglichkeit gibt, als Berufsgruppensprecherin für meine Branche aktiv zu werden, dann muss ich sie wahrnehmen. Man hat als Funktionärin Möglickeiten, die Berufsgruppe voranzubringen und das ist ganz wichtig.
Worauf sind Sie in Ihrer Funktionärstätigkeit stolz?
Stolz bin ich darauf, dass die Zusammenarbeit in unserem Team so gut funktioniert und ich für meinen Einsatz geschätzt werde.
Welche Ziele verfolgen Sie als Funktionärin?
Ich möchte darauf hinarbeiten, dass auch ehrenamtliche Funktionen für meine Kolleginnen und Kollegen attraktiver werden. Man lernt in solchen Funktionen neue Leute kennen und kann sich ein breites Netzwerk aufbauen. Und es braucht engagierte Menschen, die eine Funktion übernehmen und sich aktiv für ihre Berufsgruppe einsetzen.
In der diesjährigen Sommersaison sind austriaguides, die Innsbruck-Führungen in englischer Sprache anbieten, sehr gut gebucht. Grund dafür ist, dass in Oberammergau von Mitte Mai bis Anfang Oktober die Passionsspiele stattfinden. Diese werden von vielen amerikanischen Reisegruppen besucht, die schließlich auch in Innsbruck Halt machen. „Würden die Passionsspiele in Oberammergau heuer nicht stattfinden, wäre der Busparkplatz beim Innsbrucker Hofgarten ziemlich leer“, ist Placheta überzeugt.
Die Reisleiter-Saison beginnt im April, dann starten die Schulführungen für die Kinder der 4. Klassen Volksschule, die ihren Innsbruck-Tag machen. Dafür wurden spezielle, kindgerechte Führungen ausgearbeitet. „Die Schulführungssaison geht gleitend über in die Hauptsaison, die ab Mitte Mai anfängt und bis Mitte Oktober dauert. Ab Mitte November beginnt schon die Weihnachtssaison, die mit dem Jahreswechsel ausklingt“, beschreibt Placheta. In den Monaten Jänner, Feber und März ist es am ruhigsten. Dann bleibt Zeit, um sich auf die kommende Saison vorzubereiten, neue Programme auszuarbeiten, bestehende Kontakte zu pflegen und neue Kunden zu akquirieren.
Herausforderungen für die Branche
Die Branche hat noch mit den Corona-Nachwehen zu kämpfen und auch die hohe Inflation sowie der Krieg in der Ukraine wirken sich auf das Reiseverhalten der Menschen aus. „Unser Hauptgeschäft ist die Mittelklasse, die Busreisen macht. Da merkt man schon, dass das Geld für das Reisen knapper ist als noch vor ein paar Jahren. Im Grunde werden wir erst nächsten Sommer wissen, wie die Lage wirklich ausschaut. Denn dann finden keine Passionsspiele in Oberammergau statt und dieser Besucherstrom der Amerikaner wird dann ausbleiben“, sagt Placheta.
Breit aufgestellt zu sein, ist deshalb ratsam. Immer mehr austriaguides konzentrieren sich deshalb auf Themenführungen, wie zum Beispiel Musikführungen, Stadtteilführungen, Architekturführungen und viele mehr, die auch von den Einheimischen sehr gerne gebucht werden. Auch für Unternehmen werden solche Führungen immer beliebter und Guides werden auch für Firmenfeiern gebucht.
Antonella Plachetas zweites Standbein ist die Musik, sie singt in einer Jazzband und springt auch ab und zu am Klavier ein.
Vielfältiges Innsbruck
Was ist der schönste Platz in Innsbruck aus Sicht einer Fremdenführerin? Diese Frage beantwortet die Berufsgruppensprecherin der Reiseführer so: „Mit einer kleinen Gruppe war ich einmal auf der Terrasse des Hauses der Musik. Genau dort kriegt man mit, was Innsbruck alles bietet. Das wundervolle neue Haus der Musik, in dessen Fassade sich bei schönem Wetter die barocke Hofburg mit dem Leopoldsbrunnen spiegelt. Auf der Terrasse hat man außerdem den Blick über die alten Altstadthäuser, man sieht das Renaissance-Portal der Hofkirche und dann blickt man auf die Nordkette und hat dieses Kalk-Urmassiv vor Augen. Das ist so faszinierend, das gibt es sonst nirgends. Lässt man den Blick weiter schweifen, sieht man die Talstation der Nordkettenbahnen und genau das ist es, was Innsbruck ausmacht: Innsbruck ist alpin urban, man kann vom Stadtzentrum direkt auf den Berg hinauffahren.“
Antonella Placheta liebt ihren Beruf, das ist nicht zu übersehen und -hören. „Das Schönste ist, dass man so viele Menschen aus vielen verschiedenen Ländern kennenlernt. Es sind sogar schon Freundschaften entstanden. Wenn man merkt, dass die Gäste schätzen, wie man mit ihnen umgeht, dann ist es ein wunderschöner Job.“