„Ich kann und ich will!“
Vor 17 Jahren hat Katharina Schnitzer-Zach das Hotel Zach im Herzen Innsbrucks übernommen und bald nach ihrem Stil „neu erfunden“. Viele „Mutausbrüche“ und das Bekenntnis zur familiären DNA kennzeichnen den Weg der leidenschaftlichen Unternehmerin und vierfachen Mutter.
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Das Hotel Zach ist eine gastfreund liche Institution im Herzen von Inns bruck. 2006 haben Sie die Leitung- - des Hotels übernommen. Was war Ihr persönlicher Trigger dafür, diese Familientradition fortzusetzen – oder gab es gleich mehrere?
Katharina Schnitzer-Zach: Einerseits war es die Tatsache, dass der traditionell gewünschte Nachfolger, mein älterer Bruder, das Unternehmen nicht führen wollte und sich beruflich für einen anderen Weg entschieden hat. Andererseits hatte ich zu diesem Zeitpunkt schon für zwei internationale Hotelketten gearbeitet und dachte mir „das kann ich auch, das versuche ich“. Somit konnte der Fortbestand der Unternehmung gesichert werden.
Haben Sie das Gefühl, dass es in der Familie Zach so etwas gibt, wie eine DNA, mit der auch die unternehmerische Leidenschaft der Generationen erklärt werden kann? Können Sie diese Leidenschaft beschreiben?
Ja, jene Familienmitglieder, die gerne Führen, Entscheiden und auch Riskieren, eint ein gewisser „Spieltrieb“ und die Freude am Erfolg. Die Frage „wie kann ich mein Potential in Wirkung bringen“ kann ich im Unternehmertum perfekt ausleben.
Eine gewisse Form von Wagemut kennzeichnet die Familie Zach jedenfalls, hat sich das Hotel doch in den 1940er-Jahren aus einem Metzgereibetrieb heraus entwickelt. Wissen Sie, was der Hintergrund dafür war, das traditionelle Handwerk mit einem Gastbetrieb zu ergänzen beziehungsweise zu erweitern?
Das hat sich ganz simpel historisch, baulich und dank des richtigen Bauchgefühls meiner Eltern bei unternehmerischen Entscheidungen ergeben.
Wagemut könnte auch hinter Ihrer Entscheidung vermutet werden, das Konzept des Hotels zu verändern und ihm eine Frischzellenkur zu verpassen. Was war der Auslöser für diesen Schritt?
Auslöser war, dass das gesamte bis dahin verpachtete Geschäftslokal im Erdgeschoss frei wurde. Obwohl ich zu diesem Zeitpunkt vier kleine Kinder – einen Neugeborenen, Zwillinge mit 2 und eine Tochter mit 4 Jahren – hatte, wusste ich: den perfekten Zeitpunkt gibt es nicht. Es war für mich die Gelegenheit, der Unternehmung, die ich hier schon fast 10 Jahre leitete, endlich auch meinen eigenen optischen Stil zu verleihen.
Wie haben Sie das neue Konzept entwickelt, welche Eckpunkte waren für Sie dabei entscheidend – war es auch eine Art Gratwanderung zwischen dem alten und dem neuen Charme?
Das neue Konzept war ein nochmaliges Bekenntnis zum Alten: es sollte aus dem 3-Stern kein 4- oder 5-Stern Hotel werden. Meine bewusste Entscheidung die schlanke Organisationsstruktur eines „HOTEL Garni“, also nur mit Frühstück, und somit der Hauptaktivität am Vormittag, hatte auch viel mit meiner zweifachen Rolle als Hotelière UND Mutter zu tun. Ich wollte immer gerne viel Zeit mit meinen Kindern verbringen und beruflich engagiert sein. Also den Widerspruch von Karriere und Mutterschaft kleiner werden lassen. Speziell während und nach Corona mit den Herausforderungen in der Nachfrage und bei den Mitarbeitern hat sich dieses Konzept als sehr intelligent und zukunftsträchtig gezeigt. Und jetzt, wo meine vier Kinder 8, 10 und 13 sind und ich sehe, wie schnell die Zeit verfliegt, bin ich um diese Entscheidung sehr dankbar.
Der pandemiebedingte Stillstand scheint bei Ihnen keinen Frust ausgelöst, sondern vielmehr die Lust geweckt zu haben, das Hotel weiter auszubauen und die Zimmeranzahl auf 47 zu erhöhen. Wieder eine mutige Entscheidung?
Das kann sein. Man könnte aber auch sagen: ich habe den Stillstand nicht ausgehalten und wollte ins Tun kommen. Und die Pläne für den Umbau des Dachgeschosses hatte ich schon in der Schublade – damit hatte ich schon länger geliebäugelt und in meinen wenigen ruhigen Stunden auch schon Jahre vor der Umsetzung daran gearbeitet.
Fühlen Sie sich angesichts all der Schritte, die Sie mit dem Hotel gegangen sind, auch als Gründerin – weil Sie das Hotel in gewisser Weise neu erfunden haben?
Ja. Vor allem als Gründerin einer neuen Unternehmenskultur. Hier meine ich vor allem eine angepasste Augenhöhe mit den Mitarbeiter:innen und ein gemeinsamer Teamgedanke. Ebenso erlebe ich eine neue Freude am Unternehmertum. Die vorhergehenden Generationen verspürten primär ein fremdbestimmtes „Müssen“. Für mich war es ein sebstbestimmtes „Ich kann und ich will“.
Als stellvertretende Obfrau von Innsbruck Tourismus gestalten Sie Ihre Stadt und die Region auch in großen touristischen Fragen mit. Welche Zukunftsfragen sind die kniffligsten – in Ihrem Haus aber auch in der Region?
Unsere Branche wurde in den vergangenen Jahren „unsexy“ geredet – trotz sehr guter Arbeitsbedingungen in den meisten Betrieben. Für die Zukunft wünsche ich mir, dass die im Tourismus Beschäftigten wieder mehr Freude und Stolz für ihre Branche leben.