Paul Kogelnig (links) und Ernst Stockinger bauen auf digitalen Export. Ihre Food Bikes können ganz individuell konfiguriert und online bestellt werden.
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Digitaler Direktexport: Erfolgreiche Tiroler Unternehmen

Tiroler Produkte ins Ausland verkaufen, ohne Handelsvertreter:innen und Vertriebspartner:innen im Exportland? Es gibt Tiroler Firmen, die das erfolgreich umsetzen, beispielsweise Paul & Ernst in Wattens.

Lesedauer: 4 Minuten

Aktualisiert am 03.10.2023

Im Zuge von Reisen durch Lateinamerika und Asien lernten die Schulfreunde Paul Kogelnig und Ernst Stockinger die dortige Street-Food-Kultur kennen. Und sie entdeckten, dass es in  Österreich keine vergleichbaren Angebote gab. So entstand die Idee zum Gastro-Bike made in Tirol. Nach einer kurzen Entwicklungszeit war der erste Prototyp eines elektrisch betriebenen Lastenfahrrads für die Gastronomie gefertigt. Als gelernte Tischler legten Kogelnig und Stockinger dabei selbst Hand an. Die ersten Anfragen aus aller Welt ließen nicht lange auf sich warten. So gründeten die beiden im Jahr 2017 ihr Unternehmen und fanden bald im Gründerzentrum Werkstätte Wattens einen geeigneten Platz.

Anfragen aus aller Welt

Doch wie kamen die Gründer auf die Idee, ihre Food Bikes via direktem Digitalexport zu verkaufen? „Das hat sich in der Gründungsphase unseres Unternehmens so ergeben. Soziale Netzwerke wie Instagram und Pinterest waren noch sehr jung und Bilder unserer Bikes haben sich ohne unser Zutun viral verbreitet. Daraufhin bekamen wir viele Anfragen aus aller Welt – vom Sofitel in Kambodscha über den Yachthafen in Kroatien bis hin zum Street-Food-Markt in Dänemark. Auf diesen Erfahrungen haben wir aufgebaut und unser digitales Marketing laufend verbessert“, berichtet Ernst Stockinger.

Der ganze Verkaufsprozess bei Paul&Ernst läuft digital, zu einem großen Teil über soziale Medien. Die Kund:innen können sich ihre Street-Food-Bikes über einen Online-Konfigurator  individuell gestalten. Neben der Farbe des Rahmens oder den einzelnen Ausstattungsoptionen, wie Gefriereinheit für Ice-Cream-Bikes, können die Fahrräder mit einer eigenen Folierung individuell gebrandet werden. Zudem können die Bikes mit POS-Systemen, wie einer Registrierkassa, ausgestattet werden.

Die innovativen Tiroler Produkte gehen mittlerweile in die ganze Welt.
© Paul&Ernst Die innovativen Tiroler Produkte gehen mittlerweile in die ganze Welt.

Erfolgreich trotz Krise

Zu den Kund:innen zählen neben Kleinunternehmern auch große Unternehmen wie MPreis, Spar oder Lego. Bis nach Dubai wurden die
Tiroler Bikes bereits verkauft. Das Geschäft funktioniert, trotzt schwieriger Rahmenbedingungen: „Wir sind seit unserer Gründung jedes Jahr stark gewachsen, auch während der Corona-Krise. Pandemie und Lieferkettenkrise haben unser Wachstum gebremst, wir können trotzdem zufrieden mit den Entwicklungen sein“, sagt Stockinger.

Aktuell arbeiten schon 26 Mitarbeitende in Tirol. Paul&Ernst ist gerade in eine größere Produktionshalle übersiedelt, wo der gesamte Montageprozess vom Lastenrad bis zu den Gastronomieaufsätzen umgesetzt wird.

Wachstum

Allerdings wurde auch klar, „dass laufend wesentlich mehr Aufwand erforderlich wurde, um weiteres Wachstum zu erzielen, da soziale Netzwerke mehr und mehr als Marketingplattformen genutzt werden“, berichtet Stockinger. Der finanzielle Aufwand für bezahlte Werbung und professionelle Content-Erstellung stieg. Dennoch: „Der digitale bzw. passive Direktvertrieb bildet eine solide Basis für unser Unternehmen.“ Um weiteres Wachstum zu erzielen, forciert das Unternehmen zusätzlich den aktiven Direktvertrieb, etwa über Messen.
Was sind die wichtigsten Tipps, welche die Firmengründer anderen KMU für den digitalen Direktexport geben können? „KMU lagern digitales Marketing oft an Agenturen aus und hier besteht das Risiko, dass es sehr teuer werden kann, weil die Ressourcen nicht zielgerichtet eingesetzt werden. Wenn möglich, sollte zumindest die Content-Erstellung im eigenen Unternehmen erfolgen.

Hier ist Qualität viel wichtiger als bezahlte Werbeschaltungen mit mäßigem Inhalt“, sagt Stockinger. Und: „Egal, ob von einer Agentur oder in House – das Wichtigste, um den Marketingprozess zu verbessern, ist das Sammeln von Daten: Von Insta bis zur Auslieferung muss alles getrackt werden, damit die Conversion Rates analysiert werden können.“