Zwei Erwachsene und zwei Kinder in Wanderkleidung gehen über eine Wiese. Je eine erwachsene Person trägt ein Kind auf ihren Schultern
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Familie und Karriere als Erfolgsmodell in der modernen Arbeitswelt

Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie stellt viele Arbeitnehmende vor tägliche Herausforderungen. In der Unternehmensstrategie und -kultur verankerte Konzepte zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie, können darum als „Gamechanger“ in der Personalarbeit wirken.

Lesedauer: 4 Minuten

Aktualisiert am 05.07.2024

Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist im Zeitalter von New Work und Industrie 4.0 ein zentrales Thema – sowohl fürArbeitnehmer:innen als auch für Unternehmen mit dem Anspruch einer modernen Personalarbeit.

Die täglichen Herausforderungen, die sich aus der Vereinbarkeit von Beruf und Familie ergeben, sind sowohl für Arbeitnehmende als auch für Arbeitgeber:innen erheblich. So sind es vorwiegend Frauen, die oft mit dem Spagat zwischen Job und familiären Verpflichtungen konfrontiert sind und sich deshalb für eine Teilzeitbeschäftigung entscheiden, was häufig mit Karrierehemmnissen einhergeht. Care-Arbeit, die sowohl die Pflege von Kindern als auch die Betreuung pflegebedürftiger Angehöriger sowie reproduktive Aufgaben im Haushalt umfasst, wird nach wie vor überwiegend von Frauen geleistet – und das unbezahlt.

Fabienne Margreiter und Beatrix Mitterweissacher, Expertinnen für Personalentwicklung und Führungskräfte-Coaching, nehmen sich diesem Problem an. Mit ihren Konzepten und Vorträgen zeigen sie auf, wie Tiroler Unternehmen durch familienfreundliche Strategien Wettbewerbsvorteile erzielen und Mitarbeiter:innen langfristig binden können. „Es ist unglaublich, wie viel Potenzial hier aus volks- und betriebswirtschaftlicher Sicht verloren geht“, betont Mitterweissacher. „Wenn wir uns in Tirol nicht um dieses Thema kümmern, entsteht uns ein riesiger Wettbewerbsnachteil“, ergänzt Margreiter.

Fabienne Margreiter & Beatrix Mitterweissacher
© WK Tirol Die HR-Expertinnen Fabienne Margreiter und Beatrix Mitterweissacher haben es sich zur Aufgabe gemacht, Bewusstsein für das Thema der Vereinbarkeit von Beruf und Familie schaffen.

Rolle der Führungskräfte

Die Vorbildfunktion und die Bereitschaft von Führungskräften auf ihre Mitarbeitenden einzugehen, spielen darum bei der Umsetzung familienfreundlicher Maßnahmen eine entscheidende Rolle. „Das Thema der Vereinbarkeit muss in der Firmenstrategie und in der Firmenkultur verankert sein. Führungskräfte haben dabei einen immensen Einfluss auf ihre Mitarbeitenden,“ betonen die Expertinnen. Durch die Schaffung eines unterstützenden Umfelds können Unternehmen nicht nur den Alltag der Eltern in ihrer Belegschaft erleichtern, sondern auch die Zufriedenheit ihres Teams erhöhen sowie dessen Leistungsfähigkeit und Loyalität stärken.

Dabei ist die Palette erfolgreicher Modelle zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie mannigfaltig. Margreiter und Mitterweissacher empfehlen Unternehmen sich unter anderem mit den Modellen von „lebensphasenorientierter Arbeitszeit“ und „Shared Leadership“ auseinanderzusetzen. Diese Ansätze ermöglichen es Mitarbeitenden, ihre Arbeitszeiten flexibel an ihre aktuelle Lebenssituation anzupassen und (Führungs-) Aufgaben im Tandem zu teilen. „Firmen und Organisationen, die die Weichen in Richtung Vereinbarkeit von Beruf und Familie gestellt haben, werden zukünftig immer größere Vorteile beim Werben um Mitarbeitende haben“, sind die Expertinnen überzeugt.

