Zwei jüngere Personen in Arbeitskleidung blicken auf Display einer Maschine, auf das ältere Person in Arbeitskleidung mit Hörschutz um den Hals deutet
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Meilenstein für die Berufsbildung: Höhere Berufliche Bildung einstimmig beschlossen

Der Nationalrat hat mit Zustimmung aller Parteien die Höhere Berufliche Bildung beschlossen. Diese deutliche Aufwertung der beruflichen Ausbildung senkt schulische Abbruchquoten und wirkt dem Fachkräftemangel entgegen.

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Aktualisiert am 15.12.2023

Am 14. Dezember 2023 herrschte seltene Einigkeit im Nationalrat: Beim Rahmengesetz für die Höhere Berufliche Bildung waren sämtliche Parlamentarier:innen einig, dass die Einführung wesentlich die Karrierechancen vieler Menschen stärkt, Gleichwertigkeit schafft und eine wichtige Unterstützung für die Fachkräfte- und Führungskräftesicherung der Betriebe darstellt. Das Gesetz eröffnet die Möglichkeit, die duale Bildung in Praxis und Theorie – die bisher nur aus Lehre und Meister- bzw. Befähigungsprüfung bestand – zu einem eigenständigen, durchgängigen berufspraktischen Bildungssystem auszubauen. „Dieses steht nun gleichwertig – aber nicht gleichartig – neben dem schulisch-akademischen Bildungssystem und reicht bis in die höchsten Stufen des Nationalen Qualifikationsrahmens“, freut sich Präsidentin Barbara Thaler über den Beschluss.

Neues Level der Berufsbildung

Für den Vizepräsidenten der Wirtschaftskammer Tirol, Manfred Pletzer, ist damit der bedeutendste bildungspolitische Meilenstein der letzten Jahrzehnte für die Wirtschaft gesetzt. „Die Höhere Berufliche Bildung ist die größte Bildungsreform seit der Einführung der Fachhochschulen“, betont Pletzer. Die Wirtschaftskammer Tirol ist Initiator der Höheren Berufsbildung, war seit Jahren an der Ausarbeitung der nötigen fachlichen Grundlagen für das Gesetz federführend beteiligt und hat auf österreichweiter Ebene im Einklang mit der WKÖ wesentlich dazu beigetragen, dass diese gesetzliche Grundlage nun geschaffen wurde. „Es zeigt sich, dass sich Professionalität, Hartnäckigkeit und die Orientierung am Nutzen aller in der Interessenvertretung auszahlen. Die Höhere Berufliche Bildung war das Bohren eines besonders dicken interessenpolitischen Brettes, bei dem es viel Aufklärungsarbeit gebraucht hat – aber es hat sich ausgezahlt“, so Pletzer.

Echte Wahlmöglichkeit

it der Höheren Beruflichen Bildung können zukünftig staatlich anerkannte Abschlüsse absolviert werden, die gleichwertig zu akademischen Studien stehen. Vorbereitungskurse können dafür in beruflichen Bildungseinrichtungen wie beispielsweise den WIFIs der Wirtschaftskammern belegt werden. „Für Lehrabsolvent:innen stehen damit künftig attraktive Chancen offen, sich zumindest bis auf den Level eines Master-Abschlusses zu qualifizieren, ohne dafür ein Studium belegen zu müssen – sogar in Berufsfeldern, in denen es bislang keine Meister- oder Befähigungsprüfung gibt. Die Höhere Berufliche Bildung wertet die berufliche Ausbildung wesentlich auf und schafft endlich echte Wahlfreiheit“, unterstreicht Präsidentin Babara Thaler. Somit eröffnet sich jetzt eine durchgängige Bildungslaufbahn besonders für jene Menschen, die praxisorientiert sind und sich der dualen Bildung hingezogen fühlen.

Geringere Abbruchquoten

Ab sofort können damit besonders junge Menschen ihre weiterführende Bildung nach der Unterstufe basierend auf ihren eigenen Interessen, Neigungen und Talenten wählen. Das führt automatisch dazu, dass es weniger Schulabbrecher geben wird. Österreich kämpft bislang mit relativ hohen Abbruchquoten besonders in berufsbildenden Schulen und auch auf den Universitäten. Zu einem guten Teil ist dies dadurch begründet, dass Jugendliche den schulisch-akademischen Weg wählen, obwohl sie für eine berufspraktische Bildung besser geeignet wären. Derartige Fehlentscheidungen sind für den Einzelnen unnötig frustrierend und lösen einen beträchtlichen volkswirtschaftlichen Schaden aus. „Die nunmehrige deutliche Aufwertung des berufspraktischen Systems führt dazu, dass in Zukunft vermehrt individuell 'richtige' Entscheidungen getroffen werden und dadurch die Abbruchquoten sinken“, ist Paul Vyskovsky, Institutsleiter des WIFI Tirols und Bildungskoordinator der WK Tirol, überzeugt: „dafür sorgt auch die Didaktik der Höheren Beruflichen Bildung, die ganz auf die Zielgruppe zugeschnitten ist.“

Mehr Fachkräfte

Die Höhere Berufliche Bildung ist geeignet, dem akuten Fachkräftemangel in Österreich entgegenzuwirken. Künftig werden sich mehr Menschen für den berufspraktischen Weg entscheiden, weil er deutlich attraktiver geworden ist und neue Perspektiven gewonnen hat. Zudem können sich bestehende Fachkräfte nun höher qualifizieren. Das trifft punktgenau die Nachfrage der Unternehmen sowie der Arbeitskräfte: Eine Umfrage des market-Instituts zeigt, dass 53 Prozent der Lehrlinge nach der Lehre eine weitere Ausbildung machen wollen. 44 Prozent wünschten sich zudem die Möglichkeit, im eigenen Beruf höhere Bildungsabschlüsse erwerben zu können.

Der Weg zum höheren beruflichen Abschluss

Die Lehre hört nun mit der Höheren Berufliche Bildung nicht bei Meister- und Befähigungsprüfungen auf, sondern geht über Bildungsbausteine weiter in höhere Qualifikationsebenen. Die Vorbereitungskurse dafür werden von anerkannten beruflichen Bildungseinrichtungen wie dem WIFI Tirol Schritt für Schritt geschaffen. „Umso mehr ist die geplante Erweiterung unseres WIFI Campus damit ein Gebot der Stunde“, betonen Pletzer und Vyskovsky.