Löderle: Zwischen Technikern und Behörden
Die Juristen Heinz Löderle und Peter Praschberger haben sich auf Umweltrecht spezialisiert. Sie stehen ihren Kunden zur Seite, wenn es um die umweltrechtliche Genehmigung von Projekten geht.
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Vor mehr als 15 Jahren haben sich die beiden Juristen Heinz Löderle und Peter Praschberger mit ihrem Unternehmen „projekt-partner“ selbstständig gemacht. Sie arbeiteten vor ihrer Selbstständigkeit beide bei großen Tiroler Unternehmen und waren dort für alle rechtlichen Angelegenheiten zuständig.
„Wir haben uns über die Wirtschaftskammer kennengelernt. In der Sparte Industrie gibt es den Arbeitskreis Baurestmassen, dem wir beide angehören. Da es im umweltrechtlichen Bereich damals noch nicht sonderlich viele Juristen gab, haben wir uns regelmäßig ausgetauscht“, wirft Heinz Löderle einen Blick zurück und sagt weiter: „Als wir den Schritt in die Selbstständigkeit gemacht haben, hat sich herausgestellt, dass wir in eine Nische eingetreten sind. Inzwischen gibt es mehrere Juristen, die den Umweltbereich für sich entdeckt haben. Aber ich würde sagen, es ist nach wie vor eine Nische. Umweltrecht ist sehr technisch. Peter und ich haben das durch unsere vorherigen Tätigkeiten in der Praxis erlebt und dabei umfassendes Know-how aufgebaut.“
Konkret kümmern sich die beiden um rechtliche Genehmigungen von Deponien, Recyclingplätzen (auf denen Baurestmassen wieder aufbereitet werden), Golfplätzen und auch Skigebietserweiterungen. „Wir machen alles, was mit Umweltrecht zu tun hat und haben vor einigen Jahren sogar eine Greifvogelstation genehmigen lassen. Auch hinter so einem Projekt stehen Genehmigungen, zum Beispiel muss der Amtstierarzt miteingebunden werden“, erklärt Löderle, der in der Tiroler Wirtschaftskammer auch Ausschussmitglied der Fachgruppe Entsorgungs- und Ressourcenmanagement ist.
Bereits seit 2005 bin ich als Vorsitzender des Arbeitskreises „Baurestmassen“ in der Wirtschaftskammer Tirol tätig. Der rege Austausch unter den Mitgliedern und meine Tätigkeit haben mir immer Spaß gemacht. Es war daher naheliegend „ja“ zu sagen, als mich Harald Höpperger 2015 fragte, ob ich nicht auch im Fachgruppenausschuss „Entsorgungs- und Ressourcenmanagement“ tätig sein wolle.
Worauf sind Sie in Ihrer Funktionärstätigkeit stolz?
In unserer Fachgruppe sind weitestgehend die „klassischen“ Abfallentsorger vertreten. Mit meinem Fachwissen im Bereich „Verwertung und Entsorgung von Baurestmassen und Aushubmaterial“ – das eigentlich eher den Baubereich betrifft – kann ich dazu beitragen, das Spektrum der Abfallwirtschaft in unserer Fachgruppe zu erweitern bzw. abzurunden.
Welche Ziele verfolgen Sie als Funktionär?
Deponien sind nicht sexy. Sie machen Lärm, Verkehr und Staub. Trotzdem sind sie für die Bauwirtschaft dringend notwendig. Dasselbe gilt für Recyclingplätze, auf denen aus Baurestmassen wieder hochwertige Recycling-Baustoffe hergestellt werden. Ich möchte auch weiterhin dazu beitragen, der Öffentlichkeit ein Bild von der Notwendigkeit dieser Anlagen zu vermitteln.
Die Materien im Umweltbereich sind komplex, die Verfahren oftmals sensibel. Die beiden Umweltrechts-Experten stehen ihren Kunden – Unternehmen und Gemeinden – deshalb mit Rat und Tat zur Seite und navigieren die Projekte durch den Gesetzes- und Normendschungel. „Es ist sehr angenehm, dass wir einen engen und guten Kontakt mit den Bezirkshauptmannschaften und der Abteilung Umweltschutz beim Amt der Tiroler Landesregierung haben“, unterstreicht der Unternehmer.
