Auf den Punkt gebracht
2022 hat Veronika Kärle-Haid (35) die Geschäftsführung des bekannten Tiroler Familienunternehmens übernommen, ein Handwerksbetrieb mit mehr als fünf Gewerken unter einem Dach. Im Interview mit der Tiroler Wirtschaft erzählt sie nicht nur, wie sie in das Familienunternehmen hineingewachsen ist oder über die Herausforderungen und den Spaß an der Spitze. Sie erklärt auch, warum der Name von Lichthaus Haid in Haid Werbetechnik geändert wurde: „Damit haben wir unser Produktportfolio auf den Punkt gebracht.“ Stimmt.
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Sie sind seit 2022 alleinige Geschäftsführerin des Unternehmens, das von ihrem Großvater vor 72 Jahren gegründet wurde. Wie sind sie da hineingewachsen? Umgeben von so viel spielerischem Licht muss das sehr bunt gewesen sein. War’s das?
Veronika Kärle-Haid: Es war auf jeden Fall sehr spannend ich habe schon im Kindes- und Jugendalter viel mitbekommen. Die Themen waren auch am Esstisch präsent. Ich durfte immer Fragen stellen und meine Meinung äußern. Ich bin für voll genommen worden und das schon in sehr jungen Jahren.
Hat Sie dieses frühe „für voll genommen werden“ geprägt und auf Ihre jetzige Rolle vorbereitet?
Natürlich, ja. Einerseits das Kaufmännische, das mir vermittelt wurde. Andererseits habe ich mitbekommen, was es bedeutet, Unternehmerin zu sein – im Sinne von Verantwortung, Mitarbeiterführung und die zu erbringende Leistung sowie die Erwartungen, die man an sich selbst und auch an andere hat. Mein Papa leitete den Vertrieb und war viel unterwegs. Manchmal habe ich mitfahren dürfen – das war cool und das waren sehr viel positiv konnotierte Erlebnisse. Ich habe aber auch die Sorgen oder die schlaflosen Nächte mitbekommen, und dass man manchmal irgendwo anstehen kann. Ja, ich habe da schon ein sehr komplettes Bild präsentiert bekommen und konnte mich bewusst für das Unterneh-merin sein entscheiden.
Seit der Firmengründung und der Konzentration auf Neonröhren hat sich das Unternehmen extrem entfaltet. Hat es sich grundsätzlich geändert?
Jein. Mein Großvater hat früher Neonglas geblasen und hat dann irgendwann beschlossen, dass es keinen Sinn macht, wenn ein anderer die Aluminiumarbeiten macht und einen Buchstaben formt und der nächste die Konstruktion dazu baut. Das wollte er alles in einem Haus haben. So hat es angefangen und damit war der Sinn des Unternehmens immer schon, Beschriftungen herzustellen, also Unternehmen oder Geschäfte sichtbar zu machen.
Dieses Sichtbarmachen oder Sichtbarkeit zu erzeugen ist der starke rote Faden des Unternehmens, das über viele Jahrzehnte als Lichthaus Haid bekannt war. Sie haben den Claim verändert und Haid Werbetechnik ergänzt. Warum?
Mit dem neuen Konzept heben wir dieses sichtbar sein oder Sichtbarkeit erzeugen hervor. Werbetechnik ist der kompletteste Begriff, der Schilder, Lichtwerbung und Digitaldrucke – also alles, was wir machen – vereint. Im Endeffekt war es immer schon Werbetechnik, worauf sich das Unternehmen spezialisiert hat. Es ist sicher nicht der kreativste Begriff, aber einfach und klar.
Ihre Werbung ist gewissermaßen die Werbung, die das Unternehmen kreiert und produziert. Kommen die Kund:innen zu Ihnen, weil sie eine Werbeanlage sehen und denken wow, das möchte ich auch – oder ist der Name Haid in dem Zusam-menhang längst Programm?
Wir haben definitiv einen sehr hohen Bekanntheitsgrad in Tirol und der „WOW-das-will-ich-auch-Kunde“ kommt tatsächlich noch sehr oft vor. Wir haben ein Vertriebsteam, das vor allem in Tirol intensiv für die Sichtbarkeit sorgt. Es ist eine kontinuierliche Weiterentwicklung und man darf sich nicht auf den Lorbeeren ausruhen. Es geht alles schnell in der heutigen Zeit – das Aufbauen, aber auch das Abbauen.