Wenn wir uns in Tirol nicht um dieses Thema kümmern, entsteht uns ein riesiger Wettbewerbsnachteil.

Mit alten Glaubenssätzen aufräumen

Aber es sind auch traditionelle Rollenbilder und strukturelle Barrieren, die heute immer noch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie behindern. „Nach wie vor werden arbeitende Mütter mit dem Vorurteil konfrontiert, dass sie ihre Kinder vernachlässigen würden. Das stimmt aber nicht“, beschreibt Mitterweissacher die Problematik.

Aus Sicht der HR-Expertinnen ist die faire Verteilung der Care-Arbeit im Haushalt und in der Familie darum ein wichtiger Schritt. Insbesondere die Väterkarenz birgt in ihren Augen großes Potenzial, um traditionelle Rollenbilder aufzubrechen und die Lasten gerechter zu verteilen. „Modelle, bei denen beide Eltern beispielsweise 80 % arbeiten, können in Kombination mit schulischer Betreuung gut funktionieren. Gerade bei der Väterkarenz braucht es in vielen Unternehmen aber Pioniere, die sich trauen, mutig voranzugehen und so eine Vorbildrolle einnehmen“ unterstreicht Mitterweissacher.

Generell würden Firmen und Organisationen davon profitieren, wenn sie den Wert von Teilzeitarbeit höher schätzen und Lebensphasen individueller betrachten würden. „Es gibt keine loyaleren Mitarbeitenden als die, die in Teilzeit ihre Fähigkeiten beweisen dürfen. Nur weil ein Mensch in einer bestimmten Lebensphase in Teilzeit gearbeitet hat, heißt das nicht, dass er sein Leben lang nicht aufstocken wird“, gibt Margreiter zu bedenken.

Firmen gestalten die Arbeitswelten ihrer Mitarbeitenden. Darum muss man sich als Unternehmen fragen: Wer soll sich bei uns wohlfühlen?

Wirtschaftliche Vorteile

„Firmen gestalten die Arbeitswelten ihrer Mitarbeitenden. Darum muss man sich als Unternehmen fragen: Wer soll sich bei uns wohlfühlen?“ Ein offenes und unterstützendes Arbeitsumfeld zieht talentierte und engagierte Mitarbeitende an und fördert deren langfristige Bindung“, beschreibt Mitterweissacher die aus einer modernen Personalarbeit resultierenden Vorteile.

Auch empirisch lässt es sich belegen, dass familienfreundliche Strategien erheblich zur Mitarbeiterbindung und -zufriedenheit beitragen. Unternehmen, die solche Maßnahmen implementieren, profitieren von einer geringeren Fluktuation und höheren Produktivität ihrer Belegschaft.

„Es gibt bereits Vorreiterunternehmen in Tirol, die durch innovative Ansätze zeigen, wie moderne Arbeitsmodelle umgesetzt werden können. Diese Unternehmen demonstrieren, dass eine individuelle Betrachtung und Anpassung an die Lebenssituation der Mitarbeitenden möglich und erfolgreich ist“, ergänzt Mitterweissacher.

Niederschwellige Angebote

Mit ihrer Expertise und praxisnahen Vorträgen bieten Fabienne Margreiter und Beatrix Mitterweissacher wertvolle Unterstützung für HR-Verantwortliche in Unternehmen. Zudem wollen sie eine niederschwellige Plattform zu Austausch und vor allem Bewusstsein für das Thema der Vereinbarkeit schaffen.

Letztendlich wollen sie mit ihrem Engagement vor allem bei jungen Frauen Aufklärung schaffen, ihnen die Angst vor der „Gläsernen Decke“ nehmen und zeigen, dass Karriere und Familie sich nicht ausschließen müssen.

Weitere Infos

Das nächste Vernetzungstreffen mit den beiden Expertinnen zum Thema „Diversität als Gamechanger in der Pesonalarbeit - Fokus: kulturelle Vielfalt“ findet am 30. September in der WK Tirol statt.

Anmeldung zur Veranstaltung unter:

info@fa-ma.at oder office@expat-austria.com