Fingerspitzengefühl erforderlich
Im Vorfeld wird stets geprüft, ob ein Projekt überhaupt genehmigungsfähig ist: „Man muss wissen, dass diese Projekte sehr umfangreich und kostenintensiv sind. Wir sind ein seriöses Büro mit beratender Funktion und raten unseren Kunden auch von einem Projekt ab, wenn wir glauben, dass es nicht genehmigt wird. Dafür braucht man viel Gespür. Und man muss auch mit Problemen umgehen können und sich ihnen stellen“, weiß Löderle.
Über die Jahre haben sich die beiden Juristen ein umfangreiches Netzwerk an Partnern aufgebaut, braucht es bei solchen Projekten doch auch immer Ökologen, Lärmtechniker, Geologen, Geotechniker, Vermesser sowie Planer und technische Zeichner. „Wir können als kleines Büro damit gut komplexe Projekte abwickeln, weil wir mit anderen Experten sehr eng zusammenarbeiten. Es macht total Spaß, ich gehe jeden Tag gerne ins Büro und das schätze ich sehr. Man könnte sagen, wir arbeiten wie eine Art Dolmetscher zwischen den Technikern und Behörden, wir sind eine wichtige Schnittstelle“, betont der Funktionär.
Zum Team von projekt-partner zählen auch die beiden Mitarbeiterinnen Helene und Christina, die im Sekretariat und Projektmanagement tätig sind. Aktuell ist eine Stelle im Projektmanagement ausgeschrieben und die beiden Unternehmer suchen, wie viele derzeit, händeringend nach Personal.
Verlängerter Arm der Behörde
„Wir sind nicht nur Projektant, sondern werden von der Behörde auch als Deponieaufsicht bestellt. In diesen Fällen arbeiten wir als verlängerter Arm der Behörde und stellen für die Behörde sicher, dass der Deponiebetrieb ordnungsgemäß abläuft“, erklärt Löderle. Aktuell ist er Deponieaufsicht der Bodenaushubdeponie Ampass Häusern. Sie liegt direkt an der Autobahn A12 und wurde vor Kurzem eingerichtet. Rechtlich gesehen handelt es sich hier um eine Deponie, von der Funktion her ist es auch ein Lärmschutzdamm für die dahinterliegenden Häuser. Dort wird Tunnelausbruchmaterial des Brenner Basistunnel deponiert. Pro Tag bringen 80 Lkw durchschnittlich 26 Tonnen Aushubmaterial auf die Deponie. „Wir schauen penibel darauf, dass kein Dreck eingewühlt wird“, betont der Jurist und führt weiter aus: „Pro Deponie gibt es mehrere Aufsichten. Thomas Deutschmann vom Büro Henzinger ist hier zum Beispiel die geotechnische Bauaufsicht. Es gibt auch noch eine ökologische Bauaufsicht, jeder schaut auf seinen Bereich. Die Deponieaufsicht ist für die gesamte Deponie verantwortlich.
Regelmäßig kommt er unangemeldet auf die Deponie und prüft in seiner Funktion, ob alle Bescheidauflagen eingehalten werden. Er macht eine Fotodokumentation, holt die Berichte der einzelnen Teilbereiche ein und macht einen Gesamtbericht daraus, der an die Behörde geht. „Jedes Projekt ist anders und hat mitunter Probleme, die man lösen muss“, weiß Löderle aus Erfahrung.
Zum Tätigkeitsbereich des Unternehmens gehört auch die Qualitätssicherung auf Baurestmassen-Zwischenlagern. Baurestmassen sind rechtlich gesehen Abfälle, die beim Abbruch eines Gebäudes anfallen. 75 % des gesamten Abfallaufkommens in Österreich machen solche Baurestmassen aus und 90 % davon werden wieder recycelt. Auf dem von uns besuchten Zwischenlager in Zirl-Meilbrunnen wird das Material gebrochen, gesiebt und für Recyclingbaustoffe wiederverwendet.
„Im Rahmen der Qualitätssicherung wird vom wieder aufbereiteten Material regelmäßig eine Probe genommen und von einem Labor überprüft. Einmal pro Jahr erfolgt darüber hinaus eine Inspektion, in deren Vorfeld ich gemeinsam mit dem Betrieb alle erforderlichen Unterlagen vorbereite. Der Bericht dieser Inspektion geht an die Zertifzierungsstelle, denn jeder Hersteller von Recyclingbaustoffen muss CE-zertifiziert sein“, beschreibt Löderle.
Weitere Infos: projekt-partner