Hotel Arzlerhof: Gelebte Nachhaltigkeit seit Jahrzehnten
Franz Staggl führt gemeinsam mit seiner Frau Andrea das Vier-Sterne-Hotel Arzlerhof in Arzl in Pitztal in zweiter Generation. Vor welchen Herausforderungen steht die Branche derzeit? Der WK-Funktionär hat uns einen Einblick gewährt.
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Am Eingang des Pitztales gelegen ist der Arzlerhof der ideale Ausgangspunkt für sportliche Aktivitäten, wie Inhaber Franz Staggl beschreibt: „Unser Hotel ist ein Wander- und Radhotel und wir bieten ganzjährig von Montag bis Freitag geführte Wander- und Bergtouren an. Im Winter ist das Schneeschuhwandern bei unseren Gästen sehr beliebt. Außerdem haben wir einen staatlich geprüften Skilehrer im Team, der geführte Skisafaris macht.“ In der Spezialisierung des Hotels spiegeln sich auch die Hobbys des Unternehmer-Ehepaars wider: Beide sind begeisterte Radfahrer und Bergwanderführer. Der Unternehmer hat seiner Frau sogar ein eigenes Gipfelkreuz geschenkt. Es steht auf 2.305 Metern Höhe, ist 6 Meter hoch und wurde selbst hinaufgetragen.
Dem Oberländer wurde das Arbeiten im Tourismus in die Wiege gelegt. 1993 hat Staggl dann den elterlichen Betrieb übernommen. „Meine Eltern haben das Unternehmen vor 60 Jahren gegründet, damals noch als Gasthof und Pension. Es folgten mehre Um- und Zubauten und meiner Frau und mir ist es gelungen, in den Jahren unserer Selbstständigkeit ein Vier-Sterne-Hotel daraus zu machen“, ist der Unternehmer stolz.
Schon seit 2015 bin ich als Funktionär in der Wirtschaftskammer tätig und wurde 2022 gefragt, ob ich die Funktion des Obmanns in der Fachgruppe Hotellerie übernehmen möchte.
Worauf sind Sie in Ihrer Funktionärstätigkeit stolz?
Zwölf Jahre lang durfte ich im Team der Kollektivvertragsverhandlung mitwirken, da ist uns einiges gelungen. Außerdem kommt im Herbst ein Wimmelbuch zum Thema Urlaub in Tirol heraus. Es wurde zur Steigerung der positiven Gesinnung des Tourismus im Lande konzipiert und wir möchten damit niederschwellig starten. Es wird im September in Tiroler Kindergärten verteilt.
Welche Ziele verfolgen Sie als Funktionär?
Für meine Branche möchte ich mich weiterhin einsetzen. Ich versuche, positive Dinge zu fördern und weiterzuentwickeln und negative Entwicklungen von der Branche fernzuhalten und abzuwenden.
25 Mitarbeiter:innen kümmern sich um das Wohl der Gäste. Aktuell sind auch zwei Lehrlinge beschäftigt, die den Lehrberuf Restaurantfachmann/Restaurantfachfrau erlernen. „Wir sind ein klassischer 2-Saisonenbetrieb mit Winter- und Sommersaison. Von der Auslastung her sind beide Saisonen fast gleich stark“, beschreibt Staggl, der auch Obmann der Fachgruppe Hotellerie in der WK Tirol ist. Im Sommer können die Gäste direkt im Arzlerhof E-Bikes ausleihen. Und im Winter arbeitet Staggl selbst im hauseigenen Skiverleih und sorgt dafür, dass alle Ski den optimalen Belag tragen.
Gelebte Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit ist für den Hotelier kein Modewort, in seinem Betrieb wird Nachhaltigkeit schon sehr lange gelebt: „Seit dem Jahr 2000 haben wir eine thermische Solaranlage für unser Warmwasser, seit 2006 eine Hackschnitzel-Heizungsanlage. Bei den Hackschnitzeln setzen wir auf Regionalität und beziehen sie bei einem Produzenten aus unserem Dorf. Seit 3 Jahren haben wir eine Photovoltaik-Anlage, mit der wir ungefähr 25 % unseres Strombedarfs selbst produzieren können“, betont der Unternehmer. Eine Besonderheit im Arzlerhof ist, dass das Wasser aus dem Hallenbad doppelt genutzt wird. Laut Bäderhygieneverordnung muss täglich Frischwasser zugeführt werden. Wird es nicht mehr als Badewasser genutzt, wird es nicht einfach entsorgt, sondern als Grauwasser für die Toilettenspülungen verwendet. „Es waren bereits mehrere Interessenten bei uns, um sich darüber zu informieren. Außerdem haben wir eine Regenwasserfassung für die Verwendung im öffentlichen Bereich und ein intelligentes Energiemanagementsystem für den Stromverbrauch in der Küche“, skizziert Staggl.
Aktuelle Herausforderungen
Die Herausforderungen, vor denen die Branche derzeit steht, kennt der Touristiker selbst nur zu gut: „Der Tiroler Tourismus hat es geschafft, das Angebot im Sommer auszubauen und gleichzeitig hat der Wintertourismus nicht darunter gelitten, das ist schon einmal positiv. Aber die Herausforderungen werden zurzeit einfach nicht weniger. Das Zusammenspiel von hoher Inflation mit den Lohnforderungen gepaart mit dem Mitarbeitermangel ist schon eine harte Nuss. Auch das Thema Energiekosten beschäftigt uns nach wie vor. Und wir kämpfen mit einem großen Bürokratieaufwand. Der muss einfach sinken, dafür setze ich mich weiterhin ein.“
Neben seiner Funktionärstätigkeit in der WK Tirol ist Staggl auch Obmann des Vereins Tourismusschulen Villa Blanka in Innsbruck. „Der Direktorin, ihrem Team und mir als Obmann ist es in den letzten Jahren gelungen, die Schülerzahl von 200 auf 300 zu steigern. Darüber hinaus konnten knapp 12 Millionen Euro in einen umfassenden Umbau investiert werden. Das war dank Eigenleistung der Villa Blanka, der Wirtschaftskammer und den Fachgruppen Hotellerie und Gastronomie möglich. Die nächsten Baustufen stehen schon wieder an“, spricht Staggl von einem echten Herzensanliegen. In den letzten Jahren wurde die Ausbildung in der Villa Blanka in vielen Bereichen modernisiert und praxisnah verändert. Zum Beispiel wurde eine Rezeptionsausbildung eingeführt und eine eigene Lehrbar gebaut, damit die Schüler:innen für Wettbewerbe trainieren können.
Wie bekommt man das eigene Unternehmen, die Funktionärstätigkeit in der WK Tirol und die Obmannschaft in der Villa Blanka unter einen Hut? „Das funktioniert nur mit einem klaren Zeitmanagement, guten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und einer starken Familie im Hintergrund“, ist Staggl überzeugt und bringt es auf den Punkt: „Wir stellen uns täglich der Herausforderung eines veränderten Tourismus“.