Bädersterben in Tirol abwenden
Die Tiroler Bäder- und Saunabetriebe brauchen finanzielle Hilfen. Ohne sofortige Unterstützung vom Land drohen weitere Schließungen.
Lesedauer: 3 Minuten
Bei ihrer traditionellen Pressekonferenz im Herbst verwiesen Vertreter der Tiroler Bäderbetriebe einmal mehr mit Nachdruck auf die wirtschaftlichen Herausforderungen, vor denen die gesamte Branche steht. Aufgrund gestiegener Energiekosten und einem enormen Investitionsbedarf in den Betrieben forderten sie umgehend finanzielle Unterstützung vom Land Tirol. Angesichts der äußerst schwierigen Situation, in der sich die Tiroler Bäder befinden und ihrer großen Bedeutung für Einheimische wie den Tourismus, bekräftigte auch WK-Präsident Christoph Walser den Appell an die Politik.
Energie- und Instandhaltungskosten belasten Bäder massiv
Nach wie vor sind es die hohen Energiekosten, die den Tiroler Bädern am meisten zu schaffen machen. „Abhängig vom Alter und dem Erhaltungszustand eines Bades liegen die Energiekosten zwischen 10 % und 20 % des gesamten betrieblichen Aufwands“, beschreibt Ulrich Mayerhofer, Obmann der Tiroler Bäder- und Saunabetriebe, die angespannte Situation. Besonders die Betreiber:innen von Hallenbädern bekommen die erhöhten Kosten drastisch zu spüren. „Die zu erwartenden Energiekosten steigen im Jahr 2023 so um bis zu 600.000 Euro pro Bad. Dies ist für viele Bäder nicht zu tragen. Die Schließung des Badebetriebs in Axams ist dafür ein exemplarisches Beispiel“, warnt Mayerhofer. Zudem wurden in vielen kommunalen Bädern Instandhaltungsmaßnahmen immer wieder aufgeschoben, um die Budgets der Standortgemeinden nicht weiter zu belasten.
Auch WK-Präsident Christoph Walser ist sich der kritischen Lage in den Tiroler Bädern bewusst. „Wir regen dringend an, dass das Land Tirol bei jenen Hallenbädern, die eine Bundesförderung erhalten, die darüber hinausgehenden 40 % der Mehrkosten übernimmt. Bäderbetreiber, die keine Bundesförderung erhalten, müssen seitens des Landes mit 100 % der Mehrkosten für Energie unterstützt werden, um den wirtschaftlichen Schaden für die Eigentümergemeinden zumindest zu reduzieren“, fordert Walser.
Öffentliche Hallenbäder im Dilemma
Dass kommunale Hallenbäder grundsätzlich nicht kostendeckend geführt werden können, weiß auch Christian Härting, Bürgermeister der Marktgemeinde Telfs. Er skizziert die wirtschaftliche Lage des Hallenbad Telfs, das mit Betriebsbeginn 2017 ein verhältnismäßig neues Bad darstellt und im ersten Halbjahr 2023 dennoch Mehrkosten in Höhe von 350.000 Euro verzeichnen musste. „In ähnlichen finanziellen Schwierigkeiten befinden sich auch die anderen Hallenbäder in Tirol“, betont auch Georgios Chrysochoidis, Bürgermeister der Gemeinde Leutasch, „unter diesen Voraussetzungen wissen viele Gemeinden nicht wie sie ihre Bäder im kommenden Jahr finanzieren sollen.“
Da die kommunalen Hallenbäder überwiegend von der Bevölkerung, von Schulen und von Vereinen genutzt werden, müsse diesen Gruppen ein besonders kostengünstiger Eintrittstarif gewährt werden, um breiten Bevölkerungsschichten Freizeiträume und die Möglichkeit zu geben, schwimmen zu lernen. „Hier besteht ein besonders großer Zuschussbedarf“, sind sich Härting und Chrysochoidis einig. „Den niedrigen Tarifen stehen die in den letzten Monaten stark gestiegenen Kosten für Energie, Personal und andere Betriebsmittel gegenüber“, ergänzt Mayerhofer.
Wie schwer sich die gestiegenen Kosten auf den Betrieb kommunaler Hallenbäder auswirken, erfährt Michael Kirchmair, Geschäftsführer des Freizeitzentrums Axams und des Telfer Bades derzeit im eigenen Betrieb. „Wir haben bereits das Gespräch mit der Landesregierung gesucht und viel gekämpft. Trotzdem bleibt der Badebetrieb in Axams bis auf weiteres geschlossen“, bedauert Kirchmair. „Wenn wir nicht wollen, dass wir eine Generation an Nichtschwimmer:innen erziehen und immer mehr Leistungsschwimmer:innen das Land verlassen, braucht es dringend mehr Wasserflächen in Tirol“, pflichtet Robert Krismer, Obmann des TWV Innsbruck ihm bei.
Dringender Appell an die Politik
Aufgrund der Dringlichkeit, mit der die Tiroler Bäder- und Saunabetriebe auf finanzielle Hilfen angewiesen sind, bringt WK-Präsident Walser einen laufenden „Bädereuro“ in Höhe von 3 Euro pro Besucher:in und Jahr ins Gespräch. Dieser soll den öffentlichen Hallenbadbetreibern jährlich als Abgangsdeckung gewährt werden. „Die Finanzierung könnte aus Mitteln des Gemeindeausgleichsfonds erfolgen, wodurch die Belastung auf alle Tiroler Gemeinden verteilt werden könnte. Gleichzeitig würde damit für die Bäderbetreiber ein Anreiz geschaffen, die Besucherzahlen zu steigern und ihr Bad wirtschaftlicher zu betreiben“, so Walser.
Als weitere Unterstützungsmaßnahme für die öffentlichen Hallenbäder fordert der WK-Präsident gemeinsam mit der Fachgruppe der Bäder ein Sonderförderprogramm zur Sanierung kommunaler Schwimmbäder in Tirol, ähnlich wie es in Bayern besteht. „Nur so kann sichergestellt werden, dass nicht weitere kommunale Hallenbäder wegen hohem Sanierungsbedarf geschlossen werden und die Menschen in Tirol noch weitere Wege zum nächsten Hallenbad in Kauf nehmen müssen“, mahnt Mayerhofer.
Darum richten die Interessenvertreter der Tiroler Bäder- und Saunabetriebe ihren Appell abschließend an die Landespolitik: „Nur eine zeitnahe finanzielle Unterstützung der kommunalen Hallenbäder kann einen Fortbestand der Betriebe sichern. Sofortmaßnahmen sind daher noch im heurigen Jahr unabdingbar.“