WK Präsidentin Barbara Thaler und Patrick Weber, Bezirksobmann Innsbruck-Land
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Neujahrsempfang 2025: Perspektiven für die Bezirke Innsbruck-Stadt und -Land

WK-Präsidentin Barbara Thaler und Patrick Weber, WK-Bezirksobmann Innsbruck-Land, berichteten im Pressegespräch über die wirtschaftlichen Perspektiven für Tirol sowie die Bezirke Innsbruck-Stadt und -Land.

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Aktualisiert am 10.01.2025

Der Wirtschaftsstandort Tirol steht vor großen Herausforderungen. Hohe Steuer- und Lohnkosten belasten die Wettbewerbsfähigkeit: Österreich hat die dritthöchste Steuerquote der OECD, die Lohnkosten stiegen in den letzten drei Jahren um 20 %, und die Lohnstückkosten liegen über dem EU-Durchschnitt. „Made in Austria ist top, aber zu teuer“, betont Präsidentin Barbara Thaler. Unser Land ist Schlusslicht beim Wachstum, die Deindustrialisierung bedroht Betriebe und Arbeitsplätze, besonders in Industrie und Bau. Thaler fordert mit Nachdruck, dass die Politik die Rahmenbedingungen verbessert, um den Betrieben mehr Spielraum zu verschaffen.

Laut WK-Konjunkturumfrage sind Arbeitskosten (83 %), Arbeitskräftemangel (51 %), Energiekosten (46 %) und Bürokratie (44 %) die größten Probleme der Betriebe. Die WK Tirol fordert konkrete Maßnahmen. Dazu gehören Steuererleichterungen wie steuerfreie Überstunden und geringere Lohnnebenkosten sowie steuerliche Anreize für Pensionist:innen, qualifizierte Zuwanderung und ein degressives Arbeitslosengeld. Im Energiebereich setzt die Wirtschaftskammer auf den Ausbau erneuerbarer Energiequellen sowie Entlastungen bei Abgaben und Steuern.

Parallel dazu soll die Bürokratie verschlankt und die Verwaltung modernisiert werden. „Bürokratie bremst – und hat zudem eine unerwünschte Nebenwirkung: Die öffentliche Hand braucht für das Mehr an Vorschriften und ineffiziente Prozesse immer mehr Mitarbeiter:innen – die in der gewerblichen Wirtschaft fehlen“, betont Barbara Thaler, „die WK Tirol unterstützt den Tirol Konvent und setzt große Erwartungen in die tatsächliche Umsetzung dieser Verwaltungsreform.“

Die Präsidentin appelliert an die Politik, den Fokus auf die Leistungsträger:innen zu legen. „Eine unternehmerische Sicht und mutige Reformen sind nötiger denn je. Die Politik muss sich auf das Wesentliche konzentrieren: Entlastung, Entlastung, Entlastung.“

Neujahrsempfang Innsbruck
© Die Fotografen Prosit Neujahr wünschten: Spartenobmann-Stv. Sybille Regensberger, WK-Vizepräsidentin Martina Entner, LR Mario Gerber, BM Hannes Anzengruber, WK-Präsidentin Barbara Thaler, WK-Direktorin Evelyn Geiger-Anker und WK-Bezirksstellenleiter Stefan Wanner (v.l.)

Stärkung des Wirtschaftsstandorts Rossau 

Die „Standortoffensive Rossau“ schreitet planmäßig voran und setzt erste sichtbare Zeichen einer zukunftsorientierten Entwicklung des größten Wirtschaftsraums Westösterreichs. „Jetzt kommt es darauf an, die erarbeiteten Konzepte konsequent umzusetzen und die Rossau langfristig zu einem Vorzeigestandort zu machen“, betont Franz Jirka, WK-Bezirksobmann für Innsbruck-Stadt. Mit über 13.000 Beschäftigten in rund 1.100 Arbeitsstätten sowie einem Viertel des Innsbrucker Kommunalsteueraufkommens ist die Rossau bereits heute ein unverzichtbarer Wirtschaftsmotor.

Die ersten Maßnahmen – wie die Verlängerung der Buslinie F bis Bahnhof Rum und ein bereits aktives Quartiersmanagement – zeigen den Willen aller Beteiligten, die Rossau fit für die Zukunft zu machen. Dennoch mahnt Jirka: „Nur mit zeitnahen weiteren Schritten wie der besseren Verfügbarkeit der bestehenden Parkplätze, der Schaffung von ganztägigen Kinderbetreuungsangeboten sowie Geh- und Radwegen wird es gelingen, die Rossau als attraktiven Wirtschaftsstandort zu erhalten und weiterzuentwickeln.“

Erklärtes Ziel bleibt, dass die Rossau nicht nur wirtschaftlich floriert, sondern auch ein attraktiver Lebens- und Arbeitsraum für Unternehmen, Mitarbeitende und Kund:innen wird – ein Gewinn für die gesamte Region.

