Es braucht Verantwortung statt ruinösen Lohnpoker
Die Löhne in Österreich sind in den vergangenen drei Jahren förmlich explodiert und vielen Tiroler Betrieben steht das Wasser bis zum Hals.WK-Präsidentin Barbara Thaler fordert daher maßvolle Gehaltsabschlüsse.
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Wer die Arbeitskosten weiterhin in die Höhe treibt, treibt auch den Standort in den Abgrund – und damit Tausende Arbeitsplätze“, warnt die Präsidentin der Wirtschaftskammer Tirol, Barbara Thaler, angesichts der bevorstehenden Lohnverhandlungsrunden. Seit 2021 sind die Arbeitskosten um rund 20 % gestiegen – ein einsamer Rekord, den kein anderes OECD-Land überbietet. Die Folgen sind bereits deutlich spürbar: Österreich rangiert aktuell am Ende der Liste beim Wirtschaftswachstum in Europa. Inzwischen ist die Inflation wieder auf Normalniveau, das macht weitere übermäßige Lohnerhöhungen erst recht nicht nachvollziehbar. Diese aktuellen Entwicklungen müssen bei den Verhandlungsrunden berücksichtigt werden, um die Wettbewerbsfähigkeit unserer Firmen zu erhalten.
Die Lohn-Preis-Spirale hat in den vergangenen 3 Jahren einerseits die Inflation angeheizt, andererseits die Konjunktur abgewürgt. „Höhere Löhne mögen kurzfristig attraktiv wirken, führen aber langfristig zu erheblichen Belastungen für die Betriebe und den Arbeitsmarkt. Für 83 % der Tiroler Unternehmen sind die gestiegenen Arbeitskosten bereits jetzt das größte Problem – viele kämpfen um ihre Existenz,“ betont Thaler und ergänzt: „Insbesondere exportorientierte Unternehmen drohen im globalen Wettbewerb den Anschluss zu verlieren, weil „Made in Austria“ schlicht zu teuer wird.“
Verlust von Arbeitsplätzen
Das lässt keinen Raum für Wunschkonzerte. „Wenn die Gewerkschaften weiter auf zu hohe Lohnabschlüsse drängen, wird die Rechnung bitter ausfallen. Es droht der schleichende Verlust von Arbeitsplätzen, von Wohlstand und von Potenzial für die Zukunft“, konstatiert Thaler und fordert ein sofortiges Umdenken: „Der Zeitpunkt für maßvolle Abschlüsse und wirtschaftliche Vernunft ist längst überfällig. Alles andere wäre verantwortungslos.“
Die Präsidentin weist darauf hin, dass das eigentliche Problem in diesem Zusammenhang kaum beachtet wird: Während die Sozialpartner verhandeln, wird ganz darauf vergessen, dass viel zu wenig bei den Arbeitnehmer:innen ankommt. „Der Staat kassiert im Durchschnitt 47 Cent von jedem Euro. Die Steuer- und Abgabenlast ist in Österreich eine der höchsten in ganz Europa. Wenn man die indirekten Steuereffekte berücksichtigt, führt das dazu, dass von jeder Lohnerhöhung am meisten der Staat und nicht die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter profitieren“, erklärt die Präsidentin. Daher muss die kommende Bundesregierung die Steuerlast deutlich senken.
Es muss sich lohnen
Das würde auch ein weiteres Problem entschärfen: den akuten Arbeitskräftemangel. Wie eine aktuelle market-Umfrage ergibt, würden 53 % der Tirolerinnen und Tiroler mehr arbeiten – wenn es sich auszahlt. Auch 20 % der Pensionistinnen und Pensionisten würden gerne länger erwerbstätig bleiben – aber auch hier gilt: es muss sich lohnen. „Wir brauchen unsere Leistungsträger:innen, wenn wir unseren Wohlfahrtsstaat erhalten wollen. Doch dafür muss der Staat endlich leistungsfreundlichere Rahmenbedingungen schaffen“, betont die
Präsidentin.