Im Freigelände der Olympia World in Innsbruck gab es am dritten Tag der E3+ Mobility Convention für alle Interessierten ausreichend Gelegenheit die Elektrofahrzeug der zahlreich ausgestellten Marken zu testen, zu fahren und Informationen darüber einzuholen.
© SP-Medien

E3+ Mobility Convention: Knackpunkte des Wandels

In ihrer zweiten Auflage ist die E3+ Mobility Convention Tirol, die länderübergreifende B2B E-Mobilitätskonferenz, um zahlreiche Aussteller gewachsen. In den hochkarätigen Wirtschaftspanels standen Schlüsselthemen auf dem Programm und es wurde nicht um den heißen Brei herumgeredet. „E-Mobilität ist keine Glaubensfrage, sondern eine Frage der Innovation. Es ist unsere Entscheidung, ob wir vorangehen oder hinterherlaufen“, stellte WK-Vizepräsident Manfred Pletzer im Rahmen der Veranstaltung fest.

Lesedauer: 5 Minuten

Aktualisiert am 26.04.2024

Selbst wenn Elektromotoren genau diese Geräusche nicht von sich geben, stottert der große Elektromobilitäts-Motor seit einiger Zeit und Hubert Aiwanger hat eine Erklärung dafür: „Wenn die Politik sagt, in einem Jahr musst du eine PV-Anlage am Dach haben, in einem Jahr musst du ein E-Auto kaufen, dann machen die Menschen dicht und sagen ich muss überhaupt nichts und machen genau das Gegenteil.“ Aiwanger ist Staatsminister für Wirtschaft in Bayern und weiß, dass die Menschen angesichts der massiven Herausforderungen, die das Raus aus Öl und Gas für jede Einzelne und jeden Einzelnen mit sich bringen aber auch angesichts der oftmals unklaren und zu leicht ins Polarisierende abdriftenden Politik verunsichert sind.

WK-Vizepräsident Manfred Pletzer (r.) und Krispin Romang, Swiss eMobility (l.), waren Diskussionsgäste am Podium beim Wirtschaftspanel „Realität und Zukunft“ im Rahmen der Eröffnung der zweiten E3+ Mobility Convention 2024, vom 10. bis 12. April in Innsbruck.
© SP-Medien WK-Vizepräsident Manfred Pletzer (r.) und Krispin Romang, Swiss eMobility (l.), waren Diskussionsgäste am Podium beim Wirtschaftspanel „Realität und Zukunft“ im Rahmen der Eröffnung der zweiten E3+ Mobility Convention 2024, vom 10. bis 12. April in Innsbruck.

Hubert Aiwanger hat Bayern beziehungsweise Deutschland vertreten, als am 10. April 2024 die zweite dreitägige E3+ Mobility Convention Tirol in der Olympiaworld Innsbruck eröffnet wurde. E3 steht für Deutschland, Österreich und die Schweiz, das Plus für Südtirol und der um den südlichen Nachbarn erweiterte D-A-CH-Raum ist es auch, der mit der länderübergreifenden B2B E-Mobilitätskonferenz angesprochen wird. „Das ist der Wirtschaftsraum, den wir bespielen. Wir müssen das kooperativ machen, miteinander diesen Weg gehen“, stellte Gerald Windisch, Veranstalter der Fachkonferenz, in seinem Eröffnungsstatement fest. Windisch ist so etwas wie der „Mister E-Mobility“ des Landes. Sein Ziel für das stadion-füllende Format ist es, einen wichtigen Beitrag zum Abbau von Zugangshürden zur eMobility für Betriebe und private Interessent:innen zu leisten. Unternehmen wurden mit der Fachausstellung rund um Ladeinfrastruktur, Energiemanagement, Planungsdienstleistung, Beratung sowie der größten Fahrzeugausstellung West-Österreichs nach Innsbruck gelockt. Testfahren konnten am dritten, dem Publikums-Tag, auch Privatpersonen und die Auswahl an elektrisch betriebenen Fahrzeugen mit höchst unterschiedlichem Alltagszweck war ein beeindruckender Hinweis auf die enorme Entwicklungsdynamik der Branche.

Eine Dynamik, die trotz der so bitteren wie überall spürbaren Auswirkungen des von Menschen verursachten Klimawandels nicht leicht in die Breite, auf den Boden oder die Straße zu bringen ist. Gerald Windisch hatte jedenfalls nicht vor, den Status quo der E-Mobilität mit Hochglanz zu überschütten. „Die Stimmungslage ist nicht unbedingt für diese Transformationsprozesse“, bestätigte er den Eindruck Staatsminister Aiwangers und all jener, die die stockenden Bewegungsimpulse beim Abschied vom Fossilen mit zwischen Ungeduld und Sorge mäandernden Gefühlen beobachten. 

