Lebzelter Florian Kitzbichler
© WK Tirol

Niederndorfer Lebzelter lässt altes Handwerk neu aufleben

Das ganze Jahr über wird die Brotbackstube des Bichlbäcks in Niederndorf nachmittags zur Lebzelterei umfunktioniert. 30 verschiedene Lebkuchensorten bereitet Florian Kitzbichler hier für die Weihnachtszeit vor.

Lesedauer: 3 Minuten

Aktualisiert am 30.10.2024

Es ist der Duft nach Honig und Zimt, der die Weihnachtszeit in der Lebzelterei von Florian Kitzbichler ankündigt. Der Niederndorfer Handwerksmeister hat es sich zur Aufgabe gemacht, das traditionelle Lebkuchen-Handwerk in Tirol wieder aufleben zu lassen – ein Handwerk, das seit Jahrzehnten in Vergessenheit geraten war. Mit viel Leidenschaft, handwerklichem Geschick und einem Fokus auf hochwertige Rohstoffe bringt er das alte Gewerbe des Lebzelters in die moderne Zeit zurück. Seine Geschichte zeigt, wie man mit Mut zur Selbstständigkeit und einer Liebe für Tradition neue Wege beschreiten kann.


Eine weihnachtliche Backstube erwacht zum Leben

Nachmittags, das ganze Jahr durch, verwandelt sich die Backstube des Bichlbäcks in Niederndorf in eine wahre Weihnachtsmanufaktur. Florian Kitzbichler, der Lebzelter aus Leidenschaft, stellt in dieser Zeit rund 30 verschiedene Sorten Lebkuchen her – von klassischen Gewürzlebkuchen bis zu innovativen Kreationen wie Kürbiskernlebkuchen. „Jeder Lebzelter hat sein persönliches Geheimrezept. Meines verrate ich nicht – es bleibt in meinem Kopf“, erklärt Florian schmunzelnd, während er geschickt seinen Teig bearbeitet, den er bereits vor einem Monat vorbereitet hat. Sorgfältig werden die Lebkuchen mit Mandeln und Kirschen verziert, bevor sie in den Ofen wandern.

Lebzelter Florian Kitzbichler
© WK Tirol Florian Kitzbichler bereitet an der Knetmaschine den Teig für die frischen Lebkuchen vor. Für seine Lebkuchen nimmt der Lebzelter nur beste Rohstoffe aus der Umgebung. Der Teig ruht monatelang, bevor er zur weiteren Verarbeitung bereit ist, um sein volles Aroma zu entfalten.


Handwerkskunst mit Familientradition

Bereits als Kind half Florian seinem Vater, einem Bäckermeister, in der Backstube. Hier wurde der Grundstein für seine Leidenschaft gelegt. Doch es war nicht der einfache Weg des Bäckerberufs, der Florian fesselte, sondern die Kunst der Lebkuchenherstellung. Da es in Tirol schwierig war, eine Lehrstelle zu finden, begann er seine Ausbildung als Konditor in Oberaudorf. Später entdeckte er in einer Lebzelterei im Salzkammergut seine Liebe für dieses alte Handwerk. Diese Erfahrung inspirierte ihn, den Weg zum Lebzeltermeister zu gehen und schließlich seine eigene Manufaktur zu gründen.

Die jüngste Lebzelterei Tirols

2020, mitten in der Corona-Pandemie, als viele Unternehmen ums Überleben kämpften, wagte Florian den Schritt in die Selbstständigkeit. Während Gastronomiebetriebe geschlossen blieben, nutzte er die Chance, eine Nische zu besetzen, die in Tirol seit 1993 nicht mehr aktiv war: das Lebzelter-Handwerk. „Die jüngste Lebzelterei Florian Kitzbichler“ war geboren. Seine regional hergestellten Lebkuchen fanden schnell Anklang, und bereits im ersten Jahr konnten lokale Bauernläden und Lagerhäuser seine Produkte in ihr Sortiment aufnehmen. Seitdem wächst die Nachfrage stetig. Das Sortiment umfasst heute 30 Sorten, von traditionellen Gewürzlebkuchen bis zu Biberle und Mozartlebkuchen.

Lebzelter Florian Kitzbichler
© WK Tirol Der Teig wird ausgerollt und zu köstlichen Lebkuchen verwandelt.


Rohstoffe aus der Region – Qualität, die man schmeckt

„Die Qualität der Zutaten ist das A und O“, betont Kitzbichler. Für seinen Teig, der aus Weizenmehl, Roggenmehl und Honig besteht, verwendet er nur die besten Rohstoffe aus der Region. „Alles, was ich nicht aus Tirol bekomme, beziehe ich zumindest aus Österreich.“ Der Lagerteig, der bereits einen Monat vor dem Backen hergestellt wird, ist empfindlich und muss mit äußerster Sorgfalt behandelt werden – eine Herausforderung, die industrielle Fertigung unmöglich macht, aber den handwerklichen Charme des Produkts unterstreicht.

Zukunftspläne: Ausbildung und Expansion

Kitzbichlers Vision geht über die Weihnachtszeit hinaus. Bereits jetzt produziert er Lebkuchen für das ganze Jahr, etwa zu Ostern. Um die Nachfrage zu bedienen, plant er auch Mitarbeiter:innen einzustellen. Ein weiteres Ziel ist es, Lehrlinge auszubilden und das seltene Handwerk des Lebzelters und Wachsziehers weiterzugeben. „Die Tradition muss erhalten bleiben, und ich möchte jungen Menschen die Möglichkeit bieten, dieses faszinierende Handwerk zu erlernen“, erklärt er mit Blick in die Zukunft. 

Mit seinem Engagement für das Lebzelter-Handwerk und seiner Hingabe zur regionalen Produktion hat Florian Kitzbichler nicht nur eine alte Tradition zurück nach Tirol gebracht, sondern auch ein erfolgreiches Unternehmen aufgebaut. Die Zukunft der Lebzelterei scheint gesichert – und mit ihr die Hoffnung, dass dieses Handwerk auch in den kommenden Generationen weiterlebt.

Weitere Informationen: www.der-tiroler-lebzelter-kitzbichler.at