Nordpan Rubner: Naturholzplatten für gehobene Ansprüche
Im Ortsteil Tassenbach der Hochpustertaler Gemeinde Strassen produziert Nordpan Rubner seit 2008 Massivholzplatten von höchster Qualität.
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Wir sind sehr froh, dass wir uns damals für unseren heutigen Standort in Strassen entschieden haben – man hatte unsauch in Norddeutschland äußerst attraktive Angebote gemacht. Letztlich war aber die Nähe zum Südtiroler Nordpan-Stammbetrieb in Olang neben der Verfügbarkeit von gut ausgebildeten Arbeitskräften ausschlaggebend für die Standortwahl.
Ein wichtiger Faktor war aber auch der Bahnanschluss, den wir hier errichten konnten. Es mutet heute fast unglaublich an, dass wir 2008 innerhalb von nur 9 Monaten, gerechnet vom Grundkauf an, bereits die Produktion hochfahren konnten“, erzählt Armin Kamelger, Geschäftsführer der Nordpan Rubner Holzbauelemente GmbH.
Technologievorsprung
Das 1969 in Olang gegründete Stammunternehmen Nordpan spezialisierte sich in den 1990erJahren auf die Produktion von Massivholzplatten.
1994 wurde man Teil der Rubner-Gruppe, die inzwischen seit fast 100 Jahren erfolgreich in der Holzverarbeitung tätig ist und an 18 Standorten in Italien, Österreich, Deutschland und Frankreich eine breite Palette an Produkten und Dienstleistungen für den internationalen Bau- und Einrichtungsmarkt anbietet.
Am Osttiroler Werk ist neben der Rubner Holzindustrie GmbH noch Markus Prugger, Verwaltungsratspräsident des Olanger Stammbetriebes, beteiligt. „Während wir mit Olang natürlich intensiv zusammenarbeiten, agieren die Betriebe innerhalb der Rubner-Gruppe weitestgehend eigenständig. Ein wesentlicher Teil der NordpanFirmenphilosophie ist etwa die Eigenentwicklung unserer Fertigungsanlagen, die wir mit einem 25 Personen starken Maschinenbau-Team auch selbst bauen und in Betrieb nehmen. Auf diese Weise haben wir uns einen bedeutenden Technologievorsprung erarbeitet, der wesentlich dazu beiträgt, die Qualitätsführerschaft auf dem europäischen Markt zu behaupten“, betont der Geschäftsführer. „Wir sichern unsere zahlreichen Neuentwicklungen zwar patentrechtlich ab, setzen sie aber nur in unseren beiden Werken ein“.
Nachhaltige Fertigung
Das Produktionsprogramm umfasst ein- bis fünfschichtige Massivholzplatten aus Nadelhölzern als Halbfabrikate für den Möbelbau, den Innenausbau und auch für den konstruktiven Holzbau. Verarbeitet wird in erster Linie Schnittholz, das aus mittel- und nordeuropäischen Sägewerken bezogen wird. Seit 2011 gibt es im Osttiroler Nordpan-Werk aber auch eine Rundholz-Linie, mit der es möglich wurde, die Stämme direkt bei den Waldbesitzer:innen der unmittelbaren Umgebung einzukaufen und zu verarbeiten.
Eine Nordpan-Besonderheit ist überdies die ausschließlich in den eigenen Anlagen vorgenommene Holztrocknung, die für den äußerst komplexen Verarbeitungsprozess und schließlich auch für die Qualität des Endproduktes von hoher Bedeutung ist. „Wir benötigen dafür viel Prozesswärme, die wir natürlich mit den Reststoffen in unserem leistungsfähigen Heizwerk selbst erzeugen. Was dann noch übrig bleibt, geht an Verwerter:innen in der Umgebung wie etwa Pellets- und Spanplattenerzeuger:innen und Biomasse-Heizwerke. Der Kreislauf ist damit lokal und nachhaltig“, erklärt Armin Kamelger.