Erweiterung des WIFI Tirol

Mit der geplanten Erweiterung des WIFI-Campus in Innsbruck wird ein bedeutender Schritt zur Sicherung und Weiterentwicklung der beruflichen Bildung in Tirol gesetzt. „Der Ausbau des WIFI Tirol ist dringend notwendig, um den steigenden Anforderungen an Weiterbildung und Höhere Berufliche Bildung gerecht zu werden,“ erklärt Franz Jirka. Mit wachsender Nachfrage nach spezialisierter beruflicher Qualifikation und einem stetigen Zuwachs an Kurszahlen bietet die Erweiterung eine Antwort auf den Platzbedarf und schafft Raum für zukunftsweisende Bildungsangebote.

Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Höheren Beruflichen Bildung, die praxisorientierte Karrieremöglichkeiten abseits des akademischen Wegs eröffnet. Patrick Weber, WK-Bezirksobmann für Innsbruck-Land, betont: „Durch die zusätzlichen Kapazitäten können wir Kurse und Programme im Rahmen der Höhere Berufliche Bildung optimal umsetzen. Dies sichert nicht nur die Weiterentwicklung der Lernenden, sondern auch den langfristigen Erfolg der Tiroler Wirtschaft.“

Die Erweiterung des Campus wird durch eine umfassende Bedarfserhebung begleitet, die die Anforderungen von Unternehmen, Trainer:innen und Fachorganisationen berücksichtigt. Ziel ist es, eine moderne, multifunktionale Infrastruktur zu schaffen, die Theorie und Praxis ideal miteinander verbindet.

Generalerneuerung der Luegbrücke

Die Luegbrücke, ein essenzieller Bestandteil der Brenner-Route, wird ab 2025 einer umfassenden Generalerneuerung unterzogen. Bereits jetzt ist eine einspurige Verkehrsführung notwendig, um die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer:innen zu gewährleisten. „Unser Ziel ist es, die wirtschaftlichen Folgen für die betroffenen Betriebe abzufedern und gleichzeitig die notwendigen Schritte für eine zukunftssichere Verkehrsachse proaktiv zu begleiten. Die Modernisierung der Luegbrücke ist eine Herausforderung, aber auch eine Chance, die Infrastruktur nachhaltig zu verbessern“, betont Patrick Weber. „Die Luegbrücke ist nicht nur eine infrastrukturelle Lebensader für die Region, sondern auch eine wirtschaftliche Schlüsselverbindung. Daher ist es entscheidend, dass wir gemeinsam mit der ASFINAG und den politischen Entscheidungsträger:innen Lösungen finden, die die Belastung für Unternehmen und Pendler:innen minimieren“, unterstreicht Franz Jirka.

Mit einem umfassenden Maßnahmenpaket und enger Zusammenarbeit mit der Wirtschaftskammer Tirol wird darauf hingearbeitet, den Übergang in die Bauphase möglichst reibungslos zu gestalten.

Wege zu leistbarem Wohnen in Tirol

Leistbares Wohnen bleibt eine zentrale Herausforderung für Tirol. Patrick Weber, WK-Bezirksobmann für Innsbruck-Land, sieht den Schlüssel in einer klugen Kombination aus verdichtetem Bauen und der Nachnutzung von Bestandsgebäuden: „Wir müssen eine Balance zwischen der Schaffung von Wohnraum und dem Schutz unserer begrenzten Flächen finden. Dafür braucht es Anpassungen bei Baudichten, Stellplatz-Verordnungen und Bauvorschriften, um kompakter und kosteneffizienter bauen zu können.“

Tirol ist mit nur 1,8 % versiegelter Landesfläche österreichweit führend im sparsamen Flächenverbrauch. Weber betont, dass Sanierungen und Nachnutzungen durch flexiblere Regelungen attraktiver gestaltet werden müssen, um den bestehenden Wohnraum besser zu nutzen: „Dies würde nicht nur den Bodenverbrauch reduzieren, sondern auch Baukosten senken und so zu leistbarem Wohnen beitragen.“

„Es liegt jetzt an der Politik, die notwendigen Schritte zu setzen, um diese wichtigen Maßnahmen umzusetzen und Wohnen für die Tirolerinnen und Tiroler wieder leistbar zu machen,“ betont Patrick Weber abschließend.

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