Patrik Schwaiger hat sich schon immer für Mechatronik interessiert und folglich eine Lehre als Elektrotechniker gestartet. Auf einer Baustelle in Kundl kann er derzeit seine Freude zum Beruf ausleben.
© Elektro Zobl

Duale Ausbildung: Ein Erfolgsmodell für alle

Die enge Verzahnung zwischen Theorie und Praxis garantiert eine hohe Ausbildungsqualität. Patrik Schwaiger absolviert derzeit eine Fachberufslehre als Elektrotechniker in Brixlegg. Für ihn der ideale Berufsweg.

Lesedauer: 3 Minuten

Aktualisiert am 02.10.2023

Bei Elektro Zobl in Brixlegg herrscht reges Treiben. Im Verkaufsraum wird über diverse Elektrogeräte beraten und im Lager sehen wir wie Mitarbeiter:innen alle nötigen Materialen für die aktuellen Baustellen zusammentragen und in den Firmenautos verstauen. Patrik Schwaiger kommt gerade von einer Baustelle in Kundl. Bei einem Neubau der Firma Sandoz hat er heute Kabel für die Lüftungsanlage gezogen. „Meine Gesellen trauen mir sehr viel zu. Da macht jeder Arbeitstag richtig Spaß und ist sehr abwechslungsreich“, so der gebürtige Steirer. Patrik ist über viele Umwege im Tiroler Unterland angekommen. Nach der Skihandelsschule in Schladming hat er die staatliche Skilehrerprüfung absolviert und war in Australien als Skilehrer tätig. Nach seiner Rückkehr hat er 2015 seine eigene Skischule mit mehreren Mitarbeiter:innen in Obertauern gegründet.

Für Geschäftsführer Andreas Zobl (r.) war Patrik Schwaiger vom ersten Tag an ein vollwertiger Mitarbeiter und konnte überall gleich mitarbeiten.
© WK Tirol Für Geschäftsführer Andreas Zobl (r.) war Patrik Schwaiger vom ersten Tag an ein vollwertiger Mitarbeiter und konnte überall gleich mitarbeiten.

Alles auf Anfang

Doch vor zwei Jahren kam die Kehrtwende. Nach einem schweren Paragleitunfall konnte der 38-Jährige sein Unternehmen nicht mehr weiterführen. Nach einem Reha-Aufenthalt in Bad Häring wurde er in Schwoich sesshaft und suchte nach einer neuen Perspektive. „Ich interessiere mich sehr für Mechatronik. So war recht schnell klar, dass ich in Richtung Elektrotechnik gehen möchte“, so der Lehrling. Nach einer Initiativbewerbung konnte Patrik im März 2022 seine Ausbildung bei Elektro Zobl in Brixlegg starten. „Durch meinen Handelsschulabschluss hatte ich die Möglichkeit, das Ausbildungmodul elevel 2.0 zu wählen – und kann dadurch meine Fachberufslehre in verkürzter Zeit absolvieren. Der Verdienst ist auch höher und meine Schulkolleg:innen sind auch etwas älter und alle sehr motiviert. In unserer Klasse merkt man einfach, dass alle in ihrem Lehrberuf aufgehen“, so der Jung-Elektriker.  Die Berufsschule besucht Patrik geblockt für knapp zehn Wochen in Innsbruck.

Den Schritt vom eigenen Chef zum Lehrbub sieht Patrik gelassen. „Das Leben läuft oft anders als geplant. Ich lasse mir gerne Dinge erklären, vor allem wenn sie mich interessieren. Und ich denke, dass ich durch meine bisherige Berufserfahrung gut ins Team passe. Die Lehre als Elektrotechniker gefällt mir einfach, weil ich am Ende des Tages ein Ergebnis sehe. Es macht mich zufrieden – und darauf kommt es für mich an.“ So sieht es auch Geschäftsführer Andreas Zobl. Für ihn ist Patrik ein wertvoller Mitarbeiter geworden und mehr als nur ein Lehrling: „Patrik war vom ers-ten Tag an ein vollwertiger Mitarbeiter. Er hat ein Gespür für Elektrotechnik und sein Interesse und seine Motivation sind in der täglichen Arbeit zu sehen.“

Voller Durchblick

So ist das Verständnis für technische Vorgänge und auch der Umgang unter den Mitarbeiter:innen auf der Baustelle ganz ein anderer als oft bei Jugendlichen. „Hier sind einfach die Lebenserfahrung und die ausgeprägteren Social Skills deutlich zu spüren.“ Elektro Zobl wurde 1995 gegründet und beschäftigt derzeit 60 Mitarbeiter:innen, davon allein 15 Lehrlinge. Der Betrieb zählt auch zu den ausgezeichneten Tiroler Lehrbetrieben und legt sich dafür ordentlich ins Zeug: „Wir legen sehr großen Wert darauf, dass die Lehrlinge alles im Betrieb sehen und die Abteilungen und Bereiche durchlaufen und kennenlernen. Nächstes Jahr ist auch eine eigene Lehrwerkstätte geplant. Hier soll genügend Zeit sein, dass die Lehrlinge tiefer in die Materie schauen können. Auf der Baustelle bleibt dafür oft zu wenig Zeit.“

Aber nicht nur Patrik mit seinen 38 Jahren, einem Handelsschul-Abschluss und ehemaliger Unternehmer ist ein Ausnahme-Lehrling im Unternehmen. Auch ein ehemaliger Chemielaborant sowie ein Asylwerber aus Ghana haben in die Elektrotechnik gewechselt und eine Lehre gestartet. „Bei uns ist jeder herzlich Willkommen, der sich für Elektrotechnik interessiert und motiviert ist“, freut sich Andreas Zobl über seine bunte Mitarbeiterschar. „Wenn man ins Handwerk reinschauen kann und man sieht, wie die Lehrlinge mit den Aufgaben mitwachsen und eine Freude haben, ist das richtig toll. Da hat man als Unternehmen schon vieles gewonnen.“