Welche sind die faszinierendsten Aufgaben für Sie als Geschäftsführerin?
Die Gestaltungsmöglichkeiten. Einerseits ist es mir sehr wichtig, für die Menschen einen Arbeitsplatz zu gestalten, an dem sie gerne sind. Das ist keine leichte, aber eine tolle Aufgabe. Was mir auch sehr gut gefällt, ist die Interaktion mit Kunden, also der Vertrieb. Ich habe diesen Bereich von meinem Vater übernommen und bin im Herzen Vertrieblerin.
Was ist an der Zusammenarbeit mit Ihren Kund:innen so reizvoll?
Es ist sehr spannend herauszufinden, wie beispielsweise ein Konzern funktioniert und welche Persönlichkeiten hinter zahlreichen Klein- und Mittelbetrieben sowie in der Hotellerie und Gastronomie stehen. Kontakt zu Menschen zu haben – das macht für mich Vertrieb aus.
Muss man Menschen mögen, um den Job machen zu können?
Auf jeden Fall. Es geht darum, sich auf verschiedenste Menschen einzulassen. Breit aufgestellt zu sein, war auch schon die Philosophie meiner Eltern. Aus unternehmerischer Sicht und grundsätzlich von der Einstellung her sehen wir alle Projekte als gleichwertig an. Menschen zu mögen, ist eine Grundvoraussetzung Mitarbeiter:innen zu führen.
Sind Sie ein kreativer oder eher ein technischer Kopf?
Ich bin nicht die Kreative. Das muss ich auch nicht sein, kommen die Kund:innen doch meist mit dem fertigen Logo zu uns. Aber das Logo dann bestmöglich in Szene zu setzen, eine technische Lösung zu finden, macht mir sehr viel Spaß. Da gibt es Varianten ohne Ende.
Sie waren eine extrem erfolgreiche Seglerin – vier Mal österreichische Staatsmeisterin und als Jugendliche unter den Top 10 bei den Weltmeisterschaften. Ist das Segeln noch in Ihrem Leben?
Es ist noch in meinem Leben. Ich versuche, einmal im Jahr mit einer Freundinnengruppe eine Regatta zu segeln. Wir sind zwischen 6 und 8 Al-phatierchen am Boot, jede hat ihren Bereich und man kann sich auf die Entscheidungen in diesem Bereich verlassen. Das hilft mir auch beruflich. Wenn du starke Gegenüber hast, ist das eine Bereicherung und eine Chance. Wie im Segelsport muss ich auch als Unternehmerin Entschei-dungen treffen und die Verantwortung dafür übernehmen.
Bei vielem, was Sie sagen, schwingt eine positive Neugier mit…
…ja, die schwingt ständig mit, aber man muss sie auch immer wieder füttern. Gerade, wenn es rundherum so viele Negativnachrichten gibt, ist auch für einen positiven Menschen, wie mich, nicht immer alles „easy going“.
Wenn man die Veranlagung und den Willen hat, ist es leichter, immer wieder positive Sachen zu sehen. Die Kraft, schwierigere Situationen zu meistern gibt mir meine Familie, die mir den Rücken frei hält und das gesamte Haid Team aus unseren wertvollen, langjährigen Mitarbeiter:innen und unseren bereichernden Neuzugängen.
1949 haben Max und Richard Haid mit ersten Neon-Leuchtschriften für das Löwenkino und das Centralkino in Innsbruck ihr Händchen für Blickfänger unter Beweis gestellt. 1952 wurde die Lichthaus Haid GmbH gegründet, das aktuell an den Standorten Innsbruck und Reghin insgesamt rund 100 Mitarbeiter:innen beschäftigt. Anfang 2014 trat mit Veronika Kärle-Haid die dritte Generation ins Unter-nehmen ein. 2022 übernahm sie die alleinige Geschäftsführung von ihren Eltern Judith Aulitzky und Helmut Haid.
Weitere Infos:
www.haid-werbetechnik.com