IT-Leistungen für die Bauwirtschaft
Otto Handle kombiniert in seinem Unternehmen Inndata Datentechnik zwei seiner Leidenschaften: Baubranche und IT. Sein Herz schlägt auch für die Lehrlingsausbildung.
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Innsbruck im Jahr 1984: Otto Handle besucht gerade die erste Klasse der HTL für Hochbau. Für ihn ein logischer Schritt, will er doch einmal das elterliche Bauunternehmen in Kematen übernehmen. Handle hat das Glück, den sehr engagierten Lehrer Anton Obholzer zu haben. Als erste Klasse österreichweit arbeitet seine Klasse damals schon mit Auto-CAD. Für Handle ein großes Glück, schlägt sein Herz neben dem Hochbau auch für die Informatik.
„Ich habe immer schon Software entwickelt. Meine erste eigene Software habe ich mit 17 Jahren an einen Arzt in Wien verkauft. Der Arzt hat mir seinen Computer per Post geschickt, ich habe die Software geschrieben und den Computer samt Software wieder an den Arzt zurückgeschickt“, schmunzelt der Unternehmer.
Nach der erfolgreich abgelegten Baumeisterprüfung kehrte Handle Ende der 90er-Jahre in die Baufirma seiner Eltern zurück und suchte nach Möglichkeiten, das Unternehmen umzubauen. „Mit dem gerade entstehenden Zugang Österreichs zum Internet – es wurden dazumal gerade die ersten Internet-Knoten in Innsbruck errichtet – habe ich schnell erkannt, dass mit dem Internet für das Bauwesen interessante Anwendungen möglich wären“, unterstreicht Handle.
Forschungsprojekt ebnet den Weg
Das Unternehmen Inndata ging dann schließlich aus einem Forschungsprojekt hervor. „Beim Forschungs-Förderungsfonds habe ich eine Projekteinreichung für ein Tool gemacht, das man heute wohl als Produktinformations-Managementsystem bezeichnen würde. Etwas Derartiges hat es damals noch nicht gegeben“, weiß der Unternehmer. Der Fonds sagte ihm die Förderung zu, zusätzlich gab es auch vom Land Tirol eine Förderung für das Projekt. Damit konnte die Entwicklung des Tools durchgeführt werden: „Auf Basis dieser Förderzusagen wurde Inndata gegründet“, sagt Handle.
Mir ist es ganz konkret darum gegangen, die Umstände der Lehrlingsausbildung zu verbessern – mithilfe der Ressourcen der Wirtschaftskammer und des WIFI. Der Weg als Funktionär war für mich dafür der richtige, das hat sich bewährt.
Worauf sind Sie in Ihrer Funktionärstätigkeit stolz?
Ich bin froh, dass uns einige Dinge gelungen sind und dass wir in der Lehrlingsausbildung einiges weitergebracht haben. Das wirkt sich jetzt positiv aus und ich muss sagen, dass da viele mitgeholfen haben.
Welche Ziele verfolgen Sie als Funktionär?
Wenn wir in fünf Jahren so weit sind, dass ein Lehrling den gleichen Stellenwert hat wie ein Maturant, weil die Lehrausbildung sich so verbessert hat und auch so viel besser wahrgenommen wird, dann bin ich hochzufrieden.
Heute ist das Innsbrucker Unternehmen das zentrale Rechenzentrum für den Datentausch zwischen Baustoffhandel und Baustoffindustrie. „Fast alles, was in Österreich an Datenaustausch innerhalb der Vertriebskette passiert, läuft über unser Rechenzentrum“, erklärt der Unternehmer und führt weiter aus: „Wir versuchen, die digitalen Prozesse entlang der Wertschöpfungskette Bau abzubilden und das über den gesamten Lebenszyklus des Gebäudes.“ Zu den Kunden von Inndata zählen Baustoffhändler, Baustoffindustrie, Unternehmen aus dem Baugewerbe und der Bauindustrie genauso wie Unternehmen aus dem Bereich Planung.
Handles Leidenschaft sind nicht nur Bau und Informatik. Die Lehrlingsausbildung ist dem WK-Funktionär ebenfalls ein Herzensanliegen. „Das ist genau der Grund, warum ich Funktionär in der Wirtschaftskammer geworden bin. Das war für mich der einzige Weg, gewisse Dinge, die es in der Lehrlingsausbildung braucht, in Angriff zu nehmen“, betont er.