Apropos Nachhaltigkeit – diesbezüglich bereitet man sich in der Firmengruppe bereits intensiv auf die ab 2026 in der EU verbindlich geltenden Regelungen vor. „Wir sind jetzt schon sehr gut aufgestellt, was den CO2-Fußabdruck der Fertigung und der Produkte – die ja CO2 langfristig binden – anbelangt. Außerdem arbeiten wir ständig an der Verminderung bzw. Optimierung des Energieeinsatzes. Bei der Eigenerzeugung von Strom sind wir mit unserer 1,7 MW starken PV-Anlage mit Solarpaneelen auf den gesamten Hallen-Dachflächen schon vorbildlich. Außerdem prüfen wir gerade, ob die Verstromung des Restholzes sinnvoll wäre“. Nachhaltig ist auch die Logistik – immerhin werden bis zu 75 % des benötigten Schnittholzes per Bahn angeliefert. Dass aktuell dieser Wert nicht ganz erreicht wird, ist den bekannten Problemen der Bahngesellschaften geschuldet, wo es im Hinblick auf Verlässlichkeit, aber auch auf Konkurrenzfähigkeit gegenüber den Straßentransporten noch viel Luft nach oben gibt.
Vereinbarkeit von Beruf und Familie
Das Jahr 2023 war für das Unternehmen besonders herausfordernd, da der Absatz in Deutschland, Italien und Österreich erstmals etwas rückläufig war, wobei aber eine gestiegene Nachfrage in Frankreich und der Schweiz ausgleichend wirkte und keine zu große Abhängigkeit zu einem bestimmten Absatzmarkt besteht. „Es geht jetzt schon wieder aufwärts, wobei das Bauen mit Holz vor allem im Alpenraum boomt“, freut sich Geschäftsführer Armin Kamelger. Herausfordernd bleibt dauerhaft der Arbeitskräftemangel, weshalb erhebliche Anstrengungen unternommen werden, um als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden. So hat etwa die Ausbildung des Fachkräftenachwuchses hohe Priorität – die Jugendlichen können bei Nordpan Rubner zwischen den Lehrberufen Holztechnik, Maschinenbautechnik und Elektrotechnik wählen. Verwaltungsleiter Marian Leiter – er hat selbst die Holztechnik-Ausbildung im Betrieb absolviert – weist auf den für Holzverarbeitungsbetrieb ungewöhnlich hohen Frauenanteil – immerhin knapp die Hälfte der 90 Beschäftigten – hin.
Für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist man bei Nordpan Rubner neue Wege gegangen, indem zusammen mit vier weiteren Industriebetrieben und den Gemeinden des Hochpustertales bereits im Vorjahr eine gemeinsame Ferienbetreuung unterstützt wurde, die inzwischen in eine ganzjährige Nachmittagsbetreuung für drei- bis vierzehnjährige Kinder überführt werden konnte. Rücksicht wird auch auf die Nebenerwerbslandwirt:innen aus den umliegenden Tälern genommen, denen man besonders flexible Arbeitszeitmodelle anbieten kann.
„Beste Qualität durch Technik“ lautet das Nordpan Rubner-Motto, dem man durch ständige Verbesserung der Prozesse und Innovationen bei den Produktionsanlagen Rechnung trägt. „Für die nächsten drei Jahre haben wir dafür in unseren beiden Werken 25 Mio. Euro budgetiert“, berichtet Armin Kamelger und stellt als Beispiel ein geradezu revolutionäres Projekt vor, das im Osttiroler Werk knapp vor der Fertigstellung steht: „Es geht um die sogenannte ‚Holzkosmetik‘, die wir jetzt automatisieren. So eine Anlage gibt es noch nirgends. Kameras erkennen auch kleinste Fehler auf den Platten-Oberflächen. Mittels KI wird die mehrachsige CNC-Bearbeitung angesteuert und vollautomatisch eine makellose Oberfläche hergestellt“.