Hochsaison in der Musikgärtnerei
Josef Norz und sein Sohn Josef jun. leiten die Geschicke der Blumenwelt Norz-Tichoff in Ötztal-Bahnhof. Die Gärtnerei ist eine der größten in Tirol.
Lesedauer: 4 Minuten
Ein Blumenmeer, so weit das Auge reicht. Es duftet nach Frühling. „Aktuell haben wir gerade Hochsaison. Im Beet und am Balkon wird zu dieser Jahreszeit besonders viel gepflanzt“, erklärt Josef Norz, Inhaber der Blumenwelt Norz-Tichoff in Ötztal-Bahnhof.
Gemeinsam mit seinem Sohn Josef jun. führt er das Familienunternehmen, das sich über knapp 2,5 Hektar Fläche erstreckt. „Wir arbeiten in den drei Bereichen Gartengestaltung, Floristik und gärtnerische Produktion. Unser Produktsortiment umfasst Stauden und Gehölze, Gemüse-Jungpflanzen, in der Floristik alles vom Brautstrauß bis zum Trauerkranz sowie verschiedenste Kräuter und Balkonblumen. Kurz gesagt, wir produzieren und verkaufen sämtliche lebende Ware für den Garten- und Outdoor-Bereich“, beschreibt der Unternehmer. Ein eigener Schaugarten und eine Schauanlage mit Balkonkisten runden das Sortiment ab.
Verwechslungs- und Windschutz
Apropos Balkonblumen: Hängende Geranien können leicht verwechselt werden, so lange sie noch nicht blühen. Deshalb hat Norz einen Verwechslungsschutz entwickelt: „Seit über 30 Jahren haben wir Spaltstäbe im Einsatz, die wir in den Farben der Blüten einfärben. So können wir die Geranien voneinander unterscheiden, auch wenn sie noch nicht blühen. Die Stäbe sind nicht nur ein Verwechslungsschutz, sondern auch ein Windschutz, denn der Wind kann so die Triebe nicht abreißen. Noch ein Tipp: Hängende Geranien sollte man immer leicht schräg einsetzen“, rät Norz, der seit Anfang des Jahres auch Landesinnungsmeister der Gärtner und Floristen in der Wirtschaftskammer Tirol ist.
Dass ich als Funktionär für meine Branche mitgestalten kann, das war für mich der ausschlaggebende Grund, warum ich bereits seit vielen Jahren in der Innung tätig bin. Durch unsere Betriebsgröße und Vielfalt decken wir alle Bereich ab - Gartengestaltung, Floristik und landwirtschaftliche Produktion.
Worauf sind Sie in Ihrer Funktionärstätigkeit stolz?
Stolz bin ich auf die gute Zusammenarbeit und Gesprächsbasis innerhalb unserer Innung. Auch auch mit den Institutionen, mit denen wir arbeiten, wie etwa der Berufsschule in Hall mit Direktor Radowski oder das Prüfungsservice im WIFI Tirol unter der Leitung von Hansjörg Steixner.
Welche Ziele verfolgen Sie als Funktionär?
Transparenz ist mir besonders wichtig, eine transparente Kommunikation ist das Gebot der Stunde. Die Förderung unserer Lehrlinge liegt mir besonders am Herzen und ich werde mich dafür einsetzen, die Meisterprüfung wieder zurück nach Hall zu holen.
Der Seniorchef legte 1984 die Meisterprüfung im Gartenbau ab und arbeitet seit 1986 in der Blumenwelt in leitender Funktion mit. „Die Großeltern meiner Frau haben das Unternehmen 1952 gegründet. Wir haben es 2004 von meinen Schwiegereltern übernehmen dürfen und konnten es bis heute flächenmäßig mehr als verdoppeln“, erklärt der Unternehmer. Seine Frau Natascha, gelernte Gärtnerin und Floristin, unterstützt das Familienunternehmen ebenfalls tatkräftig. Der gemeinsame Sohn Josef jun. trat in die Fußstapfen seiner Eltern: Er besuchte in Wien die HLA Schönbrunn für Gartenbau und absolvierte danach das Bachelorstudium für Gartenarchitektur und Landschaftsplanung an der BOKU Wien. Seit 2016 ist er gleichberechtigter Geschäftsführer.
Etwas mehr als 20 Mitarbeiter:innen gehören zum Team, über 100 Lehrlinge wurden in der Blumenwelt bereits ausgebildet. „Wir bilden unsere Nachwuchs-Fachkräfte in den Berufen Floristik, Garten- und Grünflächengestaltung sowie Gärtner aus. Aktuell haben wir zwei Lehrlinge, eine Gärtnerin und eine Floristin“, sagt der Gärtnermeister und ergänzt: „Wir haben außerdem zwei Außenstellen, die Floristeria in Sölden und die Blumentenne in Längenfeld.“
Großes Hobby Musik
Zum Ausgleich und zum Entspannen spielt Josef Norz steirische Harmonika. „Musik ist mein großes Hobby, dabei bin ich ein Spätberufener. Mit 43 Jahren habe ich angefangen, das Instrument zu erlernen. Ein Zufall und dass ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort war führten dazu, dass ich bei Hubert Klausner Musikunterricht nehmen konnte. Der Unterricht fand bei ihm in Aschau im Zillertal statt. Zählt man alles zusammen, bin ich über mehrere Jahre 30.000 Kilometer nur zur Musikstunde und retour gefahren. Mittlerweile gehören sehr viele Eigenkompositionen zu meinem Repertoire und ich habe bereits 3 CDs aufgenommen“, ist der Unternehmer sichtlich stolz.
Seit 2006 veranstaltet er regelmäßig Musikantentreffen und Frühschoppen in seiner Gärtnerei. „Deshalb sage ich immer: Wir sind eine Musikgärtnerei. Der Ton macht die Musik und Ton ist auch in der Gärtnerei wichtig. Wir verwenden spezielle Erd-Mischungen mit hohem Tonanteil. Ton hat die Aufgabe, die typischen Fehler, die Kundinnen und Kunden machen, in einer gewissen Form zu puffern. Wird zu viel gegossen, speichert der Ton das überschüssige Wasser und gibt es nach und nach wieder frei. Dasselbe passiert, wenn zu viel gedüngt wird“, erklärt der Landesinnungsmeister.
Naturnahe Produktion
Eine naturnahe Produktion ist dem Gärtner ein besonderes Anliegen, wie er beschreibt: „Wir beginnen mit der Produktion der Stiefmütterchen bereits im September. Sie frieren dann im Winter bei bis zu -20 Grad Celsius ein. Das Gute dabei ist: Die Stiefmütterchen sind dann sehr widerstandsfähig, weil sie langsam wachsen können. Wir achten außerdem auf genügend Pflanzabstand und so entstehen stabile und gesunde Pflanzen“, unterstreicht Norz.
Der Zukunft blickt der rührige Unternehmer optimistisch und entspannt entgegen: „Nachdem die Nachfolge im Unternehmen durch meinen Sohn Josef gesichert ist, freue ich mich darauf, dass ich in Zukunft vielleicht mehr Zeit für die Musik habe. Langweilig wird mir bestimmt nicht.“
Weitere Informationen: Blumenwelt Norz-Tichoff