Ausbildung in vier Berufen
Bei Inndata werden an den Standorten Innsbruck und Kirchbichl vier verschiedene Lehrberufe ausgebildet: Bürokaufmann/-frau, Medienfachmann/-frau, Applikationsentwicklung – Coding und E-Commerce-Kaufmann/-frau. Derzeit arbeiten fünf engagierte Lehrlinge im Team von Handle mit. Einer davon ist Timon (im Bild unten), der aktuell die Lehre Applikationsentwicklung – Coding absolviert und sich im Team von Inndata sichtlich wohl fühlt.
In vielen Branchen wird händeringend nach Lehrlingen gesucht. Die IT-Branche trotzt diesem Trend, wie Otto Handle weiß: „Wir haben noch nie so viele interessante Bewerber für Lehrstellen gehabt. Das hat sich im Laufe der Jahre massiv verbessert. Vor zehn Jahren haben wir pro Jahr zwei Bewerbungen bekommen, jetzt bekommen wir zwei Bewerbungen pro Monat.“
Für Lehrstelleninteressierte im Bereich Applikationsentwicklung – Coding, die Handle nicht selbst aufnehmen kann, wird dennoch ein Platz gefunden: Der Unternehmer leitet die Bewerbungen auf Wunsch der Bewerber gerne an seine Kollegen weiter. Zentrale Voraussetzung ist – wie in jedem Beruf – dass der oder die Jugendliche für den Beruf geeignet ist.
„Wichtig ist, dass man sich für die Jugendlichen Zeit nimmt und auf sie eingeht. Als Ausbilder muss man sich mit den Jugendlichen und ihren Eltern auseinandersetzen und dann hat man die Chance, den Platz für den Lehrling zu finden, wo er sich wohlfühlt und sich beruflich gut entfalten kann“, spricht der WK-Funktionär aus Erfahrung und ergänzt: „Was man auch sagen muss: Einen Lehrling ordentlich auszubilden kostet Geld. Aber es zahl sich absolut aus, wir brauchen diese jungen Leute. Und sie haben auch das Recht auf eine ordentliche Ausbildung.“
Lehre mit Matura
Alle Lehrlinge, die Handle ausbildet, machen zusätzlich zur Lehre auch die Matura. „Die duale Berufsausbildung in Kombination mit der Matura hat sich als weitgehend gleichwertiger Ausbildungsweg zur HTL bewährt. Mein Ziel ist es, dass jeder Lehrling, der in meinem Unternehmen die Lehre und die Matura erfolgreich abgeschlossen hat, den gleichen Stellenwert hat wie ein HTL-Absolvent“, bricht Handle eine Lanze für die Lehre und fügt hinzu: „Was definitiv feststeht: Er hat bessere Berufschancen als AHS-Absolventen.“ Stichwort AHS: Auch Maturanten sind in der Lehre immer willkommen.
Ein Fixpunkt für viele Lehrlinge aus der IT-Branche ist die alljährliche Sommerakademie am WIFI. Die Idee dazu kam Handle vor einigen Jahren, das Vorbild dafür lieferte ihm die überbetriebliche Ausbildung am Lehrbauhof. Dort werden Bau-Lehrlinge in jenen Fertigkeiten ausgebildet, die sie im Lehrbetrieb nicht erlernen können. „Auch bei uns ist es nicht möglich, im Lehrbetrieb alle Facetten der IT abzubilden. Deshalb haben wir die Sommerakademie ins Leben gerufen. Wir bieten sechs Themen über drei Jahre verteilt an, die alle in sich autark behandelt werden, damit die Lehrlinge in allen Lehrjahren einen vollen Nutzen daraus ziehen können. Man lernt dort auch Dinge, die man im Lehrbetrieb auf eine bestimmte Art macht, auf eine andere Art durchzuführen. Die Lehrlinge erweitern ihren Horizont“, skizziert der Unternehmer. Die Sommerakademie wird von der Wirtschaftskammer gefördert, so entstehen dem Lehrbetrieb nur geringe Kosten.
„Unsere Maßnahmen, wie die Sommerakademie, greifen sehr gut, um geeignete Lehrlinge zu bekommen. Wir haben keine Angst, dass es zu viele Lehrlinge werden, wir brauchen jeden einzelnen“, sagt Handle abschließend.
Weitere Infos: www.inndata.at