Der Schulterschluss aller Beteiligten hat es möglich gemacht, dass Tirol der Standort der ersten Anerkannten Europäischen Schule Österreichs ist: Helmuth Aigner (Projektkoordinator der AES Tirol), Bildungsdirektor Paul Gappmaier, Wirtschaftskammerpräsidentin Barbara Thaler, Bildungslandesrätin Cornelia Hagele, LH Anton Mattle, Andreas Beckmann (Generalsekretär der Europäischen Schulen aus Brüssel) sowie Ministerialrat Christian Ruhs (v.l.).
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Das Tor zur Welt öffnet sich

Die Kooperationsvereinbarung der ersten Anerkannten Europäischen Schule (AES) Österreichs wurde in Innsbruck unterzeichnet. Der Generalsekretär der AES, Andreas Beckmann, erklärt im Interview, warum dieses Projekt Leuchtturm-Charakter für das gesamte Bildungssystem hat.

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Aktualisiert am 04.06.2024

Paris, Brüssel, Kopenhagen – und nun auch Innsbruck. Die Rede ist von der Anerkannten Europäischen Schule (AES), die es bisher an 23 Standorten in der Europäischen Union gibt. Für die 24. AES, die erste in Österreich, wurde in diesem Monat der Kooperationsvertrag in Innsbruck feierlich unterzeichnet. AES garantieren einen mehrsprachigen und multikulturellen Unterricht für alle Kinder vom Elementar- bis zum Sekundarbereich. Das zukunftsorientierte Ausbildungskonzept gilt als Leuchtturm-Modell in der österreichischen Bildungslandschaft. „Für die Tiroler Wirtschaft ist heute ein Feiertag. Mit der Unterzeichnung öffnet sich das Tor von und nach Europa: für internationale Fachkräfte und – als öffentliche Schule – natürlich auch für unsere Tiroler Familien“, freut sich Wirtschaftskammerpräsidentin Barbara Thaler über die offizielle Anerkennung der Schule.

Inwieweit konnte gerade der Standort Innsbruck als erster Antragsteller Österreichs für eine Anerkannte Europäische Schule (AES) überzeugen?

Andreas Beckmann: Ganz ehrlich gesprochen, hatte ich erwartet, dass der Antrag für die erste Anerkannte Europäische Schule in Österreich aus Wien kommen wird. Nun ist es Tirol geworden, und das hat gute Gründe. Erstens bietet Innsbruck eine hochinteressante, grenzüberschreitende Lage im Herzen Europas. Und zweitens konnte Tirol durch die außergewöhnlich gute Kooperation sämtlicher Beteiligten überzeugen. Die Zusammenarbeit zwischen Land, Bund, den Schulen und der Wirtschaftskammer war ausgezeichnet. Es war in jeder Phase des Projekts spürbar, dass der Wille zur Umsetzung der Anerkannten Europäischen Schule gegeben ist. Der Zeitplan für die Umsetzung innerhalb von zwei Jahren war äußerst ambitioniert und konnte tatsächlich eingehalten werden. Die Unterzeichnung des Kooperationsvertrages ist auch für mich persönlich etwas ganz Besonderes: Die AES Tirol ist das erste Projekt, das ich als Generalsekretär vom Anfang bis zur gelungenen Umsetzung begleiten durfte.

Ein Grundprinzip der AES ist das kompetenzbasierte Lernen, das heißt, dass wir den Schülerinnen und Schülern die Kompetenzen der Zukunft vermitteln.



Das AES-Modell bietet ein kontinuierliches pädagogisches Programm – vom Kindergarten bis zum Abschluss der Sekundarstufe 2. Was sind die Besonderheiten dieses Programmes?

Erstens: Die Anerkannte Europäische Schule legt besonderen Wert auf Sprachen. Das Sprachniveau in der ersten gewählten Fremdsprache entspricht bei unseren Absolventinnen und Absolventen fast dem Niveau der Muttersprache. Zweitens das Curriculum, welches das Beste aus 27 Mitgliedstaaten zu vereinen versucht. Die Anerkannte Europäische Schule lässt bewusst Raum für Innovationen und geht daher in der Weiterentwicklung der Bildungspolitik oft voraus. Drittens sind es die europäischen Werte, die im Rahmen der AES bewusst vertreten und gelebt werden.

WK-Präsidentin  Barbara Thaler im Austausch mit Andreas Beckmann, dem Generalsekretär der Anerkannten Europäischen Schulen.
© Die Fotografen WK-Präsidentin Barbara Thaler im Austausch mit Andreas Beckmann, dem Generalsekretär der Anerkannten Europäischen Schulen.



Eine internationale Schule stellt sich zwangsläufig einer höheren Heterogenität der Schülerinnen und Schüler. Mit welchem Konzept?

Das beginnt schon bei der sozialkulturellen Vielfalt des Lehrkörpers selbst. Das erfordert gegenseitiges Zuhören, was sich auf die Schülerinnen und Schüler überträgt und zu einem hohen Grad an Toleranz und Respekt gegenüber anderen Ländern führt.

Fachkräfte aus dem EU-Raum ziehen mit ihren Familien, und somit mit Kindern unterschiedlichsten Alters, nach Tirol. Was ermöglicht einen gelungenen (Quer-) Einstieg dieser Kinder in eine AES?

Mit unserem einheitlichen europäisch anerkannten Bildungsmodell ermöglichen wir unseren Schülerinnen und Schülern einen problemlosen Einstieg und auch einen reibungslosen Übergang von der Primar- in die Sekundarstufe sowie einen international anerkannten Abschluss mit dem
Europäischen Bakkalaureat.

Welche guten Argumente gibt es für inländische Eltern, ihre Kinder auf eine AES zu schicken?

Anerkannte Europäische Schulen stehen für hohe Sprachkompetenz und Weltoffenheit. Unseren Absolventinnen und Absolventen steht es nach Abschluss der Schule frei, in jedem beliebigen Mitgliedsland der EU zu studieren. Und natürlich verfügen sie auch über das nötige Rüstzeug, um auf der ganzen Welt arbeiten und leben zu können, wenn sie das möchten. Ein Grundprinzip der AES ist das kompetenzbasierte Lernen, das heißt, dass wir den Schülerinnen und Schüler die Kompetenzen der Zukunft vermitteln.