„Es ist sehr viel Verunsicherung da in Anbetracht der enormen Herausforderungen, die vor uns liegen. Um aus Öl und Gas auszusteigen, müssen wir tiefgreifende Veränderungen vornehmen – in technologischer Hinsicht, aber auch im Verhalten“, stellte Manfred Pletzer, Vizepräsident der WK Tirol, auf der Bühne der Convention klar – und ebendort stellte er auch fest: „Die Zukunft ist elektrisch, doch die Diskussionen haben zu Verunsicherungen geführt. Es freut mich, wenn Politiker jetzt pragmatischer an die Sache herangehen, aber nicht rückwärts- sondern vorwärtsgewandt.“

Um aus Öl und Gas auszusteigen, müssen wir tiefgreifende Veränderungen vornehmen – in technologischer Hinsicht, aber auch im Verhalten.


Aufklären und Vorleben

Pletzer und die Firmengruppe der Familie sind Role Models, wenn es um die Transformation des Energiesystems und die Elektromobilität geht. Als Wärmepumpenhersteller mit Marktführeranspruch in Österreich und Deutschland versteht sich das fast von selbst, weiß „der Chef“ doch genau, wie hocheffizient die Technologien zwischenzeitlich sind, die aus erneuerbaren Quellen gewonnene elektrische Energie umwandeln – in Wärme oder Bewegung. Wird der Vizepräsident gefragt, ob es denn überhaupt möglich ist, auf Öl und Gas zu verzichten, sagt er: „Ja, es ist technologisch möglich.“ Und wird er gefragt, ob es auch ökonomisch – also leistbar ist, sagt er: „Ja, das ist so. Natürlich muss man Geld in die Hand nehmen und investieren. Man soll vor Investitionen aber keine Angst haben.“

Diesen Ängsten begegnet die Pletzer Gruppe nicht nur mit Aufklärung, sondern vor allem, indem der Wandel im Unternehmen vorgelebt wird. Manfred Pletzer selbst fährt seit zehn Jahren elektrisch, schafft es, so in den Urlaub zu fahren, zu den Kund:innen zu kommen und auch, entsprechend wirtschaftlich zu laden. „Wir haben aktuell 40 Prozent der Autos unserer Firmengruppe elektrifiziert. In zwei Jahren werden es 100 Prozent sein. Es ist also machbar und vor allem wirtschaftlich umsetzbar“, betont er. Dass die mobile Zukunft elektrisch ist, davon ist Pletzer überzeugt, wenngleich er weiß, dass der Weg noch ein weiter, die Zeit aber begrenzt ist. „Ich tue es, weil es wirtschaftlich ist und unternehmerisch Sinn macht. Aber vor allem tue ich es, weil es für die nächste Generation existenzgefährdend ist, wenn wir es nicht tun beziehungsweise existenzerhaltend und gesundheitsfördernd ist, wenn wir es tun. Diese Verantwortung müssen wir übernehmen“, so
Pletzer.

Neue Denkmuster

Die nächste Generation. Dazu zählt auch Pletzers 18-jähriger Sohn, von dem der Vater vor der Auftaktveranstaltung in der Olympiaworld den Auftrag bekommen hat, alle zu überzeugen, dass E-Mobilität für mehr Gesundheit in der Zukunft steht. Pletzer: „Für ihn ist es keine Frage, dass E-Mobilität gesünder, ruhiger und sauberer ist und er sagt, dass man sich von den veralteten Verbrennungsmotoren verabschieden sollte.“

An Antworten auf die Frage, wie dieser Abschied passieren und die größtmögliche mobile Emissionsfreiheit umgesetzt werden kann, arbeitet Markus Mailer, Professor für Verkehrsplanung an der Universität Innsbruck, mit unermüdlichem wissenschaftlichen Einsatz. Der Professor war für die Keynote des Convention-Auftaktes verantwortlich und nutzte die Bühne beispielsweise, um das sperrige Wort Nachhaltigkeit mit Zukunftsfähigkeit zu ersetzen und mit Lebensqualität gleichzusetzen. „Es ist kein Verzichtsbegriff, sondern ein Qualitätsbegriff“, stellte Mailer klar. Denkmuster zurecht zu rücken und neu zu definieren ist ein Teil der Herkulesaufgabe. Der Abschied vom fossilen Denken ist vor allem im Zusammenhang mit dem Reichweiten-Thema, „der letzten Bastion der Verbrennungsmotoren“, entscheidend. Weil nur vier Prozent der mit Pkws zurückgelegten Wege länger sind als 50 Kilometer, können dem Schreckgespenst recht rasch die Alltags-Zähne gezogen werden. „Wir müssen dieses Reichweitenthema in den Gewohnheiten, den Köpfen und in der Infrastruktur ändern –die muss dorthin kommen, wo die Leute parken und sie muss einfach bedienbar sein“, so Mailer. Zum Abschluss zitierte er Goethe, der sagte: „Es ist nicht genug zu wissen – man muss auch anwenden. Es ist nicht genug zu wollen – man muss auch tun.“ Ein kluger Satz. Ewig gültig. Auch beim aktuellen Transformationsprozess.