Bettenobergrenze mit Bedacht
Die von der Opposition im Tiroler Landtag geforderte Bettenobergrenze ist für Franz Staggl, Fachgruppenobmann der Tiroler Hotellerie, nur für Neugründungen auf der „grünen Wiese“ vorstellbar.
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Das Tiroler Beherbergungswesen war in den letzten Jahren geprägt von einem massiven Qualitätsschub bei gleichzeitig sinkenden Bettenzahlen. „Tirol hatte schon einmal viel mehr Betten. Durch die ständigen Qualitätsverbesserungen und weil in einigen Regionen private Investor:innen kräftig in den Ganzjahrestourismus investiert haben, kommt es mittlerweile zu regional unterschiedlichen Auswirkungen“, beschreibt Franz Staggl, Fachgruppenobmann der Tiroler Hotellerie, die gegenwärtige Situation.
Grundsätzlich ist aber jede Branche auf ein moderates Wachstum angewiesen. „Es muss in den weniger tourismusintensiven Regionen Tirols weiterhin möglich sein, Betriebe anzusiedeln und gewachsene Strukturen durch den Ausbau von Betten zu erweitern“, fordert Staggl. Eine Obergrenze von 300 Betten pro Betrieb ist für den Hotellerie-Obmann darum nur bei Neugründungen auf der „grünen Wiese“ ein Thema. „Gerade Kettenbetriebe aus dem Ausland denken und planen in Dimensionen, die diese Grenze deutlich übersteigen“, so Staggl weiter. Sehr wohl müsse es aber Tiroler Bestandsbetrieben mit entsprechend hoher Nachfrage möglich sein, in ihren Kapazitäten auch über diese Grenze zu wachsen.
Wirtschaftsmotor Tourismus
Immer wieder hat der Tiroler Tourismus gezeigt, dass er in Zeiten, in denen andere Branchen schwächeln, gegen eine Vielzahl von Außeneinwirkungen resistent ist. „Gibt es kein Wachstum im Tourismus, gibt es auch kein Wirtschaftswachstum in Tirol. Das haben wir in der Saison 2008/2009 und erneut nach der Pandemie erlebt. Während die privaten Bautätigkeiten derzeit vermehrt zurückgefahren werden, wächst der Ruf nach touristischen Investitionen. Hauptinvestor:innen in der Branche sind derweil die kleinstrukturierten Tiroler Familienhotelleriebetriebe, nicht die Ketten“, zeichnet Staggl das gegenwärtige Bild.
„Unsere Familienbetriebe sind von einer nachhaltigen Entwicklung und dem Denken an die Nachfolgegeneration geprägt. Gewinne werden reinvestiert und sorgen für regionale Wertschöpfung. 70 % aller Ausgaben von Beherbergungsbetrieben – vom Einkauf über die Handwerker:innen bis hin zu den Druckwerken – werden in der eigenen Region getätigt. Weitere 20 % werden innerösterreichisch investiert und lediglich 10 % dieser Leistungen werden aus dem Ausland bezogen“, argumentiert der Obmann der Tiroler Hotellerie weiter.
Standortsicherheit durch Wachstum
„Grundsätzlich tragen wir den ‚Tiroler Weg‘ mit, jedoch muss den Betrieben Wachstum weiterhin möglich sein. Ohne kontinuierliches Wachstum leidet der Wohlstand in den Tälern und mit ihm die Standortsicherheit Tirols. Kein Mensch fordert das Gewerbe oder gar die Industrie in ihren Kapazitäten zu reglementieren. Warum also den Tourismus?“, mahnt Staggl.
Während die Bettenzahlen in Tirol über die vergangenen Jahre kontinuierlich sanken, lässt sich gleichzeitig eine „Wanderung“ der Betten von Privatzimmervermieter:innen und Kleinpensionen hin zu den gewerblichen Beherbergungsbetrieben verzeichnen. Ausdruck für diese Entwicklungen ist auch ein Beschäftigtenwachstum in der Branche von über 40 % in den letzten 15 Jahren. „Das aktuelle Bettenwachstum ist dabei genauer zu analysieren. Wir gehen davon aus, dass der größte Zuwachsanteil auf die gewerberechtlichen Anpassungen von Privatzimmervermietungen hin zu gewerblichen Ferienwohnungen und Appartementhäusern zurückzuführen sind“, betont Franz Staggl abschließend.